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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition)
Autoren: Sam Carey
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Augen verwirrten ihn. Durch ihr undurchdringliches, kaltes Schwarz zogen sich schneeweiße, feine Linien, die sich zu einem Muster verbanden.
    Warum...
    Weiter kam er nicht. Einen Sekundenbruchteil später war der Fremde aus dem zerstörten Fenster gesprungen und verschwunden. Solyce fasste sich und stürzte auf das Fenster zu, um einen Blick nach unten zu werfen. Er konnte den Boden erkennen, aber er war leer. Der Fremde musste gesprungen sein.
    Solyce ging wie betäubt zurück zu Livian. Wer war das gewesen? Seine Augen...
    Das Buch ist verloren...
    Livian sah ihn an, als wäre sie dankbar. Solyce verstand es nicht. Wegen ihm war sie erst verletzt worden. Er gab sich die Schuld dafür. Er wusste, dass sie keine Chance mehr hatte.
    „Weißt du“, sagte Livian leise, „ich halte an meiner Hoffnung fest. Und Hoffnung bedeutet nicht, dass man sicher sein kann, dass alles ein gutes Ende nehmen wird...“ Sie verstummte und sah ihn an.
    „Sondern?“, hakte Solyce nach.
    „Es bedeutet, dass man etwas hatte, an das man glauben konnte. Egal, wie es ausgegangen ist.“
    Sie lächelte ihn an.
    „Wie kannst du so ruhig bleiben?“, murmelte Solyce.
    „Ich habe keine Angst“, flüsterte sie. Sie sah ihn an, als würde sie hoffen, dass er etwas bemerkte.
    Solyce schwieg.
    „Genau genommen“, meinte Livian leise, „fühle ich weder Angst, noch irgendetwas anderes.“
    „Wie meinst du das?“
    Sie lächelte. „Hast du dich nie gefragt, warum ich nicht weine? Beim Tod meines Vaters, und auch, als du uns verlassen hast?“
    Solyce dachte nach. „Was willst du damit sagen?“
    Livian sah ihn müde an. „Ich will damit sagen, dass meine Seele zerstört ist. Ich fühle nichts.“
    Solyce riss die Augen auf. „Wie...“, begann er, aber Livian unterbrach ihn.
    „Es war in der Zeit, nachdem meine Mutter gestorben ist“, sagte sie, „mein Vater sagte, ich sei nicht mehr ich selbst. Ich habe weder gegessen, noch geschlafen. Schließlich hat er gesagt, er befreit mich von den ganzen schlechten Gefühlen.“
    „Er hat deine Seele zerstört“, murmelte Solyce. Er senkte den Kopf. Er hätte es bemerken müssen. Es war offensichtlich gewesen, dass Livian anders war.
    „Ich bewundere dich dafür“, sagte Solyce ernsthaft, „dass du es geschafft hast, trotzdem ein normales Leben zu führen.“
    „Danke“, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme.
    Sie schloss die Augen. Und schlief ein. Anders konnte Solyce es nicht beschreiben.
    Er erhob sich. Er konnte nichts mehr tun. Er hörte Stimmen in der Halle und sah aus dem Augenwinkel, dass Tony zu sich kam und Caez und Resa hereingestürmt kamen.
    „Camar ist aufgetaucht und hat die anderen mitgenommen...“, begann Resa, als ihr Blick auf das Geschehen vor ihr fiel.
    „Was ist passiert?“, fragte Caez entgeistert, der nicht weniger mitgenommen aussah als Resa und half Tony auf.
    Tony antwortete nicht, sondern sah zu Solyce hinüber.
    Ich kann nicht hier bleiben!, dachte er entsetzt, seine Hand umfasste ein Bild in seiner Tasche, welches es war, wusste er nicht, es war ihm auch egal, solange er nur verschwinden konnte.
    Und er sprang, sein letzter Blick galt Livian und Tony, der den Mund aufriss, bevor alles um ihn herum verschwamm und er vor ihren Augen verschwand.
     
    Tony riss sich von Caez los und wollte Solyce am Springen hindern, aber er kam nicht rechtzeitig. Solyce war weg.
    Resa und Caez sahen sich entsetzt in der Halle um. Wie sie hierher gefunden hatten, war Tony schleierhaft, aber er war dankbar, dass sie es geschafft hatten.
    Er ließ den Blick müde durch die Halle schweifen. Camar war verschwunden, Nezeera lag bewusstlos auf dem Boden und an der Wand lag Yuastan. Er war tot. Neben ihm Livian. Sie rührte sich nicht.
    „Livian!“, stieß Tony hervor und ließ sich neben ihr nieder. Er hätte nicht überprüfen müssen, ob sie atmete, angesichts des Messers, das in ihrer Brust steckte, aber er tat es trotzdem und fühlte sich so schuldig, als hätte er sie im Stich gelassen.
    Ich habe sie im Stich gelassen, dachte er, wütend auf sich selbst, ich hätte auf sie aufpassen müssen!
    Resa und Caez setzten sich zu ihm, nicht minder geschockt.
    „Was ist mit Yuastan?“, brachte Caez hervor.
    „Er ist tot“, sagte Resa mit belegter Stimme.
    „Und das Buch?“, fragte Tony weiter, „er hatte es bei sich.“
    „Es ist nicht da“, murmelte Resa.
    „Glaubt ihr, Solyce hat es mitgenommen?“, fragte Tony.
    „Wer sollte es sonst gewesen sein?“, meinte
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