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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz
Autoren: Jean Francis
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war still.
    Der Moment der klaren Stille. So wie es sein sollte. Aber er dauerte lange. Suzanna hob den Kopf. Die Männer applaudieren. Sie hörte sie nicht. Warum kamen die Geräusche nicht bei ihr an? Ihre Ohren brannten. Ihr Hirn prickelte, etwas fiel über ihre Sicht. Sah aus wie Pfeffer und Salz. Fühlte sich auch so an. Was …?
    Aus dem Augenwinkel sah sie Brandon. Angst stand in seinem Gesicht. Er sprang auf, eilte auf sie zu – aber er applaudierte. Wie gut, dass er applaudierte. Das war wichtig.
    Sie schwankte beim Versuch, sich aufzurichten, und sackte wieder zusammen. Ein schier endloser Fall und dann schlug ihr Kopf auf dem Boden auf. Weh tat es nicht. Es wurde bloß dunkler. Langsam dunkler.
    Und dann war sie plötzlich wieder da, das Kribbeln wich zurück und das flackernde Kerzenlicht brannte beinah grell in ihren Augen. Brandon war bei ihr, richtete ihren Oberkörper auf und strich ihr Haare aus dem Gesicht. Ein roter Film blieb auf seiner Hand zurück. Blutete sie? Verdammt. Das Pflanzenelixier, das ihr der Gnom gegen die Schmerzen im Knie gegeben hatte, wirkte mehr als nur effektiv. Sie würde es vermutlich nicht einmal spüren, wenn man ihr die Fingernägel herausrisse.
    „Was ist passiert?“, flüsterte sie.
    „Du hast dich übernommen.“ Brandon war blass. Trotz des schmeichelnden Kerzenlichts umschatteten dunkle Ringe seine Augen. „Du hast grandios getanzt, aber …“
    „Du hast applaudiert“, unterbrach sie ihn, müde aber glücklich.
    „Du warst gut. Aber du hast es übertrieben. Was macht dein Knie?“
    „Ich sag es dir, sobald das Zeug nachlässt, was der Gnom mir gegeben hat. Was immer es ist, die Pharmaindustrie würde dafür Morde begehen. Wie es in meinem Knie aussieht, möchte ich aber nicht wissen. Vermutlich muss ich jetzt dringend nach London zu meinem Chirurgen.“
    Cara kam zu ihnen. „Geht hinaus!“, herrschte sie die anderen Männer an, die unsicher um den Tisch herum standen und nicht zu wissen schienen, was sie tun sollten. Sie gehorchten dankbar und Cara kniete mit auf dem Rücken verschränkten Armen neben ihr nieder. „Alles in Ordnung, Suzanna?“
    „Ja“, nahm Brandon ihr das Wort vorweg, den Blick irgendwo am Boden vor Caras Füßen. „Verzeiht die Unterbrechung, Mylady Cara. Es geht ihr wieder gut, deine Feierlichkeiten können sofort weitergehen.“
    „Ich habe den Preis bezahlt“, sagte Suzanna und streckte die Hand aus, damit die Sídhefürstin auf den Handel einschlagen konnte. „Du bist dran. Erfüllst du deinen Teil?“
    In Caras Gesicht war kein Rest Menschlichkeit mehr zu erkennen. Sie war steinern; eine harte, kalte Statue. Unverwundbar, und wer es doch versuchte, würde sich selbst verletzen.
    „Richtig“, sagte sie. „Dein letzter Tanz sollte mir gehören. Du hast wahrhaft etwas Besonderes dargeboten. Er war es wert, wir haben einen guten Handel geschlossen.“
    Suzanna schlug das Herz bis in die Kehle. Hatte sie es tatsächlich geschafft?
    „Es ist nur so“, fuhr Cara fort, „dass ich einen Pferdefuß befürchte. Du könntest mich hintergehen.“ Suzanna wollte etwas entgegnen, aber Cara lehnte sich vor, sodass ihre Nasen sich fast berührten, und ihr blieben die Worte im Hals stecken. „Nein, nein, widersprich nicht. Du willst mich nicht hintergehen, ich weiß. Aber was, wenn du in einem Jahr anders denkst? In zehn Jahren? Oder in fünfzig? Was, wenn du jemals wieder tanzt? Ich werde es ahnen und werde den Handel bereuen. Bevor ich riskiere, dass Brandon mich verlässt, muss ich sichergehen, dass ich bekomme, was ich für diesen Preis verlangt habe. Deinen letzten Tanz.“
    In Suzannas Kopf war, während Cara sprach, die Vorstellung von einem medizinischen Gutachten herumgegeistert, oder einem Pakt. Ja, wenn Cara drauf bestand, würde sie ihn martialisch mit Blut signieren. Sie könnte Zeugen berufen, so was würde der Sídhefürstin gefa…
    Jäh wurde sie aus den Gedanken gerissen, als Brandon sie grob zurückwarf. Für einen Moment sah sie ihm ins Gesicht, das trotz der skurrilen Situation vollkommen ernst war. Ein zweites Mal krachte ihr Kopf auf den Boden. Sie hörte ein Knirschen, ein Geräusch, als würden Hühnerbeine von einer Geflügelschere zerteilt werden. Trocken und matschig zugleich. Ihr Schrei verlor sich in einem „Hff“, weil Brandon schwer auf ihr lag. Sie nahmdie Hitze von Blut auf ihrer Brust wahr. Was war passiert? Und dann gefror ihr fast das Denken, denn Cara begann zu schreien. Ihr Schrei schnitt wie
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