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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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sie schienen nach Titeln zusammengestellt zu sein. Hatte er ein Exemplar von jedem Buch aufbewahrt? Ehrfürchtig betrachtete ich die Bücherwand. Die Bände schienen, ebenso wie die Anthologien, chronologisch geordnet zu sein, das heißt autobiographisch, so dass Kummerpuppen neu und unangetastet an einem Ende des obersten Fachs stand.
    Wie mochte es wohl sein, wenn man sein Lebenswerk auf diese Weise vor sich hatte? Allein schon die Zahl der Buchrücken war ein beeindruckender Anblick, ganz zu schweigen von all den Worten, die die Seiten enthielten. Man hörte sie geradezu flüstern.
    Ich drehte mich um und ging zum Schreibtisch. Als es noch mein Zimmer gewesen war, hatte hier ein riesiger Schrank gestanden und eine alte Stehlampe mit Fransen. Der Schreibtisch meines Vaters sah noch älter aus als mein damaliger Schrank. Er bestand aus eingekerbtem Holz und erinnerte mit seiner Textur an den Tisch in einem Schullabor. Die Lampe war einer schwenkbaren, angewinkelten Leuchte aus Metall gewichen. Ansonsten lagen auf dem Tisch nur noch ein zerfleddertes altes Taschenbuch und eine Schicht Staub. In der Mitte allerdings war eine saubere Stelle in Größe und Form eines Laptops zu erkennen. Wo auch immer er hingefahren war, hatte er offensichtlich seinen Laptop dorthin mitgenommen.
    Ich sah auf. An der Wand hing ein Kalender mit Sportwagen auf den Fotos; auf dem Blatt zum laufenden Monat fegte ein verschwommener roter Ferrari um die Kurve einer Piste. Unter dem Bild waren mehrere Tage im September durchgehend angestrichen. Für letzten Freitag hatte er Haggerty A. notiert. Für Samstag H Ellis??
    Und dann, darunter, Southerton Hotel, Whitkirk, mit einem Pfeil quer durch bis morgen.
    Das wäre dann also geklärt. Er war doch weggefahren.
    Ich war ein bisschen sauer, dass er mir nicht Bescheid gegeben hatte, andererseits war er ein freier Mann, und schließlich hatte ich selber nicht gerade den engsten Kontakt gehalten. Und falls es mit seiner Arbeit zu tun hatte und er ganz in etwas vertieft war, konnte es gut sein, dass er gar nicht auf die Idee gekommen war, sich zu melden.
    Woran arbeitete er?
    Ich schaute mir das zerfledderte Taschenbuch noch einmal an. Es sah meinem Vater nicht ähnlich, zum Lesen hier drinnen zu sitzen; er war ein Lehnsessel-im-Wohnzimmer-Leser. Ich nahm es zur Hand. Ein Roman, und zwar ein alter. Das Paperback sah aus, als hätte es im Regen gelegen oder als hätte er es auf einem Feld gefunden – oder als hätte er einfach nur so oft darin geblättert, dass es wie eine alte Landkarte allmählich auseinanderfiel.
    Der Titel im unteren Drittel war geprägt und offenbar ursprünglich in Gold abgehoben, das über die Jahre abgerieben worden war.

    DIE SCHWARZE BLUME

    und in kleineren Buchstaben darunter:
    ROBERT WISEMAN

    Das Bild auf dem Einband war ausgesprochen furchterregend. Es ähnelte einer Rose, nur dass die Blütenblätter schwarz waren und die Mitte so abgewandelt, dass darin ein qualvoll verzerrtes Frauengesicht erschien. Aus dem Stengel kringelten sich spitze Dornen nach oben und drangen in die Blütenblätter, aus denen rote Blutstropfen fielen.
    Ich drehte es um und las den kargen Klappentext:
    Dies ist nicht die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das verschwindet, sondern die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das zurückkommt …
    Einem kleinen Mädchen, das auf einer Promenade erscheint. Das Mädchen hält eine Handtasche fest, in der sich nichts weiter als eine geheimnisvolle schwarze Blume befindet. Sie hat keinen Namen, niemand weiß, wer sie ist oder wo sie herkommt. Das Einzige, was sie mitbringt, ist die entsetzliche, verstörende Geschichte, die sie erzählt.
    Der Polizist, der sich ihrer annimmt, ist entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Denn die Geschichte des Mädchens ist einfach zu unfassbar, um sich so ereignet zu haben. Doch wenn sie stimmt, ist ihr Leben in Gefahr. Und nicht nur ihres.
    Ohne nachzudenken, fing ich an zu lesen. Das Buch öffnete sich von selbst in der Mitte, wo, zwischen den Seiten gepresst, eine Blume lag.
    Das heißt, es waren die Überreste einer Blume. Sie hatte etwas von einem Fossil. Der Stengel war hauchdünn und spröde; die Farbe der getrockneten Blütenblätter war fast zu Grau verblasst, an der Oberfläche von winzigen schwarzen Adern durchzogen. Ich fühlte mich an die Haut einer sehr alten Frau erinnert.
    Eine schwarze Blume.
    Für einen Moment überlegte ich, ob es sich vielleicht um eine Art Werbegag handelte, doch das
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