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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz
Autoren: Jean Francis
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nun selbst besorgte, angeheizt von der Tatsache, dass er hier mit einer flammenden Erektion an der Wand hing und dagegen ankämpfte, seine Wache anzubetteln, ihm Erleichterung zu verschaffen. Er trat von einem Bein aufs andere, versuchte, Spannung in seine Arme zu bringen, um seine gemarterten Handgelenke zu entlasten. Er brauchte seine Hände, sobald er hier loskam. Dringend. Bis dahin würde es eine langeNacht werden, aber er war fest entschlossen, es klaglos zu überstehen.
    Er begann daran zu zweifeln, als flache, schnelle Atemzüge verrieten, dass seine Wache tat, was ihm verwehrt blieb.

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in Sack verfaulte Kartoffeln, etwa sieben Quadratmeter Spinnweben, die größte Hauswinkelspinne Großbritanniens nebst einem Staat an kleineren Hofdamen, ein gefühltes Pfund Staub, eine Myriade Kellerasseln unter einem Flickenteppich sowie eine Maus.
    Suzanna seufzte angesichts ihrer neuen Küche. Vielleicht sahen die anderen Räume besser aus. Ob der Gedanke noch als optimistisch durchgehen konnte, oder war er das erste Anzeichen von Wahnsinn? Sie ließ ihren Trolley im Türrahmen stehen und wischte mit dem Ärmel eine Ecke des Esstisches ab, um ihre Handtasche abzustellen. Vom aufwirbelnden Staub musste sie niesen. Eichenholz kam darunter zum Vorschein, von vermutlich vielen Jahren auf matten Schimmer poliert. Wie der Tisch waren auch die Schränke aus Massivholz. Einen modernen Herd gab es nicht, aber in einer Ecke stand ein gusseiserner Ofen. In die Klappe hatte ein Künstler von fragwürdigem Geisteszustand ein Bild einziseliert: Feen, diese filigranen Dinger mit Schmetterlingsflügeln, die über einem Feuer geröstet wurden. Na, da bekam man doch gleich Appetit.
    Die Bodendielen waren wurmstichig, doch die Löcher fielen erst auf den zweiten Blick auf, weil Dreck sie verstopfte. Suzanna musste sich an einer Stuhllehne abstützen und überlegen, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie entschied sich für etwas anderes: Ein Hotel zu nehmen und morgen früh auf schnellstem Weg wieder in die Stadt zu fahren. Marge, die ihr diese Bruchbude vermietete, und die sich bis eben ihre Freundin geschimpft hatte, würde etwas zu hören bekommen. Nun gut, Marge hatte durchaus zugegeben, dass das Haus schon eine Weile leer stand, sie lange nicht hier gewesen war und über den Zustand nicht viel sagen konnte. Aber Suzanna hatte mit ein paar Spinnweben gerechnet, nicht mit Moos im Spülbecken. Diese Bruchbude war unbewohnbar.
    Sie atmete tief durch und beschloss, sich im Obergeschoss umzusehen. Schlimmer konnte es kaum werden und sie musste ohnehin eine Pause machen, bevor sie in die nächste Stadt fuhr. Dumpfer Schmerz nistete in ihrem rechten Knie. Die gewundenen Landstraßen, die oft zum Bremsen und Gas geben zwangen, waren eine echte Herausforderung gewesen. Bis sie das Haus betreten hatte, war sie stolz, es geschafft zu haben. Sie bemühte sich, das Gefühl unter dem Schreck wieder auszugraben. Egal wie die Hütte aussah, Suzanna war ohne Hilfe hergekommen. Trotz ihres verdammten Knies hatte sie die fünf Stunden Fahrt von London nach Holyhead geschafft, war mit der Fähre übergesetzt und nach einer Übernachtung in Dublin weitergefahren. Schnurstraks auf einen Punkt auf der Karte zu, nicht größer als Fliegendreck. Das war Carryglen, dieses Örtchen in Leitrim, im Nordwesten Irlands. Sie war nicht die Einzige, die daran gezweifelt hatte, ob sie es überhaupt finden würde. Eigentlich könnte sie nun einige SMS an Leute verschicken, die sie mit ihrem „Das schaffst du doch nicht!“ in den Wahnsinn treiben wollten. Doch sie schaffte, was sie in Angriff nahm! Aber die Glorie zu teilen, kam nicht infrage. Sie hatte sich vorgenommen, ihre neue Handynummer niemandem zu geben, solange keine Katastrophe sie dazu zwang. Sie brauchte etwas Ruhe. Stille. Einsamkeit. Also keine SMS.
    Die Treppe gelangte sie nur langsam hoch, da sich das Bein nach der langen Fahrt kaum noch beugen ließ. Es knirschte fast so laut wie die Stufen. Sie tastete die schmerzende Stelle durch die Jeans ab und fluchte unterdrückt. Angeschwollen. Na prächtig. Damit würde sie heute keinen Kilometer mehr fahren. Hoffentlich war der nächste Ort nicht weit.
    Im Obergeschoss gingen zwei Türen von einem dunklen Flur ab, der mit seinen holzvertäfelten Wänden an einen Sarg von innen erinnerte. In der Dachschräge war zwar ein Fenster, doch dies war mit Brettern vernagelt. Charmant … wenn man Dracula sexy fand. Sie öffnete die erste Tür und schlug
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