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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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Presseberichten aus der Zeit hört sich das ganz anders an: Im Januar 1961 brachen Königin Elisabeth II. und ihr Prinz im Rahmen eines Staatsbesuches zu einer Tigerjagd nach Rathambore auf. Jagdgehilfen hatten vorher Dutzende Ziegen an Bäume gebunden, um das Raubtier anzulocken, und die Treiber jagten es direkt vor die Flinte der Königin. Doch als der Tiger in Sichtweite war, legte sie das Gewehr beiseite und griff zu ihrer Fotokamera. Den tödlichen Schuss überließ sie Prinz Philip. Bald darauf zirkulierte in Großbritannien das Foto der Jagdgesellschaft. Vorne streckt sich das erlegte Tier, dahinter stehen die Gastgeber der Jagd mitsamt dem königlichen Paar.
    Ziemlich genau 50 Jahre nach dem Jagdausflug ergattern wir im Buckingham-Palast einen Interviewtermin bei Prinz Philip. Er blickt bei der Frage nach der Tigerjagd mannhaft in die Kamera und steht zu seiner Tat: »Ich habe in meinem Leben nur einen einzigen Tiger geschossen, damals in Indien. Man musste den Bestand regulieren. Die Natur kann das nicht allein. Wenn es zu viele Raubtiere gibt, dann muss man sie beseitigen, um andere Arten zu schützen.«
     
    Trotzdem war die Angelegenheit ärgerlich. Das Foto des ermordeten Tigers rief in England große Empörung hervor. Ausgerechnet jetzt! Denn im Frühjahr 1961 standen Prinz Philip und seine Freunde kurz davor, der Welt die Geburt des WWF zu verkünden. Für Prinz Philip war das Gruppenfoto mit dem Tiger ein reines Imageproblem. Jagd und Tierschutz gehören für ihn zusammen, nur Jäger sind nach seiner Philosophie gute Naturschützer. Die meisten Nationalparks in Afrika und Asien waren früher Jagdreservate für die weißen Eliten aus Europa und den USA. Um 1900 gab es in Indien noch 40.000 Tiger – bevor die schießwütigen Windsors und ihre wohlhabenden Freunde auftauchten und dazu beitrugen, die Zahl der Tiere bis zum Ende der Kolonialzeit auf 5000 Exemplare zu reduzieren.

    Prinz Philip mit Beute und Elisabeth II., 1961
    Die Tigerfrau
     
    Es ist spät in der Nacht und die wilden Tiere sind auf Raubzug. Vasudha Chakravarthi geht vor uns her. Es sind nur wenige hundert Meter bis zu ihrem Haus, aber das tausendstimmige Gemurmel des Waldes ist mir nicht geheuer. Sie lacht mich aus und stapft, bewaffnet mit einem langen Stock, festen Schrittes voraus. Ihr Pferdeschwanz wippt energisch im Mondlicht. Die junge Frau lebt seit vier Jahren im Dschungel und hat keine Angst vor wilden Tieren. »Sie kennen mich und wissen, dass ich ihre Freundin bin.« Aber mich kennen sie nicht! Wir sind fast bei ihrem Haus angelangt, als sie plötzlich wie angewurzelt stehenbleibt und mit einer Taschenlampe die Büsche ableuchtet: »Ein Leopard, ganz in der Nähe.« Ich will wissen, ob Leoparden Menschen fressen. »Nein, Menschen gehören nicht zu ihrer Diät. Sie töten Menschen nur um des Tötens willen.« Wie beruhigend. Sie vertreibt den Leoparden mit Zischgeräuschen und wir sind endlich im sicheren Haus. Es wurde vor 160 Jahren als Jagdhütte von einem irischen Ehepaar gebaut, das sich in diese einsame Landschaft verliebt hatte. Noch immer baumelt ein Blechschild über der Eingangstür: Hunting Lodge. Vasudha hat das Haus mit eigenen Händen wieder hergerichtet, am Rand des Mudumalai-Tigerreservates im Süden Indiens.
    Bevor sie sich für das Leben in der Abgeschiedenheit entschied, hatte sie einen gutbezahlten Job bei der HSBC -Bank in London: »Es war interessant da, aber ich wusste irgendwann, dass mich ein Leben als Geschäftsfrau nicht glücklich macht. Es entfremdet mich von mir selbst.« Ihr Mann trennte sich von ihr, weil er ihre Leidenschaft für die Wildnis nicht verstand.
    Jeden Morgen streift sie ihren gefleckten Tarnanzug über und geht mit dem Fotoapparat auf Spurensuche. Allein und ohne Waffe. Siebenmal ist sie bei ihren Streifzügen schon auf einen Tiger gestoßen, Angst hatte sie nie: »Einmal stieß ich auf eine Tigerin, die gerade einen Hirsch gerissen hatte. Ich saß nur wenige Meter von ihr entfernt und begann zu fotografieren. Sie sah mich an und ließ mich gewähren. 40 Minuten lang saßen wir einander gegenüber. Sie hätte mich jederzeit töten können, aber ich wusste, sie würde es nicht tun. Es gab zwischen uns ein stilles Einverständnis.« Vasudha zeigt mir ihre Tigerfotos auf dem Laptop, veröffentlicht hat sie keines davon: »Das kann ich den Tigern nicht antun. Dann kommen noch mehr Menschen aus den reichen Ländern hierher, um sie anzugucken.«
    Als wir am nächsten Morgen von den
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