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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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Sonnenstrahlen geweckt werden, die durch die Ritzen der hölzernen Fensterläden hereindringen, ist Nachbar Antony schon da, um nach dem Rechten zu sehen. Er wohnt drei Kilometer entfernt. Seine 10-jährige Tochter Preebi ist auch mitgekommen. Antony repariert die Wasserleitung, die von Vasudhas Brunnen in die Küche führt. Ein Elefant war in der vorherigen Nacht zu Besuch und hat die Leitung zertreten.
    Vasudha stellt mir ihre kleine Freundin Preebi vor, »eine der besten Spurensucherinnen, die es gibt.« Preebi geht oft mit ihr auf Streife, um die Spur der Tiger aufzunehmen. Sie kennt sich im Wald aus, weil sie jeden Morgen sieben Kilometer durch den Tigerwald zur Schule gehen muss. Vor kurzem habe sie einen Tiger mit »sooo einem dicken Kopf« getroffen. Sie erzählt es mit unüberhörbarem Stolz und breitet dabei die Arme aus, soweit sie kann. Hat sie Angst gehabt? Sie sieht mich erstaunt an: »Nein, warum denn?« Nur einmal hatte sie einen Konflikt mit einem Tier. Auf dem Nachhauseweg von der Schule wurde sie von einer riesigen Kobra angegriffen. »Ich musste sie mit einem Stock erschlagen.«

    Preebi im Tigerwald
    Vasudha und Preebi haben eine Idee: Wir gehen morgen gemeinsam auf Tigersuche. Preebi hat ein paar Kilometer von hier entfernt den Kadaver eines Zamba-Hirsches gesehen – offenbar eine Tigermahlzeit. Der Tiger dürfte sich noch in der Nähe seiner Beute aufhalten, denn die Mahlzeit reicht für zwei bis drei Tage. Das Angebot ist verführerisch, aber ich gebe zu, dass ich Angst habe. Die beiden schwören auf den Tigergott, dass nichts passieren wird, denn Tiger mögen kein Menschenblut. Aber es gibt doch menschenfressende Tiger! »Es gibt nur wenige dieser Man-Eater«, räumt Vasudha ein. »Ansonsten töten Tiger Menschen nur, wenn sie sich bedrängt fühlen, oder aber wenn sie zu alt und schwach sind, um andere Beutetiere zu jagen.«
    Ich verzichte dankend auf die Aussicht, als Mahlzeit für einen Tigeropa herzuhalten, und die beiden sehen mich enttäuscht an. Ich sei eben ein Weichei; nicht viel mutiger seien die selbsternannten Tigerexperten aus der ganzen Welt, die hier scharenweise anreisen würden: »Die sollten lieber zu Hause bleiben.« Denn aus Angst vor dem Tiger rücken sie nur unter dem Geleitschutz bewaffneter Ranger und in sicheren Fahrzeugen in den Dschungel vor und stören so das Leben der Tiere. Vasudhas Zorn kommt jetzt wie ein Vulkanausbruch über mich: »Warum überlasst ihr den Wald nicht den Menschen, die in ihm leben? Ihr habt die Macht und das Geld, mit Jeeps in die Kernzonen der Reservate hineinzufahren. Viele Wildtiere sind bei Unfällen mit den Touristenjeeps ums Leben gekommen. Kannst du dir vorstellen, welche Lärmverschmutzung der Öko-Tourismus mit sich bringt? Für ein paar zusätzliche Dollar fahren die Ranger ganz dicht an die Tiere heran, um sie dazu zu bringen, auf die Jeeps loszugehen. Das bringt einen Extrakick. Früher waren unsere Elefanten die friedlichsten Wesen, die man sich vorstellen kann. Jetzt sind sie so gereizt, dass sie immer häufiger Menschen angreifen. Erst gestern hat ein Elefant im Nachbardorf zwei Menschen getötet. Das ist alles eine Folge dieses Tigerrummels im Westen. Euer Geld brauchen wir nicht. Lasst den Tiger in Ruhe, dann hat er vielleicht noch eine Chance.«
    Ullash Kumar
     
    Gegen Ende der Kolonialzeit richteten die Briten in Indien und Nepal die ersten Schutzgebiete für Großwild ein. Nach ihrem Abzug übernahm der WWF die Autorenschaft beim Tigerschutz und startete 1972 die Kampagne Operation Tiger. Er brachte die Regierung unter Indira Gandhi dazu, 15 Reservate einzurichten, in denen die Tiger ungestört vom Menschen leben konnten. Die Stämme, die in den Tigerwäldern lebten, wurden von den lokalen Behörden mit Gewalt vertrieben. Fast eine Million Menschen verloren so ihre Heimat. Trotzdem ging die Zahl der Tiger immer weiter zurück. Heute gibt es nur noch etwa 1000 indische Tiger, der WWF spricht von 1700. Was ist passiert? Diese Frage hat sich auch ein Naturschützer gestellt, der schon als Kind von der Idee beseelt war, den bedrängten Tigern, Elefanten und Nashörnern des Landes zu helfen.
    Ullash Kumar lebt in der Millionenstadt Bengaluru , der Hauptstadt des südlichen Bundesstaates Karnataka . Ein sanfter Mann mit Bart und weichen Gesichtskonturen, der sich selbst als »Wildlifer« und »Umweltaktivist« bezeichnet. Gefunden habe ich ihn über das Internet. Seine Artikel sind mir wegen ihrer Klarheit und Präzision
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