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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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Ruhe.
    »Nun, wir wissen«, sagte er, » warum Stapleton Shorthouse umbringen wollte. Und zwar wegen der versuchten Vergewaltigung von Judith Haynes. Sie müssen jedoch wissen, dass er sich vorgenommen hatte, keinesfalls mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht zu werden, falls das irgend möglich wäre; und da er einen verqueren und genialen Verstand besaß, erdachte er einen verqueren und genialen Plan. Diesen Plan testete er vorab an diesem Skelett.
    Seine erste Aufgabe war es, einen Haken an der Decke anzubringen – jenen Haken, an dem Edwin Shorthouse hing, als wir ihn fanden. Dazu hatte Stapleton natürlich vielfach Gelegenheit gehabt, und die einzige Gefahr bestand darin, dass Shorthouse das Ding bemerken würde. Doch selbst in diesem Fall hätte er kaum vermutet, zu welchem Zweck es angebracht worden war.
    Stapletons nächster Schritt bestand darin, das Nembutal zu stehlen, von dem er wusste, dass es sich in Joans Garderobe befand, und es in den Gin zu mischen, den Shorthouse hier versteckte. An dieser Stelle beging Stapleton seinen einzigen Fehler. Er musste das Nembutal natürlich in die Flasche geben, was, wenn es je entdeckt würde, verdächtig aussehen musste. Ich glaube, dass er zweifellos vorhatte, diesen Teil des Arrangements nachzubessern, solange er noch in diesem Raum war – indem er die mit dem Mittel versetzte Flasche durch eine andere ersetzte –, und dass er diesen Schritt, als es soweit war, einfach vergaß. Einer der langweiligsten Gemeinplätze besagt, jeder Mörder mache mindestens einen Fehler. Im Gegensatz zu den meisten Gemeinplätzen ist dieser durchaus zutreffend.
    Nun denn; wie gewöhnlich kommt Shorthouse nach seiner Tour durch die Bars hier herauf, um weiterzutrinken. Stapleton wartet, bis er sicher sein kann, dass das Beruhigungsmittel wirkt. Dann begibt er sich mit einem langen Seil auf das Dach über uns. Auf dem Weg dorthin vergewissert er sich, dass die Kabine des Aufzugs im zweiten Stock steht, und nicht im Erdgeschoss. Er weiß, dass Furbelow Angst vor einem dermaßen neumodischen Apparat hat und ihn deswegen nicht anrühren wird; außerdem erwartet er zu solch später Stunde in der Oper keine Besucher mehr. Wie Sie sich erinnern können, steht die Maschinerie des Aufzugs gleich neben dem Oberlicht dort in der Decke.«
    »Oh«, sagte Adam, plötzlich verstehend.
    »Ja, genau«, stimmte Fen zu. »Aber wenn du den Aufzug nicht in Gang gesetzt hättest, so hätte Stapleton es getan, deswegen solltest du dir darüber keine unnötigen Gedanken machen. Er muss sich furchtbar erschreckt haben, als du ihm diesen Teil der Arbeit abnahmst.
    Ein Ende des Seil befestigt er also an der Maschinerie des Aufzugs, oder an der Aufzugkabine selbst. Die genaue Länge hat er sich hübsch ausgerechnet, da er dem armen Mann ja keinesfalls den Kopf abreißen darf … Mit dem anderen Ende geht er bis zu dem kleinen Oberlicht. Durch dieses Oberlicht lässt er zwei weitere Stricke (unverknotet), die Stoffreste sowie das Ende des Seils, das er am Aufzug befestigt hat, hinab. Bereits zuvor hat er einen Barhocker von genau der richtigen Höhe in dem Raum abgestellt. Auf dem Dach bringt er direkt neben dem Oberlicht eine provisorische Halterung an – vielleicht einen kleinen Nagel. Haben Sie das erledigt, Mudge?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut … Jetzt ist alles bereit. Um im Folgenden jeden Verdacht zu zerstreuen, hat er sich vorher mit Shorthouse zu einem Gespräch über seine Opernpartitur verabredet. Um fünf vor elf kommt er hier herein, was Furbelow beobachtet. Er weiß ganz genau, dass Furbelow es um nichts in der Welt wagen wird, seine Nase hereinzustecken, während Shorthouse anwesend ist. Und er trifft die letzten Vorkehrungen … Mudge, gehen Sie doch bitte hinauf und lassen Sie ein Stück Seil durch das Oberlicht herunter. Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, es am Lift zu befestigen, halten Sie einfach nur Ihr Ende fest und ziehen Sie daran, wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe.« Mudge ging, um seinen Auftrag zu erfüllen. »Wie Sie sehen«, redete Fen weiter, »sind alle weiteren Materialien bereits hier.«
    Einen Augenblick später fiel das Seil durchs Oberlicht herein, begleitet von Mudges gedämpftem Keuchen.
    »Und nun«, sagte Fen, »beobachten Sie, was Stapleton tut. Das Skelett stellt Shorthouse dar, der wegen des Beruhigungsmittels inzwischen bewusstlos ist.«
    Er nahm ein Stück Kreide aus der Tasche und markierte ganz vorsichtig zwei Stellen auf der Sitzfläche des Barhockers. Dann
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