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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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Goldene Zeitalter selber, und da der hauptberuflich als Komponist arbeitende Autor seinen ersten Roman schon mit dreiundzwanzig Jahren veröffentlichte (»Mord vor der Premiere«, DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek), gehört er auch noch dazu. In die Schule gegangen ist er dabei bei zwei jüngeren Autoren, die ihre Laufbahn jeweils in den Dreißigern begonnen hatten, John Dickson Carr und Michael Innes – beide erscheinen in DuMonts Digitaler Kriminal-Bibliothek. John Dickson Carr hatte das der Gattung innewohnende Spiel bis zur Selbstpreisgabe gesteigert: In »Der verschlossene Raum« hält Carrs Seriendetektiv Dr. Fell einen Vortrag über das Problem des Verschlossenen Raumes im Detektivroman – schließlich seien sie Charaktere in einer Kriminalgeschichte und könnten »keinen Leser damit täuschen, indem wir so tun, als wäre das nicht so«. Diese Preisgabe des Spiels als Spiel betreibt Crispin in allen seinen Werken mit Lust und Freude an der Variation – im vorliegenden soll sein Detektiv Gervase Fen für eine Serie über berühmte Detektive in einer Sonntagszeitung interviewt werden, zusammen mit John Dickson Carrs Sir Henry Merrivale (Fünf tödliche Schachteln), Margery Allinghams Albert Campion und Gladys Mitchells Dame Beatrice Bradley. Über Buch- und Werkgrenzen hinweg wölbt sich ein Kosmos Detektivliteratur, in dem die unterschiedlichsten Helden verschiedener Autoren miteinander kommunizieren können – von Carr bis Crispin, von Sir HM zu Gervase Fen.
    Von Beruf ist Fen Professor für Englische Literatur in Oxford, eine versteckte Hommage an sein zweites Vorbild, Michael Innes. Das nämlich war das Pseudonym des britischen Literaturwissenschaftlers John Innes Mackintosh Stewart, den seine Karriere immerhin schließlich selbst bis Oxford führte, und Crispin gibt seinem Detektivhelden schlicht den Beruf dieses von ihm verehrten Autors. Fen selbst weist übrigens gerne darauf hin, dass er der einzige Literaturwissenschaftler-Detektiv in der Genregeschichte sei. Die Meinung aller Fachleute zu Edmund Crispin fasst der Genrehistoriker und Autor William L. DeAndrea überzeugend zusammen: »Das einzig wirklich Unbefriedigende an Edmund Crispins Werk auf dem Felde des Krimis ist, dass es so schmal ist.«
    Wie zumeist im Golden Age wählt der Autor für »Schwanengesang« ein geschlossenes, überschaubares Milieu, zudem ist es häufig ein ihm aus Autopsie vertrautes. In Crispins Erstling war es eine Bühnenproduktion in Oxford, im zweiten ein kleiner Bischofssitz mit Schwerpunkt Kirchenmusik (»Heiliger Bimbam«, DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek), im vierten eine Art Synthese aus beiden: In Oxford sollen Wagners »Meistersinger« inszeniert werden, und das gibt dem Autor Crispin Gelegenheit, reichlich Gebrauch vom Wissen des Komponisten Robert Bruce Montgomery zu machen. Wegen des Fehlens der deutschen kleinstaatlichen Tradition und der im 19. Jahrhundert aufkommenden bürgerstädtischen Konkurrenz gibt es in Großbritannien wenig Opernhäuser und noch weniger feste Ensembles; inszeniert werden in relativ kurzer Frist einzelne Opern für einzelne Häuser, die dann eine Zeitlang en suite gespielt werden. Entsprechend klein ist die Zahl der Opernsänger, und man trifft sich immer wieder, zu Strauss’ »Rosenkavalier«, zu Donizettis »Don Pasquale« und diesmal eben in Oxford zu Wagners »Meistersingern«.
    Das ist insofern eine Besonderheit, als der Autor und Komponist während des Krieges als Proto-Nazi in Großbritannien verboten war – eine Missdeutung durch Ahnungslose, gegen die Montgomery-Crispin sein Personal heftig polemisieren lässt. Als der erste Nachkriegswagner in England überhaupt ist die Inszenierung besonderer Liebe wert und besonderer Aufmerksamkeit sicher.
    Und sie ist extrem gefährdet. Der beste Bass des Landes, der für den Hans Sachs gewonnen werden konnte, geht bald auf Konfrontationskurs mit dem jungen Dirigenten, teils aus Egomanie, teils aus Geltungssucht und genereller Widerlichkeit – Edwin Shorthouse ist eine Versammlung aller Todsünden, wie Fen bald befindet, und als solche offensichtlich entschlossen, sein ganzes Gewicht – bei Gott nicht unbeträchtlich! – für die Abberufung des Dirigenten in die Waagschale zu werfen.
    Als er in seiner Garderobe erhängt aufgefunden wird, sind daher alle erleichtert. Trotz massiver Einwände muss es sich um einen Selbstmord handeln – ein anonymer Anruf hat kurz vorher einen Arzt zu Shorthouse gerufen; dieser Arzt ist es, der
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