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Schwarzbuch Esoterik

Schwarzbuch Esoterik

Titel: Schwarzbuch Esoterik
Autoren: Ursula Caberta
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Erklärung, das »höhere Wissen« überschreite die Grenzen der bisherigen Forschung und deren Erkenntnisse. Dies kann man wohlwollend als wissenschaftlichen Erklärungsversuch deuten.
    Da es aber ganz ohne Glauben auch nicht geht, gibt es natürlich auch Erklärungsansätze Richtung Religion. Dabei wird die esoterische Lehre oder okkulte Ideologie vehement als Glaubenssystem dargestellt, das vor allem an vergessene
oder ausgegrenzte Teile von Weltreligionen anknüpft oder vorgibt, diese aus der Vergessenheit hervorzuholen und weiterzuentwickeln. Hier finden sich dann die Entdecker der reinen Bibellehre neben denjenigen, die aus verschiedenen Religionen ihr eigenes esoterisches Süppchen kochen. Angereichert werden diese Angebote gerne mit den ideologischen Ansätzen der New-Age-Bewegung und den vorgeblich so fortschrittlichen alternativen medizinischen Heilmethoden.
    Ganz unübersichtlich wird es, wenn Esoterik und Okkultismus dafür in Anspruch genommen werden, quasi die Synthese zwischen Wissen und Glauben, Wissenschaft und Religion zu sein. Hier wird allzu oft die Erwartung formuliert, die »neuen« oder wiederbelebten Erkenntnisse könnten die Trennung zwischen Glauben und Wissen oder Religion und Wissenschaft aufheben.
    Diese theoretische und praktische Lage macht es nicht einfach, über die Gefahren aufzuklären. Erschwerend hinzu kommt bei der Vielfalt der sich ideologisch zum Teil überschneidenden Theorien und kommerziellen Angebote, dass Esoteriker und Okkultisten als Ganzes kein verbindliches Miteinander eingehen. Anzumerken ist allerdings, dass immer wieder – manchmal zeitlich begrenzt – Netzwerke und lose Zusammenschlüsse entstehen. Im Grundsatz steht man allerdings in Konkurrenz. Folge dieser undurchsichtigen Breite der Szene ist, dass es praktisch keine Instanz oder Autorität gibt, die für alle Anhänger, Gläubigen und Kunden der Szene sprechen oder gar entscheiden könnten. So bleibt es den betroffenen Personen überlassen zu interpretieren, ob etwas esoterisch oder okkult ist. Aus dieser Entwicklung heraus ergeben sich die Probleme für Einzelne, aber auch für gesellschaftlich relevante Ideologien.

    Es ist nicht davon auszugehen, dass die Vergangenheit einen Lernprozess in Gang gesetzt hat. Die Historie der Esoterikbewegung der letzten Jahrzehnte ist voll von tragischen Geschichten, furchtbaren Einzelschicksalen und menschlichen Katastrophen. Führerglaube, bedingungsloser Gehorsam und Angst vor der schlechten Welt oder deren Ende haben zu schrecklichen Verbrechen geführt: Kindesmissbrauch, Verführung zum Suizid, Mord – auch an den eigenen Kindern. Ganz zu schweigen von der nicht bekannten Zahl von Menschen, die sich einer vielleicht das Leben rettenden medizinischen Behandlung verweigert haben, weil die sogenannte Schulmedizin verdammt oder hilfreiche Medikamente als Teufelswerk gebrandmarkt wurden.
    Gründe für einen Einstieg in esoterische Organisationen und für den sich immer weiter entwickelnden Markt mit all seinen ideologischen Facetten gibt es einige. Als Beispiele seien genannt: Orientierungslosigkeit, Angst vor sozialer Verantwortung, Selbstzweifel bis hin zu mangelndem oder fehlendem Selbstbewusstsein. Manchmal reichen allerdings schon die Langeweile im als eintönig wahrgenommenen Alltag sowie das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Veränderung im Leben.
    Vor allem in Deutschland kommt ein wesentlicher politischer Aspekt hinzu. Die christlichen Kirchen sind – zumindest als große Arbeitgeber – immer noch eine Macht im Staat. In den letzten Jahrzehnten hat die Politik die Diskussion um sogenannte Sekten und alles, was mit angeblich religiösem oder spirituellem Ansatz daherkam, auf die Kirchen verlagert. Die Weltanschauungsbeauftragten beider großer Konfessionen bemühen sich seitdem, den Anforderungen irgendwie gerecht zu werden. Staatliche Konkurrenz in diesem Feld wird allerdings von kirchlicher Seite als unangemessen
empfunden, da zum christlichen Proprium die Kompetenz gehöre, die Bösen von den Guten zu trennen.
    Es liegt auf der Hand, dass diese Verlagerung politischer Zuständigkeit in die Hände der Kirchen eine nicht zu unterschätzende Verantwortung für vergangene Missstände trägt und aktuelle gefährliche Entwicklungen fördert.
    Vieles ist schon fest verankert in den Köpfen der esoterisch Geschulten und in deren Alltag angekommen. Jedoch hat keine dieser Ideologien etwas mit der freiheitlichen und demokratischen Entwicklung einer Gesellschaft zu
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