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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel
Autoren: Michael Connelly
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Erwähnung seines Namens mulmig geworden wäre. Bei der Polizei wußte jeder, wenn man von Elias aufs Korn genommen wurde, war das keine Bagatelle, die sich schnell unter den Teppich kehren ließ. Elias ließ sich nie auf einen außergerichtlichen Vergleich ein – in den Bürgerrechtsbestimmungen bot nichts einen Anreiz, sich auf einen Vergleich zu einigen. Nein, wenn Elias einen Prozeß gegen jemanden anstrengte, wurde daraus für den Betroffenen ein öffentliches Spießrutenlaufen. Es gab Presseerklärungen, Pressekonferenzen, Schlagzeilen, Fernsehberichte. Man konnte von Glück reden, wenn man das Ganze mit heiler Haut überstand, von der Dienstmarke ganz zu schweigen.
    Für die einen war er ein Engel, für die anderen ein Teufel. Jedenfalls war Howard Elias jetzt tot, erschossen in einem Wagen von Angels Flight. Als Bosch durch das Fenster des kleinen Raums blickte und dem orangefarbenen Schein des Laserstrahls folgte, der sich durch den dunklen Wagen bewegte, war ihm klar, daß das die Ruhe vor dem Sturm war. In zwei Tagen hätte der Prozeß beginnen sollen, der vielleicht Elias’ größter Fall geworden wäre. Für Montag morgen war im U. S. District Court der Prozeß gegen das LAPD angesetzt, der in den Medien inzwischen nur noch als der ›Black-Warrior‹-Fall bezeichnet wurde. Das zufällige Zusammentreffen – beziehungsweise das, wie weite Teile der Bevölkerung es zweifellos sehen würden, ganz und gar nicht zufällige Zusammentreffen – von Elias’ Ermordung und dem Prozeßbeginn würde die Ermittlungen in dem Mordfall mindestens auf Stufe sieben der Richterskala für Medienbeben ansiedeln. Minderheitengruppierungen würden ihre Wut und ihren berechtigten Argwohn laut hinausschreien. Die Weißen in der West Side würden leise von ihren Ängsten vor erneuten Unruhen tuscheln. Und wieder einmal wären die Augen der ganzen Nation auf Los Angeles und seine Polizei gerichtet. Im Moment war Bosch einer Meinung mit Edgar, allerdings aus anderen Gründen als sein schwarzer Partner. Er wünschte sich, sie könnten den Fall abgeben.
    »Chief.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Irving zu. »Wenn herauskommt, wer … Ich meine, wenn die Medien herausbekommen, es war Elias, werden wir –«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern«, sagte Irving. »Sie kümmern sich nur um die Ermittlungen. Um die Medien kümmern sich der Polizeichef und ich. Von den Ermittlern kommt kein Wort. Kein einziges.«
    »Wer redet denn von den Medien«, meldete sich Rider zu Wort. »Was ist mit South Central? Die Leute werden –«
    »Darum kümmern wir uns«, unterbrach Irving sie. »Beginnend mit der nächsten Schicht, wird die Polizeiführung den Unruhen-Bereitschaftsplan in Kraft setzen. Bis wir sehen, wie die Bevölkerung reagiert, fahren wir die Schichten ab sofort von zwölf bis zwölf. Niemand, der neunzehnhundertzweiundneunzig erlebt hat, will so etwas noch einmal erleben. Aber auch das braucht Sie nicht zu kümmern. Sie kümmern sich nur um diese Sache hier.«
    »Sie haben mich nicht ausreden lassen«, sagte Rider. »Ich wollte nicht sagen, daß es zu Unruhen kommt. Was das angeht, habe ich eigentlich Vertrauen in die Menschen in South Central. Ich glaube nicht, daß es Ärger geben wird. Was ich sagen wollte, war nur, daß sie deswegen wütend und argwöhnisch sein werden. Wenn Sie meinen, Sie können das einfach ignorieren oder es in den Griff bekommen, indem Sie mehr Polizisten auf die –«
    »Detective Rider«, unterbrach Irving sie wieder. »Das braucht Sie nicht zu kümmern. Kümmern Sie sich um die Ermittlungen.«
    Bosch bemerkte Kizmin Riders Ärger über Irvings Unterbrechungen und die Selbstverständlichkeit, mit der er ihr als Schwarzer zu verstehen gab, sie solle sich nicht um ihre Leute kümmern. Er war ihr ins Gesicht geschrieben, und Bosch kannte diesen Blick. Deshalb beschloß er, das Wort zu ergreifen, bevor sie ausfallend wurde.
    »Wir benötigen mehr Leute. Nur zu dritt brauchen wir allein für die Überprüfung der Alibis Wochen, wenn nicht sogar einen ganzen Monat. In einem Fall wie diesem müssen wir rasch vorankommen, nicht nur wegen des Falls, sondern auch wegen der Öffentlichkeit. Wir werden mehr Leute brauchen als nur uns drei.«
    »Auch dafür wurde bereits Sorge getragen«, erwiderte Irving. »Sie erhalten alle Hilfe, die Sie benötigen. Aber nicht von Robbery-Homicide. Wegen der Michael-Harris-Geschichte ist da ein Interessenkonflikt gegeben.«
    Bosch entging nicht, daß Irving nicht vom
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