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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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dafür verspricht Nanda SJB Rana, der freundliche Besitzer der Lodge, dass jeder Teilnehmer mindestens einen Tiger in freier Wildbahn zu sehen bekommt.
    Am nächsten Morgen um fünf Uhr geht es bei drei Grad Celsius über null los, und als unsere Kolonne etwa eine Stunde später vor dem Haupttor des Nationalparks eintrifft, haben die ersten schon blaue Finger. Wir reihen uns in eine lange Warteschlange ein. 155 Jeeps sind hier jeden Tag für Safaris zugelassen – und zwar nicht in der Randzone, sondern im Kern des Parks, wo die meisten Tiger leben. Das Jagdfieber steigt, und als sich der Schlagbaum hebt, donnert das Jeep-Geschwader los. Zu meiner Überraschung gibt es im Nationalpark ein gut ausgebautes Wegenetz. Am Rand stehen Männer und fegen den »Tiger-Highway«. Es sind Adivasi, Waldmenschen. Früher waren sie die stolzen Herrscher des Dschungels – jetzt sind sie Servicekräfte des Ökotourismus.
    Nach offiziellen Zahlen gibt es hier noch etwa 100 Tiger, aber unser Ranger hält diese Zahl für Propaganda. Nach seiner Kenntnis sind es höchstens noch 50 – unsere erste Lektion in indischer Tigermathematik.
    Auf der Safari sehen wir Affen, wunderschöne Vögel und ein paar Gaur, die größten lebenden Rinder der Erde, tonnenschwere, graue Monster. Immer wenn er ein Tier sieht, tritt der Ranger auf die Bremse. Ein paar Sekunden Stopp für die Fotos und dann geht die Jagd weiter. Die zahlenden Gäste wollen keine Büffel und Affen, sondern Tiger sehen. An einem Baum zeigt uns der Ranger, wie der Tiger sein Revier markiert. Er hat tiefe Rillen in das harte Holz des Baumes gegraben, in drei Metern Höhe. Man ahnt die Kraft, die in der Raubkatze steckt. Jedes Tigermännchen beansprucht für sich ein Revier von 40 Quadratkilometern. An der nächsten Weggabelung stoßen wir auf einen Tigerspähtrupp: Ranger auf Elefanten, ausgestattet mit Funkgeräten, sind seit Stunden unterwegs, doch vom Tiger keine Spur. Wäre ich ein Tiger, hätte ich mich bei diesem Höllenlärm auch längst ins Unterholz verkrochen.
    Nachdem wir drei Stunden herumgekurvt sind, von denen wir etwa 30 Minuten in Staus auf dem schmalen Tiger-Highway verbracht haben, treffen sich alle auf dem Frühstücksplatz wieder. Die Ranger packen Fresskörbe aus und verteilen ihren Inhalt auf den mit weißen Tischdeckchen geschmückten Kühlerhauben der Jeeps: Toast, Schinken und gekochte Eier, Tee und Kaffee. Die Jeep-Besatzungen tauschen miteinander Jägerlatein aus, eine Frau will den Schwanz eines flüchtenden Tigers gesehen haben.
    Hier auf dem Grasland lebten früher einmal die Adivasi. Ihr Dorf und ihre Kultur sind verschwunden. Die Touristen haben weiter keine Fragen dazu, denn die Umsiedlung durch die Regierung erscheint ihnen womöglich gerechtfertigt. Der WWF hat, ohne sich allerdings explizit für Zwangsumsiedlungen auszusprechen, viele Jahre lang verkündet: Wir Menschen haben den wilden Tieren seit vielen hundert Jahren ihren Lebensraum weggenommen, jetzt muss man sich um sie kümmern.
    Plötzlich brüllt ein Ranger: »Nicht weit von hier wurde ein Tiger gesichtet.« Alle rennen zu ihren Jeeps. Die Motoren heulen auf und weiter geht es. Dort, wo der Tiger angeblich gesehen wurde, stoppen wir. Ein Affe stößt den Tigerwarnruf aus. Hirsche rennen durchs Gebüsch. Wir beobachten, dass sie verfolgt werden – von einem Wildschwein. Mist, wieder kein Tiger. Pause zum Lunchfassen im Dschungelhotel. Danach noch einmal in den Tigerwald. Nur keine Zeit verlieren, denn um 18 Uhr schließt der Park. Wir haben schon am zweiten Tag keine Lust mehr auf die Tigerjagd und bleiben am Swimmingpool des Hotels. Die anderen Touristen sind fassungslos über uns Weicheier, aber die Dame des Hauses, Latika Nath Rana, quittiert die Entscheidung mit einem dankbaren Blick.
     
    Jäger und Gejagte
     
    Dr. Latika Nath Rana ist Tigerforscherin mit Oxford-Diplom. Als einzige Frau hat sie sich unter den indischen Tigerforschern einen prominenten Platz erobert. Beim Frühstück eröffnet sie mir, dass sie für die ganze Zunft wenig übrig hat: »Wir wissen eigentlich alles über den Tiger, man sollte ihn einfach in Ruhe lassen.« Auch auf die Tigerkampagne des WWF ist sie nicht gut zu sprechen: »Damit kommen immer mehr Tigerexperten ins Land und belagern die Raubkatzen.« Sie bauen überall Fotofallen auf, schießen mit Betäubungsgewehren auf die Tiere und hängen ihnen Funksender um den Hals. Der WWF will dadurch Vorkommen, Bewegungsmuster und Anzahl schätzen, um weitere
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