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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition)
Autoren: Sam Carey
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Norden.
    Anfangs rannte er, aber schon nach wenigen Minuten merkte er, dass seine Kondition nicht die beste war und er musste anhalten, um seinen Atem zu beruhigen. In diesem Moment hätte er sogar die Suppe in Kauf genommen, um wenigstens etwas zu essen zu haben.
    Er zwang sich dazu, weiter zu gehen. Nach einer Weile begann es zu regnen, aber Tony war glücklich darüber. Bei diesem Wetter würde kein Mensch freiwillig vor die Tür gehen, der ihn sehen konnte. Außerdem mochte er das beruhigende Gefühl der Regentropfen auf seinem Gesicht, wenn er in Richtung Himmel sah.
    Diese Einstellung änderte sich schon bald, als Tony bis auf die Haut durchnässt und durchgefroren war. Er fragte sich, wie lang der Weg noch war, den er laufen musste, bis ihm einfiel, dass er überhaupt nicht wusste, wo er hinmusste.
    „Eine Wegbeschreibung wäre nicht schlecht gewesen…“, brummte er vor sich hin, als eine Stadt in Sicht kam. Als wirkliche Stadt konnte man sie aber nicht bezeichnen. Sie war klein und alt und sehr heruntergekommen. Das Dach einer kleinen Kirche hatte Löcher und Bäume und Büsche wucherten an allen möglichen Stellen. Tony wusste nicht, was er davon halten sollte. Hier sollte jemand auf ihn warten? Oder musste er noch weiter gehen?
    Er zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und setzte seinen Weg fort, ins Innere der Stadt. Sie war fast wie ausgestorben. Einzig eine ältere Frau mit Hund, Regenschirm und einem schlecht gelaunten Gesicht spazierte auf der anderen Straßenseite. Der Hund kläffte einmal laut, als er Tony erblickte, aber die Frau schenkte ihm keine Beachtung und zog ihn weiter an der Leine die Straße entlang.
    Hinter der nächsten Ecke konnte Tony Musik hören. Sie drang aus dem Fenster einer Bar, einer offenbar sehr beliebten noch dazu, denn der Lautstärke nach zu urteilen hatte sich die ganze Stadt dort versammelt. Tony spähte vorsichtig durch das Fenster und erkannte einen langen Tresen, an dem mehrere Männer und Frauen saßen, sowohl alte als auch junge. Viele trugen wie er selbst eine Kapuze, die ihre Gesichter verdeckte.
    Tony bezweifelte, dass er auffallen würde und außerdem musste er irgendwo anfangen, nach den Leuten zu suchen, die er treffen sollte. Während er möglichst unauffällig das Gebäude betrat, erinnerte er sich an die Worte des Unbekannten: „Ein guter Freund erwartet dich bereits. Mehr oder weniger.“
    Mehr oder weniger?
    Sollte das heißen, dass überhaupt niemand wusste, dass er kommen würde?
    Das Herz rutschte ihm in die Hose und beinahe wäre er mit einem Kellner zusammengestoßen.
    „Passen Sie auf, wo sie hintreten!“, schimpfte der Mann, aber Tony ignorierte ihn und setzte sich ans Ende des Tresens. Seltsamerweise fühlte er sich hier drinnen bei weitem nicht so nervös wie draußen.
    „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte eine freundliche Frauenstimme.
    „Nichts, danke“, antwortete Tony, ohne sie anzusehen. Immerhin hatte er kein Geld.
    „Sie gehören zu den Händlern, richtig? Ihr alle redet nicht sonderlich gerne“, sagte sie wissend und drehte ihm den Rücken zu.
    „Eigentlich nicht.“ Tony merkte zu spät, dass ihm gerade eine wunderbare Tarnung zugeworfen worden war und er sie nicht wahrgenommen hatte.
    „Ist nicht meine Sache, wer Sie sind“, sagte die Frau unbekümmert, „ich sehe hier jeden Tag aufs Neue fremde, merkwürdige Gesichter. Erst gestern war hier eine Frau, die alle Männer zu einem seltsamen Kartenspiel herausgefordert und ihnen all ihr Geld abgenommen hat.“ Sie senkte ihre Stimme ein wenig. „Meiner Meinung nach war das irgendein Trick.“
    Sie wandte sich erneut um und Tony hob vorsichtig den Kopf. Sie war relativ klein und hatte lange blonde Haare. Sie drehte sich wieder um, eine Flasche in der Hand, und Tony senkte schnell den Blick, um nicht erkannt zu werden.
    „Was führt Sie in unsere Stadt?“, fragte sie nebenbei und Tony verkrampfte sich.
    „Ich besuche jemanden“, brachte er hervor.
    „Ah.“ Wahrscheinlich hatte sie gemerkt, dass er nicht reden wollte, denn sie widmete sich wieder ihren anderen Gästen. Tony war erleichtert und hoffte, dass sie ihn nicht erneut ansprechen würde.
    Ein kalter Windstoß fegte herein, als die Tür aufging und Tony sah sich um. Ein Mann von vielleicht Ende vierzig kam herein. Er sah sich um und sein Blick blieb schließlich an der Frau am Tresen hängen. Sie erkannte ihn und winkte ihm zu. Ohne darauf zu achten, kam er auf sie zu, lehnte sich nicht weit entfernt von Tony
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