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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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Tigerschutzgebiete auszuweisen. Dr. Rana hält davon wenig: »Alles überflüssig, für die Forschung bringt das nichts. Es hat nur einen Sinn: Das Geld muss ausgegeben werden.« Ich spreche sie auf die WWF-Schilder an, die die Straßen zum Nationalpark schmücken. Sie lacht: »In Public Relations sind die gut. Aber ich habe hier noch kein wirklich nützliches WWF-Projekt gesehen.«
    Dr. Latika Nath Rana hat den Haushalt des WWF Indien unter die Lupe genommen und ist der Meinung, dass ein großer Teil der WWF-Spendengelder, die aus dem Ausland kommen, nicht für konkrete Schutzprojekte vor Ort ausgegeben wird: »Das meiste Geld, das der WWF offiziellen Regierungsstellen gibt, verschwindet letztlich doch in den Taschen der Funktionäre.« Als sie meinen verblüfften Gesichtsausdruck bemerkt, fügt sie hinzu: »Das ist nichts Besonderes für Indien. Wenn die Spendengelder in den Tigerreservaten ankommen würden, dann könnten wir für jeden Tiger vier Wärter einstellen, eine Schutzmauer um alle 39 Tigerreservate Indiens ziehen und dazu noch für alle Tiger eine Lebensversicherung abschließen.« Sie selbst hat sich von dem Tigerrummel abgewandt und konzentriert sich auf die Arbeit mit den Dorfbewohnern in der Pufferzone. »Wenn wir die gewinnen, können wir auch dem Tiger helfen.«
    Immer wieder, so Dr. Latika Nath Rana, findet die indische Tigermafia in den Dörfern rund um die Reservate willfährige Handlanger, die einen Tiger töten. Die Tigerkiller bekommen dafür lediglich ein paar Rupien, sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie hoch die Weltmarktpreise für Tigerprodukte sind. Tee aus Tigerknochenmehl kostet in Chinatown in New York inzwischen mehr als Heroin. Das Getränk soll die sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes erheblich steigern.
    Beim Dinner am langen Tisch am selben Abend erzählt ihr Mann Nanda, woher der in Asien weit verbreitete Glaube an die Potenzwirkung von Tigerextrakten kommt: »Wenn Tiger sich paaren, geht es hoch her; sie treiben es tagelang miteinander. Der Rekord liegt bei einem Tigerpaar, das 113 Mal an einem einzigen Tag Sex hatte.« Jack aus Arizona, der häufig geschäftlich in Shanghai zu tun hat, wendet ein, dass es in China doch längst riesige Tigerfarmen mit eigener Aufzucht gebe. Der Hausherr schüttelt den Kopf: »Das hilft uns nicht viel. Die Chinesen glauben, dass die Essenzen vom wilden Tiger eine bessere Wirkung haben.«
    Meine Tischnachbarin Maggie stellt sich bei der Diskussion über Tigersex lieber taub und genießt still ihr Glück, denn bei der Nachmittagssafari ist ihr Jeep auf einen leibhaftigen Tiger gestoßen. An Details kann sie sich nicht erinnern, weil das Tier nur von weitem zu sehen war – die anderen Jeeps hatten sich zu ihrem Ärger einfach vorgedrängelt. Immerhin: Die 10.000 Dollar für das Programm Wild India haben sich für Maggie ausgezahlt. »Denn«, so verkündet sie im Brustton der Überzeugung, »vielleicht sind wir die letzte Generation, die einen wilden Tiger sehen kann. Unsere Enkel wahrscheinlich nicht mehr.« Die apokalyptisch angehauchte Tigerkampagne des WWF hat in ihr ein dankbares Medium gefunden. Doch hat das alles wirklich mit Naturschutz zu tun?
    Nach dem Dinner führt uns Hausherr Nanda Rana in seine Bibliothek, um uns seinen Schatz zu zeigen: große Schwarz-Weiß-Fotos aus der guten alten Zeit der Tigerjagd. »Die Fotos sind ein Geschenk des Hauses Windsor an meine Familie.« Ich erfahre bei dieser Gelegenheit, dass Herr Rana ein Spross des nepalesischen Königshauses ist, das die Tigerjagden für die britischen Herrscher veranstaltete. Er zeigt auf ein Foto, auf dem Elefanten einen Kessel bilden. »Bevor König Georg kam, wurden aus dem ganzen Land 1000 Elefanten zusammengeholt. Sie trieben die Tiger in ringförmigen Kesseln zusammen. Bei dieser Jagd hier wurden 120 Tiger erlegt, an einem einzigen Tag. Ziemlich unfair dieser Sport.« Auf dem Foto daneben sieht man Dutzende abgezogener Tigerfelle, die zum Trocknen nebeneinander auf die Leine gehängt wurden wie nasse Handtücher.
     
    Bei meiner Frage, ob auch Prinz Philip, Herzog von Edinburgh und Gründervater des WWF, bei den Tigerjagden mitgemacht hat, sieht der Adlige aus Nepal mich leicht misstrauisch an und entscheidet sich für eine diplomatische Antwort: »Er war wohl mal dabei, geschossen hat er meines Wissens nicht. Er war doch Naturschützer. Als Ausrede behauptete er, er hätte eine Zerrung im Zeigefinger.«

    Prinz Philip im WDR-Interview, 2011
    In
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