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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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nicht vorankam. Ich schob vor, sie sei viel schwieriger zu erstellen, als es tatsächlich der Fall war. Bei der zweiten handelte es sich um die Kurzgeschichte, an der ich stattdessen den ganzen Morgen gearbeitet hatte.
    Ich überflog sie ein letztes Mal.
    Für meine Verhältnisse war sie recht bizarr ausgefallen. Am Anfang findet ein junger Mann heraus, dass seine Freundin schwanger ist. Es war ein Unfall – sie haben sich hinreißen lassen und danach gegrinst. »Ganz schön dämlich, oder?«, sagen sie. »Aber uns wird schon nichts weiter passieren.« Es passiert ihnen doch.
    Die Freundin kommt zu dem Schluss, dass sie einen Schwangerschaftsabbruch nicht über sich bringt, und der Junge akzeptiert das, auch wenn es nicht seinen Wünschen entspricht. Er versucht sein Bestes, doch während die Zeit vergeht, sträubt er sich immer mehr gegen ihre Entscheidung – bis er auf einmal diese Kapuzen-Gangs entdeckt, die an den Straßenecken lungern. Sie beobachten, verfolgen ihn. Nach und nach stellt er sich vor, dass eine Art Mafiaboss, so etwas wie ein Kobold, ein Zwerg, ein Goblinkönig dahintersteckt, der seine Hände nach ihm ausstreckt. Wie die bösen Zwerge im Märchen werden diese städtischen Neuauflagen mit Kusshand sein Kind mitnehmen; der Mann braucht nichts weiter zu tun, als es sich zu wünschen. Irgendwann tut er egoistischerweise genau das.
    Danach passiert zwei Tage lang nichts – genügend Zeit, um sich einzureden, dass er sich alles nur eingebildet hat. Und dann verschwindet auf wundersame Weise die Schwangerschaft.
    Die Geschichte endet Jahre später damit, wie die männliche Hauptfigur ein Mitglied der Kapuzen-Gang an einer Straßenecke entdeckt und im Gesicht des Jungen hinreichend vertraute Züge erkennt, um zu wissen, dass es sein Sohn ist.
    Reichlich bizarr, Neil.
    War es auch, aber irgendwie gefiel mir die Geschichte. Außerdem frönte ich gerade zu sehr der Aufschieberitis. Bizarr oder nicht, erfolgreich oder nicht, war sie so fertig, wie sie nur sein konnte. Also speicherte ich die Word-Datei und schrieb eine kurze E-Mail an meinen Vater.
    Hi Dad,
    hoffe, Dir geht es gut – ich weiß, wir haben ein paar Wochen nichts mehr voneinander gehört, ich vermute also mal, alles geht seinen Gang? Hatte vor, mich zu melden. Bin mal wieder kläglich gescheitert.
    Hätte ein paar Neuigkeiten, aber vorerst wollte ich Dich bitten, einmal einen Blick auf das hier zu werfen. Ich hab keine Ahnung, ob es was taugt oder nicht, aber falls Du einen Moment Zeit hast, könntest Du es vielleicht mal lesen. Ich ruf Dich in Bälde an, und wir können uns ausgiebiger unterhalten.

    Alles Liebe,
    Neil
    Ich holte tief Luft und klickte auf »Senden«.
    Seltsamerweise war ich nervös. Mein Vater hatte über die Jahre zwanzig Romane veröffentlicht und war hinsichtlich der handwerklichen Qualität meiner Schriftstellerei immer ehrlich gewesen – deshalb schickte ich ihm meine Sachen ja überhaupt. Nein, das war es eigentlich nicht; ich konnte nicht sicher sagen, was es war. Nur dass ich nervös auf den kreisenden E-Mail-Anzeiger starrte und mir wünschte, die Mail zurückholen zu können.
    Dann verwandelte sich der Kreisel in ein Häkchen.
    Das war’s also. Meine Geschichte war in die Welt hinausgegangen.
    Vergiss es.
    Als ich auf die Uhr sah, war es kurz vor zwölf. Also minimierte ich das E-Mail-Programm, schloss das Büro ab und verließ das Gebäude.

    Ally arbeitete am Erziehungswissenschaftlichen Institut, doch heute stand eine Konferenz in der Union Hall auf ihrem Terminkalender. Der Bau befand sich am anderen Ende des Campus, und so musste ich mich dem Strom der Studenten anschließen und mir mitten durch das Gewühl einen Weg bahnen.
    Die Verbindung von sonnigem Wetter und dieser Jahreszeit ließ Festival-Stimmung aufkommen. Vor dem Union-Gebäude schien die Sonne auf frisches grünes Gras, und alle saßen mit schäumendem Bier in Plastikbechern da. Der geteerte Platz rings um die Eingangstreppe glich einem Teppich aus weggeworfenen Flyern. Im Obergeschoss balancierten Lautsprecher auf einem Fenstersims und pumpten die Musik hinaus. Ein spindeldürrer Typ – Sonnenbrille und Krempenhut – stand dort oben mit einem Fuß auf dem Sims und brüllte etwas wie eine atmosphärische Störung in ein Megaphon, das hier und da ein artikuliertes Wort enthielt und sich offenbar an die vorbeikommenden Studenten richtete.
    Auch wenn ich mit dem Zirkus nichts zu schaffen hatte, wusste ich, dass es wahrlich schlechtere
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