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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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vielleicht ab und zu in die Küche zu gehen, aus dem Fenster zu blicken und sich zu vergewissern, dass es die Blumen gab.
    Und das war zu schaffen.
    Auszug aus dem unvollendeten Dokument von Christopher Dawson, seinem Laptop entnommen
    Es ist Abend, Anfang September 1993.
    Er sitzt mit seiner Frau zu Hause, und sie sehen fern, das heißt, Laura sieht fern. Es ist ein Dokumentarfilm über Krebs. Jahre später wird sie selbst an dieser Krankheit sterben, was jetzt keiner von ihnen ahnt. Während sie die Sendung sieht und die deprimierenden Berichte hört, die vom Leid und der Tapferkeit der Betroffenen zeugen, gibt Laura hier und da leise, traurige Laute von sich. Es ist unvorstellbar, drückt sie damit aus, für diese Menschen ist es so entsetzlich – Gott sei Dank machen wir nicht so etwas durch. Später, als sie dasselbe Schicksal ereilt hat, legt Laura so viel Willensstärke an den Tag, dass sie es mit jedem in der Sendung heute Abend aufnehmen kann, und er selbst hebt seinen Kummer und seine Qual für Gelegenheiten auf, bei denen sie nichts davon mitbekommt.
    Im Moment sitzt er nur neben ihr und liest. Das Wohnzimmer ist abgenutzt (eine bessere Innendekoration können sie sich nicht leisten), doch wenigstens ist es warm und angenehm beleuchtet. Sie haben den Ton heruntergedreht: ein sanftes Murmeln, so leise wie Eltern, die ihrem schlafenden Kind etwas ins Ohr flüstern. Ohne von seinem Buch aufzusehen, streckt er den Arm aus und streicht ihr mit dem kleinen Finger über den Rücken ihrer Hand. Ein zartes Kitzeln, nur zur Erinnerung, dass er da ist und an sie denkt.
    Und in dem Moment klopft jemand an die Tür.
    Drei Mal pocht es ungehalten und aggressiv unten an die Haustür. Hätte es danach nicht aufgehört, wäre er auf den Gedanken gekommen, dass jemand einbrechen wollte.
    Er dreht sich zum Flur um. Sein erster Gedanke gilt natürlich Neil, der bestenfalls einen leichten Schlaf hat und schwer zu beruhigen ist. Das Geräusch könnte ihn wecken.
    Sein zweiter Gedanke ist die Uhrzeit.
    »Spät für Besuch«, sagt Laura.
    »Ich geh und seh nach.«
    Er steht auf und schleicht sich so leise wie möglich in den Flur, bis zum Treppenabsatz. Einen Moment lang horcht er auf irgendwelche Zeichen, dass Neil aufgewacht ist, doch im Kinderzimmer bleibt es ruhig, und so geht er behutsam, doch schnell die Treppe hinunter, um weiteren Lärm zu vermeiden. Über der alten Haustür befindet sich eine quadratische Scheibe aus Milchglas, durch die nur die schwarze Nacht zu sehen ist. Laura hatte recht – es ist spät. Und es macht Mühe, zu ihrem Haus zu kommen – die lange Einfahrt und die Treppe lädt nicht gerade dazu ein, spontan vorbeizuschauen. Als er unten ist, wünscht er sich, es gäbe eine Kette, die er vorlegen könnte. Irgendwie hat er es immer wieder aufgeschoben, eine anzubringen.
    Als er die Tür aufmacht, hört er, wie unter der kalten Nachtluft oben die Fenster klappern. Instinktiv erkennt er den Mann, der im schwarzen Anzug vor ihm steht.
    »Robert«, sagt er.
    Er ist es, doch er erschrickt, wie sehr sich Wiseman seit ihrer letzten Begegnung verändert hat. In seiner Vorstellung ist Robert ein routinierter Profi, der sich selbstsicher auf den Umgang mit seinem Publikum versteht – genau das, was er selbst nie sein wird. Doch der Mann auf den Treppenstufen hätte glatt ein völlig anderer Mensch sein können. Sein Anzug ist schäbig und zerschlissen, viel zu groß für ihn, und er ist so abgemagert, dass sein Schädel durch die Haut zu schimmern scheint. Auch hat er das Haar früher nie so lang getragen: ungekämmt und in fettigen Strähnen, so dass die Länge wohl eher der Vernachlässigung als irgendeiner Mode geschuldet ist.
    Natürlich hat er aus gelegentlichen Gesprächen entnehmen können, dass sich Robert seit Vanessas Verschwinden eingeigelt hat und sein Verhalten immer unberechenbarer geworden ist. Als Schriftsteller ist er beschädigte Ware.
    Wenn er ihn jetzt so kränklich bleich und ausgemergelt sieht, besteht für ihn kein Zweifel, dass er auch persönlich angeschlagen ist. Sein hohler, flackernder Blick wirkt ein wenig geistesgestört.
    Robert nickt ihm zu und sieht ihn erwartungsvoll an. Er hat die Hände vor sich gefaltet, und es sieht so aus, als versuche er mit der einen Hand die Finger von der anderen abzureißen.
    Natürlich, denkt er.
    Er wartet darauf, dass ich ihn hereinbitte.
    Drüben an der Steintreppe raschelt der Wind in den Blättern, und von dem Geräusch wird ihm noch
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