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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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des Radcliffe-Instituts. Vielleicht hegte sie schon zuvor einen vagen Verdacht. Aber was sie dann in einem Handbuch für Gerichtsmedizin nachlas, bestätigte diesen zur Genüge. Sie fand heraus, dass man Arsen auch äußerlich zuführen kann, über die Haut. Sie erinnerte sich daran, dass Boris täglich eine Stunde lang vor dem Schminkspiegel gesessen hatte. Und sie erinnerte sich auch daran, dass er Abschminkcreme aus einem Tiegel benutzt hatte, den du, lieber Adam, ihm gegeben hast. Deswegen lockte sie dich heute Nachmittag mit einer gefälschten Nachricht in ihr Zimmer und versuchte, dich dort zu vergasen. Sie hatte dafür einen Zeitpunkt ausgewählt, zu dem sich niemand sonst in dem Haus aufhielt. Wenn Mudge mir gegenüber nicht ganz beiläufig erwähnt hätte, dass sie heute die naturwissenschaftliche Bibliothek besucht hatte, wäre ihr Plan vermutlich aufgegangen. Da er aber fehlschlug, versuchte sie es ein zweites Mal – mit einem Revolver, wie ich hinzufügen darf, den du unvorsichtigerweise in einer nicht abgeschlossenen Schublade in deiner Garderobe aufbewahrt hast. Sie war, wie man sagt, ›wahnsinnig vor Trauer‹; eine Floskel, die wir verwenden, um eine traurige Realität zu beschreiben.«
    Plötzlich wurde Fen nüchtern und fröhlich, und seine Verhaltensänderung traf die anderen in dieser aufgeladenen Atmosphäre wie ein Schlag. »Wie dem auch sei«, redete er weiter, »ich will dich nicht unnötig beunruhigen. Natürlich meine ich es so, wie ich es sage. Du hast diese beiden Männer wirklich umgebracht. Jemand hat zwei Fallen gestellt, und der Zufall wollte, dass du sie zuschnappen lässt, ohne es zu ahnen. Ich darf hinzufügen, dass eine dieser Fallen für dich gedacht war.«
    Adam schluckte. Die Farbe kehrte in Elizabeths Gesicht zurück, und sie begann fast unmerklich, vor Erleichterung zu weinen. Als Fen das sah, bekam er Gewissensbisse.
    »Aber, aber«, sagte er vergeblich. »Aber, aber.«
    »Zwei Fallen …«, stammelte Adam.
    Fen sah die anderen an. »Ja. In diesem Fall gibt es zwei Mörder.«
    » Um Himmels Willen «, sagte Peacock plötzlich. Seine Hände zitterten unkontrolliert.
    »Und beide«, sprach Fen ruhig weiter, »sind tot.«
    »Shorthouse und Stapleton!«, rief Adam aus.
    »Genau. Stapleton ermordete Shorthouse. Und Shorthouse ermordete Stapleton, obwohl er eigentlich dich umbringen wollte. Das ist doch wirklich Ironie des Schicksals – oder? Dass Shorthouse sich noch nach seinem Tod rächte.«
    »Aber – aber was ist mit den Überfällen auf mich?«, fragte Elizabeth.
    »Die hat natürlich Stapleton verübt, und zwar aufgrund einer Bemerkung, die Sie neulich vormittags im ›Bird and Baby‹ machten. In Bezug auf Shorthouses Tod sagten Sie: ›Es ist, als seien die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben.‹«
    »Ich verstehe immer noch nicht …«
    »Ich werde Ihnen gleich demonstrieren, was damit gemeint ist. Lassen Sie uns zuvor alle Ungereimtheiten im Mordfall Stapleton aus dem Weg räumen. Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass Judith nicht die Täterin ist; sie liebte ihren Mann viel zu sehr, als dass diese Möglichkeit in Frage gekommen wäre. Doch anscheinend war sie die einzige Person, die überhaupt in der Lage gewesen wäre, sein Essen oder Trinken zu vergiften. In diesem Fall musste das Arsen offensichtlich auf anderem Wege verabreicht worden sein, und mit ziemlicher Verspätung fiel mir ein, dass Arsen auch dann wirkt, wenn es äußerlich zugeführt wird – beispielsweise sind Fälle von Vergiftungen bekannt, in denen das Gift Gesichtscreme, Enthaarungsmittel, Seife und so weiter beigemischt wurde. Ich erinnerte mich daran zurück, dass Stapleton sich im Schminken geübt hatte – Judith selbst hatte es mir erzählt – und auch daran, dass ich im ›Bird and Baby‹ hörte, Adam habe Stapleton einen Tiegel mit Abschminkcreme geschenkt. Nachdem ich herausbekommen konnte, um welche Marke es sich handelte, habe ich in der Garderobe des Chors danach gesucht, und als ich den Tiegel gefunden hatte, nahm ich ihn mit nach Hause, um den Reinsch-Test durchzuführen. Selbst in dem winzigen Rest, der noch übrig geblieben war, fand ich jede Menge weißes Arsenpulver. Also hat Stapleton sich offenbar in gewisser Hinsicht selbst umgebracht.
    Natürlich verdächtigte ich zunächst dich, Adam. Aber erstens verstand ich nicht, wieso du, wenn du der Täter bist, so offen und ehrlich darüber gesprochen hast, dass du ihm die Abschminkcreme gabst; und zweitens, warum du ihn
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