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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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gestorben. Findest du nicht, dass das unrecht war?«
    »Das war nicht …«
    »Deine Schuld.« Hannah verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. »Nach allem, was letztes Jahr passiert ist, war ich mir nicht sicher, ob du dieses Jahr kommen würdest, denn das muss dir ziemliche Angst gemacht haben. Aber ich nehme mal an, du wusstest, dass es dieses Jahr ungefährlich ist, nicht wahr? Schließlich wusstest du, dass die Familie aufgeflogen war, also hattest du keinen Grund zur Sorge.«
    Suzanne Doherty wandte sich ab und holte tief Luft. Ein paar Sekunden blickte sie einfach nur über die Brecher, die unter ihr tosten, und Hannah ließ ihr die Zeit. Der Wind wurde wieder stärker. Er schien auf die Leute, die vorbeikamen, einzudreschen, doch sie ignorierte es, und nach einer Weile hörte sie Doherty antworten.
    »Ich hab nie geglaubt, dass es sie gibt.«
    »So, hast du nicht.«
    »Es genügte, dass andere daran glaubten. Er zum Beispiel. Christopher Dawson. Ich hab mich einen Tag, bevor … bevor das passiert ist, mit ihm getroffen. Wir haben verabredet, zusammen zum Viadukt zu gehen. Ich sollte ihm bei den Recherchen zu seinem Buch behilflich sein. Ich hatte gedacht, es würde mir Spaß machen.«
    Hannah schwieg.
    »Ich hatte gedacht, niemand würde davon erfahren.«
    »Nun, falls du dich dann besser fühlst: Dass du heute hergekommen bist, spielt eigentlich keine Rolle. Wärst du nicht gekommen, hätte ich dir einen Besuch abgestattet, denn ich kannte deinen Namen und deine Adresse.«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Hannah zuckte die Achseln. »War nicht besonders schwer.«
    Wäre Neil Dawson an seinen Verletzungen auf dem Bauernhof gestorben, hätte sie nie davon erfahren, dass es eine Frau gab, die sich für sie ausgab. Doch nachdem sich Dawson so weit erholt hatte, dass sie ihn befragen konnte, war es nicht weiter schwer gewesen, die Mosaiksteine zusammenzufügen. Sie wusste, dass jemand sich für Charlotte Webb ausgegeben hatte. Diejenige musste die Geschichte irgendwo aufgeschnappt haben, und außerdem hatte sie offenbar einen Grund, jedes Jahr zu ihrer Pflegemutter Mrs. Fitzwilliam zurückzukehren. Man brauchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um zwischen diesen beiden Fakten einen Zusammenhang zu vermuten, und so hatte sich Hannah die Registrierungen der Pflegestelle zu dem Zeitraum besorgt, in dem sie selber dort gewesen war. In Wahrheit hatte sie nur eine gebraucht. Das Mädchen blickte ihr ja aus dem Foto auf Mrs. Fitzwilliams Kaminsims entgegen. Selbst nach so vielen Jahren war es noch möglich, sie zu erkennen. Vielleicht hätte auch Dawson sie wiedererkannt, hätte er nicht auf das falsche – oder besser gesagt, das richtige – Mädchen geschaut.
    »Du hast dich nicht sehr verändert, Suzanne«, sagte Hannah. »Nachdem ich das Foto von dir als kleinem Mädchen gesehen hatte, wusste ich, dass du die Frau auf dem Bild mit Robert Wiseman warst. Und das Foto in deiner Polizeiakte ist auch nicht so viel anders. Wie’s aussieht, hat sich für dich in all den Jahren nicht viel geändert. Das ist schon irgendwie interessant, nicht wahr?«
    Suzanne starrte weiter aufs Meer hinaus und antwortete nicht.
    Es war auch nicht nur die physische Ähnlichkeit. Als Erwachsene hatte sich Suzanne Doherty wiederholt Anzeigen wegen missbräuchlicher Alarmierung der Polizei oder vorgetäuschter Gefahrenlage eingehandelt und einmal wegen Betrugs vor Gericht gestanden, nachdem sie sich als Opfer eines tatsächlichen Mordes ausgegeben hatte, bei dem die Leiche nie gefunden worden war. Doherty hatte behauptet, sie sei in Wahrheit untergetaucht, um sich vor ihrem Angreifer zu verstecken, und hatte einem wohlmeinenden Mann, dem sie in einer Bar begegnet war, Geld abgenötigt. Diese Anklagen wurden schließlich auf Bitten des Mannes fallen gelassen, doch ähnliche Vorfälle zogen sich wie ein roter Faden durch ihre Akte. Erfundene Beschuldigungen, Falschaussagen. Das kleine Mädchen war zu einer Frau herangewachsen, die privat und professionell log, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Eine Frau, die aus unmittelbarer Erfahrung gelernt hatte, welche Geschichten die Leute interessierten und welche nicht.
    Die Frau gab sich seufzend geschlagen.
    »Ich kann mich an dich erinnern«, sagte Doherty.
    »Ja?«
    »Du hast so viel geredet. Weißt du noch? Du hast deine Geschichte ständig erzählt. Und dieser Polizist, der so oft da war, ich kann dir sagen, der hat dir immer wieder geduldig zugehört. Er hat dich regelmäßig
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