Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
großen goldenen Brustkorb der toten Maschine standen.
    Der Junge hatte meine Beretta vom Boden aufgehoben, wo Cloyce sie einfach hingeworfen hatte. Das Magazin hatte ich nach meiner Auseinandersetzung mit Victoria ja glücklicherweise aufgefüllt.
    Allerdings waren vier Biester in den Raum eingedrungen, und da reichten siebzehn Schuss womöglich nicht aus. So sportlich fair, mir Zeit zum Nachladen zu geben, waren meine Gegner wohl kaum.
    Ich hatte erwartet, die volle Flut werde augenblicklich enden, sobald ich den Hauptschalter umgelegt hatte. Wieso die Biester trotzdem nicht verschwanden, wie es Tesla getan hatte, wusste ich nicht, und dass ich ein tolles Pfannkuchenrezept kannte, war momentan ebenfalls nicht von Belang.
    Annamaria, Tim und ich standen mit dem Rücken aneinander, um die vier Biester immer im Blick zu haben, während sie argwöhnisch die Chronosphäre umkreisten. Sie brummten und knurrten und schienen der Maschine nicht zu trauen. Sie schnaubten, zogen Grimassen und schüttelten den Kopf, als würden sie etwas Unangenehmes riechen; sie bliesen aus ihren fleischigen Schnauzen Schleim in ihre Hände und wischten sich diese an den Oberschenkeln ab, als wollten sie uns nicht nur erschrecken, sondern auch noch ordentlich anekeln.
    Auf meine Stirn traten Schweißperlen.
    »Wenn sie sich alle auf einmal auf uns stürzen«, sagte ich, »dann duckt ihr euch, damit ich mich im Kreis drehen und über eure Köpfe schießen kann.«
    »Sie werden sich nicht auf uns stürzen«, sagte Annamaria beruhigend. »Diese Unannehmlichkeiten sind bald vorbei.«
    »Vielleicht tun sie es doch«, widersprach ich.
    »Du machst dir zu viele Sorgen, du komischer Kauz.«
    »Tja, nichts für ungut, aber ich finde, du machst dir nicht genügend Sorgen.«
    »Was bringen Sorgen, als dass sie noch mehr Sorgen hervorbringen?«
    Womöglich wäre es zu unserem ersten – wenngleich höflichen – Streit gekommen, wenn das größte der vier Biester nicht das Thema gewechselt hätte. Mit einer tiefen, rauen Stimme, bei der mir Spinnen am Rückgrat hinaufliefen, sagte er: »Frau mit Baby.«
    Bis zu diesem Augenblick hatte es keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass diese Monster sprechen konnten, geschweige denn unsere Sprache.
    »Gib mir Baby«, sagte das Ding.
    Es hatte einen größeren Kopf als die anderen und eine weniger fliehende Stirn. Vielleicht war es das einzige der Biester, das sprechen konnte.
    »Gib mir Baby«, wiederholte es.
    Ich schwitzte immer schlimmer. Genauer gesagt, schwitzte ich wie – nun ja – ein Schwein.
    »Du hast nichts von mir zu verlangen«, erklärte Annamaria dem sprechenden Biest. »Du hast keine Macht hier.«
    »Wir töten«, sagte es. »Wir fressen Baby.«
    »Macht euch davon«, sagte sie. »Geht dorthin, wo ihr hingehört.«
    Langsam begannen die vier sich auf uns zuzubewegen, so schattenlos, wie wir es waren, mit bleicher Haut und Büscheln aus drahtigem grauem Haar, aber dennoch vier Gestalten der Dunkelheit, so als hätten sich ihre Schatten in ihnen niedergelassen und vervielfältigt, um sie mit schwärzestem Hass zu erfüllen. Drei hatten Äxte, eines trug einen Hammer.
    Ich nahm die Beretta in beide Hände und zielte auf eines der drei Biester, die noch nicht gesprochen hatten.
    Das Gesprächige sagte: »Ich bin geboren, um Baby zu fressen, dein Baby, dieses Baby.«
    »Dies ist nicht eure Zeit«, sagte Annamaria ruhig, »und es wird auch nie eine Zeit für euch geben, mich zu töten und dieses Baby anzurühren. Geht jetzt. Geht in euer Elend.«
    Vielleicht lag es nur an mir, nur an meinem momentan nicht gerade idealen Geisteszustand, aber ich hatte den Eindruck, dass mehr vor sich ging, als ich begriff. In Gesellschaft meiner geheimnisvollen Begleiterin hatte ich dieses Gefühl schon oft gehabt, aber noch nie so deutlich wie in diesem Augenblick.
    »Geht in euer Elend«, wiederholte sie.
    Die vier stürzten sich auf uns – wie ich es gewusst hatte – , aber mitten in der Bewegung kräuselten sich ihre Gestalten, als würden sie durch vom Boden aufsteigende Hitzewellen gleiten, und dann verschwanden sie.
    »Allmählich wird es ziemlich heiß hier drin«, sagte Tim.
    Ich hatte die Hitze der Konfrontation zugeschrieben, doch sie war durchaus keine subjektive Reaktion auf Stress. Es wurde tatsächlich rasch immer heißer im Raum.
    Timothy hatte mir erzählt, dass die Maschinerie nicht nur die Zeit manipulierte, sondern auch als Kraftwerk für Roseland diente, indem sie die durch ihre Hauptfunktion
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher