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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mir schrecklich leid.“
    „Wie konnte der Diebstahl geschehen?“
    „Ganz einfach. Während ich den kleineren Koffer in das Hotel trug, muß jemand das andere Gepäckstück aus dem Wagen geklaut haben.“
    „Schöne Schweinerei.“
    „Es ist meine Schuld“, sagte Kitty zerknirscht. „Ich hätte die Kofferklappe abschließen sollen. Natürlich leiste ich Ihnen vollen Ersatz! Was befand sich außer der Pistole denn noch in dem Koffer?“
    „Wäsche, Socken, ein Anzug, das übliche. Machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin versichert.“
    „Aber was ist mit der Pistole?“
    „Ich werde sie mir wiederholen.“
    „Wie wollen Sie das denn schaffen?“
    „Mir wird schon etwas einfallen“, versicherte ich.
    „Sie sind mir nicht böse?“
    „Keine Spur. Können Sie mich jetzt zum Bahnhof bringen?“
    „Aber ja, natürlich! Warum habe ich nicht daran gedacht? Kommen Sie, mein Wagen steht vor dem Hotel.“
    Kurz darauf saß ich zum zweiten Mal an diesem Morgen in Kittys Taxi.
    „Kennen Sie Janet Suffolk?“ fragte ich.
    „Die Reporterin? Natürlich. Die kennt hier in Drumola jedes Kind.“
    „Was halten Sie von ihr?“
    „Janet ist sehr reich, sehr hübsch, und sehr tüchtig.“
    „Sie können sie nicht leiden?“
    „Habe ich das gesagt?“
    „Man kann nicht behaupten, daß Ihr Tonfall einem Sturzbach der Freundlichkeit und Sympathie glich.“
    Kitty zuckte die Schultern. „Vielleicht beneide ich Janet. Neid ist dumm, ich weiß. Aber wenn man reiche Eltern hat, fällt es leicht, im Leben etwas zu erreichen. Da stehen einem alle Tore weit offen. Meinen Sie, ich würde ein Taxi chauffieren, wenn ich es mir leisten könnte, einer anderen und interessanteren Arbeit nachzugehen?“
    „Zum Beispiel?“
    „Nicht wichtig“, sagte sie.
    „Es spielt keine Rolle, was man tut, solange man es gut und richtig macht. Eines Tages werden Sie heiraten —.“
    „Dessen bin ich nicht so sicher“, unterbrach sie mich.
    „Bill ist ein feiner Kerl.“
    „Hören Sie auf damit“, sagte Kitty. Sie lenkte den Wagen an den Rand des Bürgersteigs und hielt. „Das ist das Haus“, meinte sie und blickte durch die Scheibe, von der die Regentropfen abperlten. „Hier ist sie reingegangen — falls es wirklich Leslie war!“
    Ich folgte Kittys Blick.
    „Wohin könnte sie sich gewandt haben?“ fragte ich und rieb mir das Kinn. „Hat einer von Leslies Freunden in dem Gebäude sein Office?“
    „Ja, das stimmt! Jetzt, wo Sie davon sprechen, fällt es mir ein. Hugh Dryer hat in der vierten Etage sein Anwaltsbüro. Früher war Leslie oft mit ihm zusammen. In der letzten Zeit allerdings nicht mehr. Hugh ist nur ein kleiner Anwalt, vermutlich verdient er nicht genug, um Leslie imponieren zu können.“
    „Wie alt ist dieser Dryer?“
    „Siebenundzwanzig, glaube ich.“
    „Er ist Strafverteidiger?“
    „Nein, er schlägt sich in der Hauptsache als Anwalt für zivilgerichtliche Belange durchs Leben. Ich glaube nicht, daß er auf Rosen gebettet ist.“
    „Gilt er als tüchtigen Anwalt?“
    „Eher als cleverer. Sein Ruf ist nicht der beste“, meinte Kitty zögernd.
    „Inwiefern?“
    „Ach, fragen Sie ihn doch selbst!“ meinte Kitty mürrisch.
    „Das werde ich auch. Bitte warten Sie hier auf mich.“
    „Ziehen Sie mich aber nicht in diese Geschichte rein“, sagte Kitty, als ich ausstieg. „Ich habe keine Lust, mir Hugh zum Feind zu machen.“
    Ich nickte und betrat das Gebäude, das von einem Gesumm der Aktivität erfüllt war. Obwohl ich keinen Menschen sehen konnte, hörte ich Stimmen, das klappern von Schreibmaschinen, und das Schlagen von Türen. Mit dem Lift fuhr ich in die vierte Etage. Hier oben war es wesentlich ruhiger. Ich hatte keine Mühe, Hugh Dryers Officetür zu finden. Sie wurde aufgerissen, als ich die Hand nach der Klinke ausstrecken wollte.
    Ich prallte mit einem Mädchen zusammen, das ein erschrecktes „Oh!“ ausstieß.
    Der Mund, der diese Silbe formulierte, war rot und hübsch. Ich kannte ihn.
    Er gehörte Janet Suffolk.
     
    *
     
    „Hallo“, sagte ich. „Sie waren doch vorhin in so großer Eile? Wollten Sie nicht in die Redaktion?“
    Janet lächelte. Das Lächeln wirkte ziemlich gekünstelt. „Ich bin auf dem Wege dorthin“, meinte sie. „Ich wollte nur noch rasch zu Mr. Dryer reinschauen.“
    „Ich verstehe“, sagte ich.
    „Wir sehen uns heute Abend — auf Wiedersehen!“ Sie huschte an mir vorbei und eilte zum Lift.
    Ich betrat Hugh Dryers Office. Es besaß weder ein Vorzimmer, noch
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