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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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der WWF werde sie »umarmen«. So einfach ist das also. Komisch, dass vorher noch niemand darauf gekommen ist.
    Auffallend viele Industrieunternehmen, mit denen der WWF in Verbindung steht, haben sich bei der Verschmutzung der Umwelt und beim Raubbau an den Schätzen der Erde hervorgetan: British Petroleum, Exxon Mobile, Marine Harvest, Shell, McDonalds, Monsanto, Weyerhäuser, Alcoa und der größte Palmölkonzern der Erde, Wilmar. Ihnen steht der Panda gut. Aber warum geht der WWF diese Liaisons ein – kann er damit wirklich die Welt verbessern, oder verkauft er womöglich seine Seele für bares Geld? Eine Spurensuche im grünen Empire. Sie führt uns um die ganze Welt. Am Ende sehen wir den Panda mit anderen Augen.

2. IN DER HÖHLE DES LÖWEN
    In Gland am Genfer See liegt das internationale Hauptquartier des WWF, des World Wide Fund for Nature. Der graue Betonklotz ist ein Geschenk des deutschen Kaufhauskönigs Peter Horten. Er wirkt wie eine ästhetische Kriegserklärung an die Schweizer Kleinstadtidylle.
    In den Gängen und Konferenzräumen herrscht emsiges Treiben. Junge Menschen aus aller Welt in Jeans und Turnschuhen beherrschen das Bild. Alle lächeln freundlich, wirken cool, kreativ und weltoffen. »Wir sind ein großes Team«, verkündet der Öffentlichkeitschef Phil Dickie, als er uns freudestrahlend am Empfang abholt. Mein Kameramann Ulli Köhler und ich sind gekommen, um uns vorzustellen, denn wir wollen für den WDR einen Film zum 50. Geburtstag des WWF drehen.
    Phil Dickie ist Australier. Zuvor arbeitete er bei einer »geheimen Ermittlungseinheit« der australischen Regierung, wie er uns auf dem langen Weg zu seinem Büro mit verschwörerischer Miene wissen lässt. Ich habe den Eindruck, dass er nicht so recht weiß, wie er uns einschätzen soll. Er ruft Rob Soutter hinzu, einen alten Haudegen des WWF. Der weiße und hochgewachsene Südafrikaner ist seit Jahren für die globalen Artenschutzkampagnen des WWF zuständig und organisiert gerade das Gipfeltreffen der Tigerstaaten in St. Petersburg – mit Wladimir Putin als Gastgeber. Rob Soutter wischt meine kritischen Fragen zu den Industriepartnerschaften des WWF mit einer Handbewegung vom Tisch: »Coca-Cola ist eine unserer strategischen Partnerschaften. Man kann die Welt nicht mit Nein-Sagen verändern. Die Macht haben die Konzerne. Nur mit ihnen gemeinsam kann man etwas erreichen.« Coca-Cola habe sich verpflichtet, den Verbrauch von Frischwasser in seinen Abfüllanlagen um 20 Prozent zu senken, auch die CO2-Bilanz soll besser werden; und wenn man gemeinsam den Eisbären rettet, ist das doch auch nicht schlecht, oder? Klingt vernünftig.
    Der 1961 gegründete WWF ist nicht aus einer Protestbewegung von unten entstanden. Er war von Anfang an eine Organisation von Menschen, die sich als Teil der gesellschaftlichen »Elite« begriffen.
    Der gewiefte Pressemann Phil erfasst intuitiv, dass Rob Soutter die richtige Wahl für uns ist und bietet ihn als Interviewpartner an: Der WWF habe nichts zu verbergen; alles sei transparent und offen – raus mit den Fragen! Also gut: Wie hält es der WWF mit der Gentechnik? Am Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja arbeitet er mit dem Gentechnikriesen Monsanto zusammen, sehr zum Missfallen der anderen großen Naturschutzgruppen, für die Monsanto der Teufel auf Erden ist. Phils Gesicht verfinstert sich und durch die geschlossenen Lippen hindurch presst er einen Fluch: »Diese verdammte Gentechnik.« Volltreffer.
    Rob Soutter wiegelt gequält ab: Der WWF sei im Prinzip gegen Gentechnik, aber er könne die »Realität« nicht ignorieren und müsse sich »neu positionieren«. Damit er keine schlechte Laune bekommt, wechsle ich das Thema und frage nach der Artenschutzpolitik des WWF – ein ihm vertrautes Terrain. Seine Sommersprossen leuchten auf, als er mir vorschwärmt, wie schön eine Safari-Tour auf dem Rücken eines Pferdes durch das Kaokoveld-Reservat in Namibia bei Sonnenuntergang sei. »Auge in Auge mit einer Löwenfamilie – ein unglaubliches Glücksgefühl.« Der Traum von der unberührten Wildnis. Soutter ist ein WWF-Romantiker der alten Schule. Was nicht heißt, dass er die Fehler der Gründergeneration rechtfertigen möchte.
    Die Wildparks Afrikas waren bis in die 1980er-Jahre fest in weißer Hand. Soutter räumt offen ein: »Das führte dazu, dass viele Schwarzafrikaner dachten, der WWF sei eine Art Fortsetzung des Kolonialismus. Wir haben dazugelernt und arbeiten heute eng mit der lokalen
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