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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz
Autoren: Jean Francis
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Tarantulas Brut? Der Wind säuselte um das Haus, ließ die Fensterläden in ihren Vorrichtungen knirschen. In der Küche unten ratschte irgendetwas über die Dielen. Verdammt, was war das? Die Maus? Hoffentlich nur die Maus. Aber … konnten Mäuse so laut übers Holz kratzen? Wo war das beschissene Feuerzeug! Ihre Hand fühlte sich eiskalt an, als sie sie unter dem Sessel hervorzog. Schmutzig, aber leer.
    Ihr Atem stockte, als hätte jemand tausend kleine Knoten hineingemacht. Endlich stießen ihre Fingerspitzenauf Plastik. Sie riss das Feuerzeug hoch und stieß sich beim Aufspringen am Sessel. Ihre Finger zitterten beim Anzünden der Kerzen. Die Flammen zitterten ebenso. Sogar das Feuer fürchtete sich in dieser Nacht. Warum nur machte dieser Gedanke es nicht besser?
    Draußen verfing sich Nebel in den Baumkronen. Darunter, dicht über dem Boden, glitten bleiche Lichter durchs Dunkel. Mondlicht, das sich im Tautropfen fing? Natürlich, denn eine bessere Erklärung gab es nicht. Doch wie kam es, dass das Schimmern sich bewegte, als tanzten die Reflexionen zu einer Musik, die sie nicht hörte?
    Erst als der Morgen ein erstes helles Atemwölkchen in die Nacht blies, konnte sie sich entspannen und schlief auf dem Sessel ein.

Ceathair - vier
     
    B
randon wünschte sich, er wäre ein Pferd. Die können im Stehen schlafen. Die Müdigkeit ließ ihm immer wieder die Knie einknicken, was seine Schultern und Handgelenke ausbaden mussten. In dem Schwebezustand zwischen körperlicher Anspannung und geistigem Wegdriften lag ihm mehrmals eine Bitte an den Mann, der ihn bewachte, auf der Zunge. Er hätte ihm wenigstens eine Decke umlegen können, oder das Seil so weit lösen, dass er sich auf den Boden setzen konnte. Sein Körper zitterte, ihm lief die Nase und sein Schwanz stand die halbe Nacht halb aufrecht, als wollte er die Demütigung Caras nicht wahrhaben und hielt stattdessen an törichten Hoffnungen fest.
    Greg war es, der ihn im Morgengrauen losband. Der schmächtige Kerl, dessen bleichem Gesicht man die vierzig Jahre nicht ansah, mied seinen Blick. Brandon hätte sich bedanken müssen, weil Greg seine Lage nicht ausgenutzt hatte. Das war nicht selbstverständlich. Greg war ein Mensch wie er, einer von der Oberfläche, und im Gegensatz zu den Sídhe bedeutete Dank den Menschen etwas.
    Er brachte es trotzdem nicht über sich. Zuerst würde er sie beide beschämen, damit daraus Sympathien und ein Gefühl der Gemeinschaft heranwachsen konnten. Er kannte die Mechanismen, nach denen Menschen funktionierten, er hatte sie jahrelang studiert. Die theoretischen Lehren in die Praxis umzusetzen, war allerdings etwas anderes. In diesem Fall stand sein Stolz ihm im Weg.
    Er trat wortlos an Greg vorbei, griff nach seiner Kleidung und zog sich an. Auf dem Weg durch die mit Holz ausgeschlagenen Gänge, die den Hügel wie hohle Wurzeln gigantischer Bäume durchzogen, wäre er nach der ersten engen Kurve fast über einen Maulwurf gestolpert, der über den Boden robbte. Er hätte das Vieh in seiner Wut zertreten oder mit einem Tritt an die nächste Wand befördert, aber ein Grüppchen Gnome stand in der Nähe und rauchte Gras. Die kleinen Kerle würden ihn verraten, wenn er seine Wut an dem Tier ausließ. Er griff nach dem Saphir um seinen Hals, klammerte sich an dessen ausgleichende Wirkung und zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.
    Wie zufällig kreuzte Aiden seinen Weg. Aber es gab keine Zufälle im Síd.
    „Du siehst aus, als hättest du sie sehr geärgert, Mann.“
    Der Freund schlug ihm auf die Schulter. Brandon zuckte vor Schmerz ungewollt zusammen und Aiden erblasste unter seiner sonnengebräunten Haut.
    „Verdammt. Hat sie dich …? Entschuldige.“
    „Nein“, antwortete Brandon. Sie hatte ihn nicht ausgepeitscht. Solche Strafmaßnahmen behielt sie sich für Aiden vor, der seinem zähen, sehnigen Äußeren zum Trotz beim ersten Schlag in Tränen ausbrach. „Es war nichts. Nichts Besonderes, nur eine lange Nacht. Bin ein bisschen müde.“
    Aiden hob eine Augenbraue. „Dann gehst du in die falsche Richtung.“
    „Ach.“ Dass sein Quartier am anderen Ende des Hügels lag, wusste er selbst. „Ich hab noch etwas gutzumachen, wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Lass hören.“
    Brandon entwich ein Seufzer. Es war klar, dass Aiden ihn nicht einfach in Ruhe lassen konnte. Das hätte er an seiner Stelle auch nicht getan. „In das Haus bei der Eiche des Übergangs ist jemand eingezogen. Ich hab es erst mitbekommen, als
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