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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel
Autoren: Michael Connelly
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medienpolitisch als zu heikel für sie ansah, mußten die ›Bullen‹ ran, die Robbery-Homicide Division. Der Umstand, daß sich ein Deputy Chief of Police an einem Samstag vor Tagesanbruch der Sache annahm, deutete auf letzteres hin. Blieb nur noch die Frage, warum Irving dann Bosch und sein Team holte und nicht die RHD-Bullen. Egal, was nun an der Angels Flight genau los war – Bosch konnte sich keinen rechten Reim darauf machen.
    Er blickte noch einmal in den dunklen Canyon hinab, nahm das Telefon von seinem Ohr und schaltete es aus. Er hätte gern eine Zigarette gehabt, aber er hatte es schon die ganze Nacht ohne geschafft. Also würde er auch jetzt nicht schwach werden.
    Er drehte sich um und lehnte sich an die Arbeitsplatte. Dann blickte er auf das Telefon in seiner Hand hinab, machte es wieder an und drückte auf die Kurzwahltaste, die ihn mit Kizmin Riders Wohnung verbinden würde. Sobald er mit ihr gesprochen hatte, würde er Jerry Edgar anrufen. Bosch gestand sich die Erleichterung, die sich seiner zu bemächtigen begann, nur widerstrebend ein. Auch wenn er noch nicht wußte, was ihn in Angels Flight erwartete, würde es ihn wenigstens von Eleanor Wish ablenken.
    Kizmin Riders aufgeweckte Stimme meldete sich nach dem zweiten Läuten.
    »Kiz, hier Harry«, sagte er. »Es gibt Arbeit.«

2
    B osch verabredete sich mit seinen zwei Partnern in der Hollywood Division, um sich dort Autos zu holen, bevor sie zur Angels Flight fuhren. Auf der Fahrt zu der Polizeistation hatte er im Radio seines Jeeps auf KFWB eine Meldung über einen Mordfall in der historischen Standseilbahn gehört. Der Reporter vor Ort berichtete, in einem der Waggons seien zwei Leichen gefunden worden und es seien bereits mehrere Detectives der Robbery-Homicide Division am Tatort eingetroffen. Das war allerdings alles, was der Reporter zu berichten hatte, da er darauf hinwies, daß die Polizei den Tatort ungewöhnlich weiträumig mit gelbem Plastikband abgesperrt hatte, weshalb er nicht mehr vom Geschehen mitbekam. Diese spärlichen Informationen gab Bosch an Edgar und Rider weiter, als sie sich aus dem Wagenpark der Polizeistation drei Slickbacks ausliehen.
    »Sieht ganz so aus, als dürften wir für die RHD die Laufburschen spielen«, schloß Edgar daraus. Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger, aus dem Bett geholt worden zu sein, und das vermutlich nur, um den RHD-Bullen das ganze Wochenende Handlangerdienste leisten zu dürfen. »Wir reißen uns den Arsch auf, und die ernten die Lorbeeren. Dabei haben wir dieses Wochenende nicht mal Bereitschaftsdienst. Warum hat Irving nicht Rice und seine Leute geholt, wenn er schon unbedingt eine Hollywood-Truppe haben will?«
    Damit hatte Edgar nicht ganz unrecht. Team One – Bosch, Edgar und Rider – hatte dieses Wochenende keinen Bereitschaftsdienst. Hätte sich Irving an den Dienstplan gehalten, hätte er Terry Rice verständigen müssen, dessen Team Three an der Reihe war. Aber nachdem Irving ganz direkt, ohne vorherige Rücksprache mit seiner Vorgesetzten Lieutenant Grace Billets, an ihn herangetreten war, stand für Bosch längst fest, daß der Deputy Chief diesmal nicht den Dienstweg beschritt.
    »Tja, Jerry«, sagte Bosch, der das Gejammer seines Partners zur Genüge kannte, »das kannst du gleich den Deputy Chief persönlich fragen.«
    »Aber klar doch, mache ich ganz bestimmt – damit ich die nächsten zehn Jahre in der Harbor Division versauern kann. Schön blöd müßte ich sein.«
    »Was hast du eigentlich gegen die Harbor Division?« zog Rider ihren Kollegen auf. Sie wußte, Edgar wohnte im Valley, und eine Versetzung zur Harbor Division hätte einen neunzigminütigen Arbeitsweg – eine Strecke! – für ihn bedeutet: die Freeway-Therapie in Reinkultur, die wirksamste Methode der Polizeiobersten, unzufriedene und aufmüpfige Polizisten inoffiziell zu bestrafen. »Da unten haben sie höchsten sechs, sieben Mordfälle im Jahr.«
    »Ist ja prima, aber darauf kann ich gern verzichten.«
    »Okay, okay«, ging Bosch dazwischen. »Sehen wir lieber zu, daß wir hier loskommen. Über alles weitere können wir uns dann später Gedanken machen. Verfahrt euch nicht!«
    Bosch nahm den Hollywood Boulevard zum Freeway 101 und rauschte auf der Stadtautobahn bei minimalem Verkehr in Richtung Downtown. Auf halbem Weg warf er einen Blick in den Rückspiegel. Trotz der Dunkelheit und der anderen Autos konnte er seine Partner mühelos ausmachen. Er fand die neuen Wagen für die Detectives unmöglich.
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