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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel
Autoren: Michael Connelly
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nicht tot sein. Tun Sie Ihr Bestes. Machen Sie von Ihren Fähigkeiten Gebrauch. Und lassen Sie die Späne fallen.«
    Bosch nickte einmal. Irving drehte sich um und sah kurz Garwood an, bevor er den Raum verließ.

4
    H arry, haben Sie eine Zigarette für mich?«
    »Leider nicht, Cap, ich bin gerade dabei, es mir abzugewöhnen.«
    »Ich auch. Aber wahrscheinlich heißt das nur, daß ich sie schnorre, statt sie zu kaufen.«
    Garwood verließ seine Ecke und blies den Atem aus. Er schob mit dem Fuß einen Stapel Schachteln von der Wand weg und setzte sich darauf. Er kam Bosch alt und müde vor, aber andererseits hatte er auch schon vor zwölf Jahren so ausgesehen, als Bosch für ihn zu arbeiten angefangen hatte. Boschs Verhältnis zu Garwood war sehr neutral. Er war der distanzierte Typ Vorgesetzte gewesen. Mischte sich nach Dienstschluß nicht unter seine Männer, verbrachte nicht viel Zeit außerhalb seines Büros und im Bereitschaftsraum. Damals hatte Bosch das nicht für das schlechteste gehalten. Es trug zwar nicht unbedingt dazu bei, die Loyalität seiner Leute zu stärken, aber es schürte auch keine Feindseligkeit. Vielleicht war das der Grund, warum Garwood sich so lange auf seinem Posten gehalten hatte.
    »Also, wie es aussieht, haben wir uns diesmal gewaltig die Titten eingeklemmt«, sagte Garwood. Dann sah er Rider an und fügte hinzu: »Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise, Detective.«
    In diesem Moment ertönte Boschs Pager. Er nahm ihn rasch vom Gürtel, schaltete den Signalton aus und sah auf die Nummer. Es war nicht, wie er gehofft hatte, seine eigene Nummer, sondern die Privatnummer von Lieutenant Grace Billets. Vermutlich wollte sie wissen, was los war. Wenn sich Irving bei ihr am Telefon genauso bedeckt gehalten hatte wie bei Bosch, wußte sie so gut wie nichts.
    »Was Wichtiges?« fragte Garwood.
    »Das erledige ich später. Möchten Sie hier drinnen sprechen, oder sollen wir zum Waggon rausgehen?«
    »Erst sage ich Ihnen, was wir alles haben. Dann können Sie entscheiden, was Sie damit anfangen.«
    Garwood griff in seine Manteltasche, nahm ein Päckchen Marlboros heraus und begann es aufzumachen.
    »Haben Sie mich nicht eben nach einer Zigarette gefragt?« fragte Bosch.
    »Habe ich. Das ist meine Notration. Eigentlich sollte ich sie nicht angreifen.«
    Für Bosch ergab das keinen rechten Sinn. Er sah zu, wie sich Garwood eine Zigarette anzündete und dann ihm das Päckchen hinhielt. Bosch schüttelte den Kopf. Um sicherzugehen, daß er auch wirklich keine nahm, steckte er die Hände in die Hosentaschen.
    »Stört es Sie?« fragte Garwood und hielt die Zigarette mit einem herausfordernden Lächeln hoch.
    »Mich nicht, Cap. Meine Lunge ist wahrscheinlich längst im Eimer. Aber die beiden da …«
    Rider und Edgar winkten ab. Sie schienen genausowenig wie Bosch erwarten zu können, daß der Captain zur Sache kam.
    »Also dann«, begann Garwood endlich. »Wir wissen folgendes. Letzte Fahrt des Tages. Mann namens Elwood … Elwood … Augenblick bitte.«
    Er zog einen kleinen Block aus der Tasche, in die er das Päckchen Zigaretten zurückgesteckt hatte, und studierte die Eintragungen auf der obersten Seite.
    »Eldridge, ach richtig. Eldridge. Eldridge Peete. Er schmeißt den ganzen Laden hier allein – es ist nur ein Mann dazu nötig – alles computergesteuert. Er wollte für die Nacht alles dichtmachen. Freitags abends ist die letzte Fahrt um elf. Es war elf. Bevor er den oberen Wagen das letzte Mal nach unten fahren läßt, geht er nach draußen, macht die Tür zu und schließt sie ab. Dann kommt er hierher zurück, gibt den Befehl in den Computer ein und läßt den Wagen runterfahren.«
    Er zog wieder den Block zu Rate.
    »Die Dinger haben Namen. Der Wagen, den er runtergeschickt hat, heißt Sinai, und der, den er hochgeholt hat, Olivet. Er sagt, sie sind nach Bergen in der Bibel benannt. Als Olivet nach oben kommt, deutet nichts darauf hin, daß in dem Wagen jemand ist. Er geht also raus, um ihn ebenfalls abzuschließen – weil er ihn nämlich ein letztes Mal runterschicken muß –, und dann läßt der Computer die zwei Wagen auf halber Strecke über Nacht anhalten. Damit ist er hier fertig und kann nach Hause gehen.«
    Bosch sah Rider an und tat so, als schriebe er auf seine Handfläche. Sie nickte und nahm Block und Stift aus der dicken Tasche, die sie bei sich hatte. Sie begann sich Notizen zu machen.
    »Nur als Elwood, Eldridge meine ich, rausgeht, um den Wagen abzuschließen, entdeckt er
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