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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zutreffend betrachten.“
    „Ihnen gefällt sie also nicht?“
    „Nicht unbedingt. Aber im Kern trifft sie die Wahrheit“, sagte ich.
    „Warum verschenken Sie nicht einfach das viele Geld?“ spöttelte das Mädchen.
    „Das wäre nicht so einfach, wie Sie denken“, belehrte ich sie. „Erstens würde sich die Frage erheben, in wie viele Teile das Vermögen zu splittern wäre, und zweitens müßte man ermitteln, wer ein solches Geschenk verdient oder nicht. Eine praktisch unlösbare Aufgabe! Und jedem Beschenkten würde ein Benachteiligter gegenüber stehen — nein, das ist kein vertretbarer Weg!“
    „Sie entschlossen sich daher, Richter zu werden?“
    „So ist es. Aber die Tätigkeit als Bezirksrichter in einem kleinen Ort unweit von New York befriedigte mich nicht. Sie wissen, daß die Tätigkeit eines Bezirksrichters sehr begrenzt ist; sie befaßt sich im wesentlichen mit der Aburteilung geringfügiger Verkehrs- und Trunkenheitsdelikte. Das machte mir keinen Spaß. Ich hängte die Arbeit an den Nagel. Aber seit jener Zeit haftet mir der Name Richter an.“
    „Sie müssen ein sehr, sehr junger Richter gewesen sein.“
    „Ich war der jüngste im Kreis.“
    „Und wie steht es mit dem Lord? Jagt er Verbrecher aus den gleichen Gründen wie Sie?“
    „Ja, seine Motive dürften den meinen ähnlich sein.“
    „Und diese selbstgewählte Arbeit macht Ihnen Spaß?“
    „Spaß? Nicht immer. Aber sie ist nützlich und dient der menschlichen Gesellschaft “
    „Ist diese Arbeit manchmal gefährlich?“
    „Ohne Zweifel.“
    „Sagen Sie das nur, um sich interessant zu machen?“ erkundigte sie sich.
    „Sie haben gefragt, und ich habe geantwortet“, meinte ich.
    „Entschuldigen Sie, diesmal bin ich es, die sich danebenbenommen hat“, murmelte sie. Sie verlangsamte die Fahrt und hielt vor einem einstöckigen, weiß gestrichenen Holzgebäude, das eine überdachte Vorderfront hatte. „Hier ist Bills Office.“
    „Darf ich Sie bitten, meine Koffer ins Hotel zu bringen?“
    „Gern. Wo werden Sie wohnen? Im ,Jeremy‘?“
    „Ist das das einzige Hotel im Ort?“
    „Das einzige, was für Sie in Frage kommen dürfte. Sehr elegant,, sehr teuer.
    „Wunderbar“, lobte ich. „Für Luxus und Komfort habe ich eine gewisse Schwäche.“
    „Die können Sie sich ja auch leisten. Wollen Sie gleich bezahlen?“
    „Eine ausgezeichnete Idee.“ Ich kletterte ins Freie. Während ich das Mädchen entlohnte, meinte ich: „Mir ist aufgefallen, daß Sie stets ,Bill‘ sagen, wenn Sie vom Sheriff sprechen. Sind Sie mit ihm befreundet?“
    „Das kann man wohl sagen“, erklärte das Mädchen und blickte mich an. „Ich bin seine Verlobte, wenigstens noch im Augenblick.“
    „Was soll das heißen? Haben Sie vor, in den nächsten Tagen oder Wochen zu heiraten?“
    „Im Gegenteil. Ich werde mich von Bill trennen.“
    „Tatsächlich? Sie lieben ihn nicht?“
    Wieder schenkte sie mir einen langen Blick. „Ach, das kann ich Ihnen nicht erklären.“
    „Warum nicht? Ich interessiere mich sehr für menschliche Probleme, vor allem, wenn sie meinen Freund Bill und seine persönlichen Sorgen betreffen.“
    „Bill ist ein Mann. Er ist gleichzeitig Sheriff. Er kann keine Wunder tun, aber er muß auf seinem Posten zeigen, daß er die Zügel in der Hand hält und keine Hilfe von außen braucht. Ich nehme es ihm übel, daß er den Lord und Sie gerufen hat, um mit den Morden fertigzuwerden.“
    Sie gab Gas und fuhr los, ohne meine Erwiderung abzuwarten. Ich schüttelte den Kopf und betrat das Office. Im Vorzimmer saß ein Mann im weißen, durchschwitzten Oberhemd. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt und starrte mich feindselig und mit
    verkniffenen Augen an, als wäre ich gekommen, um ihn wegen seiner Boxernase zu verspotten.
    „Ist Bill zu sprechen?“ fragte ich freundlich.
    „Wer, zum Teufel, sind Sie?“ knurrte er. „Der Sheriff kann niemand empfangen. Er steckt bis über die Ohren in Arbeit.“
    „Es ist wegen der Morde“, bemerkte ich milde.
    „Das dachte ich mir! Sie sind heute schon der zwanzigste, der wegen der Morde kommt. Haben Sie einen Floh eingefangen, der bislang im Hemd des Mörders arbeitete? Haben Sie diesen Floh husten gehört und zum Sprechen veranlaßt?“
    „Ihr Humor ist von einer Brillanz, die mich tief beeindruckt, würden Sie mich jetzt bitte dem Sheriff melden? Mein Name ist Mark Robin.“
    „Sie sind der Richter?“ fragte der Mann mit der Boxernase und erhob sich. Er kam auf mich zu und gab mir die
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