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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman
Autoren: Dean Koontz
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gewesen. Er hatte, so hieß es, mit Madame Helena Petrovna Blavatsky, dem berühmten Medium, und mit dem weltbekannten Ingenieur und Erfinder Nikola Tesla verkehrt.
    Manche glaubten, Cloyce habe hier in Roseland einst insgeheim die Erforschung und Entwicklung von Dingen wie Todesstrahlen, modernen alchemistischen Methoden und Telefonen finanziert, durch die man mit den Toten sprechen konnte. Aber schließlich gab es auch Leute, die glaubten, das Sozialversicherungssystem werde immer und ewig flüssig bleiben.
    Vom Rand des Eukalyptuswäldchens aus blickte ich nun den langen, flachen Hang zum Haupthaus hinauf, in dem Constantine Cloyce 1948 im Alter von siebzig Jahren gestorben war. Auf dem mit Rundziegeln gedeckten Dach glänzten Kolonien aus phosphoreszierenden Flechten im Mondlicht.
    Noch 1948 hatte anschließend der einzige Erbe eines steinreichen südamerikanischen Bergwerksmagnaten Roseland mit sämtlichem Mobiliar erworben. Er war damals knapp dreißig, und vierzig Jahre später verkaufte er es wieder, ebenfalls möbliert. Da er ein zurückgezogenes Leben geführt hatte, wusste man kaum etwas über ihn.
    Momentan brannte nur hinter einigen Fenstern im ersten Stock Licht. Dort befanden sich die Schlafgemächer von Noah Wolflaw, der sein beträchtliches Vermögen als Gründer und Manager eines Hedgefonds erworben hatte, was immer das sein mag. Ich bin ziemlich sicher, dass es etwas mit der Wall Street zu tun hat, aber mehr will ich gar nicht wissen.
    Inzwischen hatte Mr. Wolflaw sich im Alter von fünfzig Jahren zur Ruhe gesetzt, sofern man von Ruhe sprechen konnte. Er behauptete nämlich, eine Verletzung im Schlafzentrum seines Gehirns erlitten zu haben, weshalb er in den letzten neun Jahren kein Auge zugetan habe.
    Mir war nicht klar, ob diese extreme Schlaflosigkeit Wahrheit oder Lüge war oder ein Hinweis auf irgendeine wahnhafte Störung.
    Er hatte das Anwesen von dem eigenbrötlerischen Bergwerkserben erworben und das Haupthaus renovieren und erweitern lassen. Die Architektur war im Stil von Addison Mizner gehalten und stellte eine eklektische Mischung aus spanischen, maurischen, gotischen, griechischen und römischen Einflüssen dar, die Renaissance nicht zu vergessen. Breite Kalksteinterrassen mit Balustraden führten stufenförmig zum Garten hinab.
    Als ich in dieser Stunde vor der Dämmerung über den kurz geschorenen Rasen auf das Haupthaus zuging, hatten die Kojoten in den Hügeln hoch oben ihr Geheul schon eingestellt. Sie hatten sich an wilden Kaninchen satt gefressen und waren in den Schlaf gesunken. Nach stundenlangem Gesang waren auch die Frösche erschöpft verstummt, und die Grillen waren von den Fröschen verschlungen worden. Eine friedliche, wenn auch nur vorübergehende Stille hatte sich über die gefallene Welt gesenkt.
    Ich hatte vor, mich auf der südlichen Terrasse in einen Liegestuhl zu legen, bis in der Küche Licht anging. Mr. Shilshom begann seinen Arbeitstag immer schon, bevor es hell wurde.
    Bereits die beiden vergangenen Morgen hatte ich bei dem Küchenchef verbracht, nicht nur, weil er fantastisches Frühstücksgebäck zaubern konnte, sondern auch, weil ich hoffte, ihm etwas über die Geheimnisse von Roseland aus der Nase ziehen zu können. Er wehrte meine Neugier ab, indem er sich als kulinarisches Pendant eines zerstreuten Professors gab. Das machte ihm allerdings sichtlich so viel Mühe, dass er sich wahrscheinlich früher oder später selbst ein Bein stellen würde.
    Als Gast war ich im gesamten Erdgeschoss des Hauses willkommen, in der Küche, dem Salon, der Bibliothek, dem Billardzimmer und anderswo. Mr. Wolflaw und sein vor Ort lebendes Personal waren darauf bedacht, sich als gewöhnliche Leute zu präsentieren, die nichts zu verbergen hatten und an einem romantischen Ort ohne jegliches Geheimnis lebten.
    Ich wusste es besser, was meinem besonderen Talent, meiner Intuition und meinem ausgezeichneten Bockmistdetektor zu verdanken war. Außerdem hatte ich in der vergangenen Abenddämmerung bekanntlich etwas gesehen, das so schaurig war, dass es jede Vorstellung sprengte.
    Wenn ich sage, dass ich Roseland für einen vom Bösen durchdrungenen Ort hielt, dann heißt das nicht, ich hätte angenommen, sämtliche seiner Bewohner – oder auch nur ein einziger – seien böse gewesen. Sie waren ein unterhaltsamer, exzentrischer Haufen, und wer exzentrisch ist, der ist oft ein anständiger Mensch oder zumindest jemand, dem es an wahrhaft bösen Absichten mangelt.
    Der Teufel und
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