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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel
Autoren: Michael Connelly
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Sie waren schwarzweiß lackiert und sahen wie Streifenwagen aus, außer daß sie auf dem Dach kein Rotlicht hatten. Es war die Idee des letzten Polizeichefs gewesen, die neutralen Einsatzwagen der Detectives durch die sogenannten Slickbacks zu ersetzen. Das Ganze war ein fauler Trick gewesen, um sein Versprechen von mehr Polizeipräsenz auf den Straßen wahr zu machen. Indem er die nicht gekennzeichneten Wagen durch deutlich als Polizeifahrzeuge erkennbare ersetzte, erweckte er in der Öffentlichkeit den falschen Eindruck, auf den Straßen seien mehr Polizisten unterwegs. Wenn er vor Bürgervereinigungen sprach und stolz vermeldete, er habe die Zahl der Cops auf den Straßen um Hunderte erhöht, zählte er auch die Detectives mit, die Slickbacks fuhren.
    Das hieß, Detectives im Einsatz fuhren inzwischen wie Zielscheiben durch die Gegend. Schon mehr als einmal hatten Bosch und seine Leute, wenn sie zur Vollstreckung eines Haftbefehls oder zu Ermittlungen unauffällig irgendwo aufkreuzen wollten, ihr Erscheinen durch ihre Autos schon von weitem selbst angekündigt. Es war idiotisch und gefährlich, aber es war eine Anordnung des Polizeichefs, der in allen Polizeistationen des LAPD Folge geleistet werden mußte, auch wenn der Chief nicht mehr für eine zweite fünfjährige Amtszeit berufen worden war. Wie viele andere Detectives hoffte auch Bosch, der neue Polizeichef würde wieder die alten Einsatzwagen einführen. Bis dahin fuhr er mit dem ihm zugeteilten Wagen nicht mehr vom Dienst nach Hause. Es war eine angenehme Vergünstigung eines Detective Supervisor gewesen, seinen Dienstwagen mit nach Hause nehmen zu dürfen, aber er wollte kein als Polizeiauto erkennbares Fahrzeug vor seinem Haus stehen haben. Nicht in L. A. Man konnte nie wissen, was für Ärger man sich damit einhandelte.
    Sie trafen um zwei Uhr fünfundvierzig in der Grand Street ein. Auf der California Plaza stand eine ungewöhnlich große Anzahl von Polizeifahrzeugen am Straßenrand. Bosch sah die Autos der Spurensicherung und des Coroners, mehrere Streifenwagen und ein paar zivile Einsatzfahrzeuge – keine Slickbacks, sondern die neutralen Limousinen, die die RHD-Bullen noch fuhren. Während er wartete, daß Rider und Edgar hinter ihm hielten, öffnete er seinen Aktenkoffer, nahm sein Handy heraus und rief zu Hause an. Nach dem fünften Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein und forderte ihn mit seiner eigenen Stimme auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Er wollte schon die Verbindung unterbrechen, beschloß dann aber, etwas auf Band zu sprechen.
    »Eleanor, ich bin’s. Ich wurde zu einem Einsatz gerufen … pieps mich aber trotzdem an oder ruf mich auf dem Handy an, wenn du nach Hause kommst, damit ich weiß, es ist alles okay … Äh, okay, das war’s. Bye – ach, es ist gerade zwei Uhr fünfundvierzig. Samstag morgen. Bye.«
    Edgar und Rider waren an seiner Tür aufgetaucht. Er steckte das Handy weg und stieg mit seinem Aktenkoffer aus. Edgar, der größte der drei, hob das gelbe Absperrungsband hoch. Sie duckten sich darunter hindurch, nannten einem uniformierten Polizisten mit der Tatortzulassungsliste ihre Namen und Dienstnummern und überquerten die California Plaza.
    Die Plaza war der Mittelpunkt von Bunker Hill: ein gepflasterter Platz, der von zwei miteinander verbundenen marmornen Bürotürmen, einem Wohnhochhaus und dem Museum of Modern Art eingefaßt war. In seiner Mitte befand sich ein Wasserbecken mit einer hohen Fontäne. Allerdings waren um diese Uhrzeit Pumpen und Lichter ausgeschaltet, so daß das Wasser still und schwarz dalag.
    Hinter der Fontäne war die im neoklassizistischen Stil gehaltene Bergstation von Angels Flight. Vor diesem kleinen Gebäude trieben sich die meisten Ermittlungsbeamten und Streifenpolizisten herum, als warteten sie auf etwas. Bosch hielt nach dem glänzenden glattrasierten Schädel von Deputy Chief Irvin Irving Ausschau, entdeckte ihn aber nirgendwo. Als er mit seinen Partnern in die Menge eintauchte und sich einen Weg zu dem Wagen am Ende der Gleise bahnte, entdeckte er zahlreiche bekannte Gesichter, hauptsächlich Detectives der Robbery-Homicide Division. Lauter Männer, mit denen er zusammengearbeitet hatte, als er noch dieser Eliteeinheit angehört hatte. Ein paar von ihnen nickten ihm zu oder grüßten ihn namentlich. Bosch sah seinen früheren Partner Francis Sheehan etwas abseits stehen und eine Zigarette rauchen. Er entfernte sich von seinen Partnern und ging auf ihn zu.
    »Frankie,
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