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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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Arbeitsplätze als meinen gab. Zum einen war er so entspannt, dass ich in Jeans und Joggingschuhen ins Büro kommen konnte, und zum anderen gab es – wie heute – häufig Gelegenheit, einige Zeit fürs Schreiben abzuzwacken. Genau genommen wurde ich sogar dafür bezahlt. Andererseits wurde einem an einer Universität mehr als an jedem anderen Arbeitsplatz vor Augen geführt, wie alt man war, auch wenn sich das mit fünfundzwanzig Jahren in Grenzen hielt. Jeden September spitzte sich die Lage mit der Ankunft eines neuen Jahrgangs von Kindergesichtern zu. Man fühlt sich wie ein alter Blumenstrauß, der zwar das Verfallsdatum noch nicht überschritten hat, aber in seiner Ecke langsam vor sich hin welkt, ohne dass ihn jemand kauft.
    Ich hatte in meinem ganzen Leben nichts anderes tun wollen als schreiben. Mein Vater hatte mehr schlecht als recht davon gelebt – seine Bücher sprangen zwischen zu vielen Genres hin und her, und ihre Erscheinungsjahre lagen ein bisschen zu weit auseinander –, so dass mir in meiner Kindheit vage bewusst wurde, dass wir im Vergleich zu den Familien meiner Schulkameraden relativ arm waren. Aber das war nicht weiter von Belang. Ich wuchs mit der Liebe zu Büchern und Geschichten auf: Bücher besaßen wir reichlich, und solange mein Vater da war, gingen uns die Geschichten nie aus. Nie hatte ich mir irgendetwas anderes gewünscht, als ein bisschen wie er zu werden.
    Doch das war mir nicht vergönnt.
    Seit ich hier arbeitete, hatte ich vier Bücher bei Verlagen eingereicht, die ausnahmslos mit einem gut gezielten, kräftigen Baseballschlag abgeschmettert worden waren. Doch sooft man sich auch sagt, dass man sein Handwerk nicht von selbst beherrscht, sondern eine Lehrzeit in Kauf nehmen muss, setzen einem all die unausgeschlafenen frühen Morgen- und späten Abendstunden irgendwann zu. Man muss es ernst nehmen, und so läuft es darauf hinaus, zwei Berufe gleichzeitig auszuüben. Und mir fiel es zunehmend schwer, das alles auch noch mit einem echten Leben unter einen Hut zu bringen. Vielleicht wurde es eben gerade unmöglich. Vielleicht musste ich mich früher oder später den Tatsachen stellen.
    Ally zeigte natürlich Verständnis, aber dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, zu viele Eisen im Feuer zu haben. Etwas musste ich opfern. Gewiss nicht meine Beziehung zu ihr. Dafür liebte ich sie viel zu sehr. Vielleicht lief es also darauf hinaus, das Schreiben an den Nagel zu hängen. Ein deprimierender Gedanke.
    Doch für sie wäre ich dazu bereit. Ganz bestimmt.
    Sie wartete schon auf den Stufen der Union Hall. Es war nicht schwer, sie zwischen den Studenten zu entdecken – zunächst schon mal dank ihrem rot gefärbten Haar. Aber sie hatte sich auch eigens für die Konferenz in Schale geworfen und trug ein schickes schwarzes Kleid zu Stöckelschuhen. In ihrer Freizeit lief sie in schlaksigen Jeans, Sportschuhen und T-Shirt herum und erinnerte gewöhnlich an eine Mischung aus Punk und frecher Göre; man rechnete beinahe damit, dass sie ein Skateboard unter dem Arm hervorzog. Ein flüchtiger Beobachter hätte jetzt vielleicht genickt und gesagt, sie hätte sich ordentlich herausgeputzt, doch jemand mit einem schärferen Blick sah, dass sie, egal, was sie trug, schön war. Beide hätten sich vielleicht gewundert, was sie an mir fand.
    »Hey, da bist du ja«, sagte ich.
    »Ah, endlich. Du lässt mich ganz schön warten, Dawson, was?«
    »Du meinst, ich halte dich ganz schön auf Trab.«
    Sie stellte sich auf Zehenspitzen und legte mir die Hände auf die Schultern, um mir einen Kuss zu geben. Auf den ersten Blick sah Ally klein und zerbrechlich aus. In Wahrheit war sie schlank und muskulös, die Art Frau, die einen beim Armdrücken in Staunen versetzen konnte und das auf jeden Fall versuchen würde. Als wir das erste Mal – vor nunmehr einem Jahr, beide betrunken und beide höchst erstaunt – zusammen im Bett gelandet waren, wäre ich ihr, selbst wenn ich es gewollt hätte, kaum entronnen.
    »Worauf warten wir«, sagte sie. »Ich komm um vor Hunger.«
    »Das kann ich nicht zulassen.«
    Wir gingen in die Oyster Bar im Union. Sie hieß so, weil sie sich unten inmitten von glitzernden Spiegeln befand, während sich entlang der Wände in kreisrunden, treppenförmig ansteigenden Ringen weiße Sitze und Tische befanden. Wir erspähten einen freien Tisch und plauderten, während wir auf unser Essen warteten, vor dem Hintergrundrauschen anderer Gäste darüber, wie wir den Morgen verbracht
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