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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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fasste er den Hocker an jenen markierten Stellen und trug ihn zum Skelett hinüber, wo er dessen Finger- und Daumenknochen an sorgfältig ausgewählte Punkte drückte.
    »Nun haben wir Fingerabdrücke«, sagte er, »die zur Theorie vom Selbstmord passen.«
    Er stellte den Hocker beiseite, hob den kürzeren Strick vom Fußboden auf, stellte sich auf einen Stuhl und knotete das eine Ende am Haken an der Decke fest. Aus dem anderen Ende drehte er eine Schlinge mit einem Knoten genau an der Stelle, an der sich das Kiefergelenk befinden würde. Dann kletterte er wieder hinunter, nahm den längeren Strick, knotete ihn um die Handgelenke des Skeletts und nahm ihn nach einer Weile wieder ab.
    »Was um Himmels Willen …?«, fragte Adam erstaunt.
    »Ah«, sagte Fen. »Ich bin zunächst auch darauf hereingefallen. Siehst du, Stapletons Plan sah vor, Shorthouses Fußgelenke zu fesseln, und dieser Umstand wäre kaum zu vertuschen gewesen. Das Fesseln auch der Hände diente lediglich der Täuschung – die beste, die ihm einfiel. Und seine Idee war gar nicht mal so schlecht. Jedenfalls hatte ich mir schon die abwegigsten Erklärungen dafür zurechtgelegt …«
    Nun band er dem Skelett den längeren Strick um die Hüften, warf das lose Ende über den Haken und zog. Baumelnd stieg das Skelett in die Höhe. Als es hoch genug hing, knotete Fen sein Ende des Stricks am Türknauf fest, nahm den Barhocker und platzierte ihn so unter dem Skelett, dass dessen Füße darauf zum Stehen kamen. Dann kletterte er wieder auf seinen Stuhl und legte dem Skelett die Schlinge, die von der Decke herabhing, um den Hals. Er stopfte die Stoffreste dazwischen und zog die Schlinge dann zu.
    »Selbstmörder haben es gern bequem«, sagte er undeutlich über seine Schulter, »was Stapleton sehr entgegenkam. Es war von allergrößter Wichtigkeit, dass Shorthouse nicht zu früh stranguliert würde.«
    Er stieg hinab und nahm den Strick von den Hüften des Skeletts ab. Es sackte nach vorn, wobei seine Füße auf dem Barhocker zum Stehen kamen und es am Hals von dem Haken in der Decke gehalten wurde.
    »Wie Sie sehen, steckt eine ganze Menge Arbeit darin«, sagte Fen. »Aber als diese einmal investiert war, konnte Shorthouse noch eine ganze Weile am Leben bleiben, selbst auf diese Weise aufgehängt. Das eigentliche Problem bestand darin zu verhindern, dass die Zunge gegen die hintere Rachenwand gepresst sowie Halsschlagader und Vagusnerv abgedrückt werden. Aber wie Sie sehen, ruht ein großer Teil des Körpergewichtes auf den Füßen.«
    Nun griff er sich das Seilende, das durch das Oberlicht hereinhing, schlang es um die Fußgelenke des Skeletts und verknotete es auf der Rückseite. Mit einem Tuch, das er aus seiner Tasche zog, wischte er seine Fingerdrücke von jenen mit Kreide markierten Stellen ab, an denen er den Barhocker berührt hatte. Schließlich löste er den letzten Strick vom Türgriff und befestigte ihn an einem der Beine des Hockers.
    »Dies«, verkündete er, rot vor Anstrengung, »ist ein Räuberknoten. Man muss beide Enden festhalten. Das eine hält jeder Belastung Stand, aber sobald man am anderen Ende zieht, löst sich der Knoten auf.«
    Während er sprach, formte er aus beiden Enden lose Schlingen. Mit diesen in der Hand kletterte er ein letztes Mal auf den Stuhl, steckte sie durch das Oberlicht und hängte sie draußen an den Nagel, den Mudge eingeschlagen hatte. Zuletzt wischte er mit großer Sorgfalt den Sitz und die Rückenlehne des Stuhls ab, den er benutzt hatte.
    »Jetzt«, sagte er, »ist alles bereit. Stapleton verlässt den Raum und wird von Furbelow zum Ausgang begleitet. Er wartet kurz und geht dann zu einer Telefonzelle, um Dr. Shand anzurufen und ihm mitzuteilen, Shorthouse benötige dringend ärztliche Hilfe – denn er braucht eine medizinisch ausgebildete Fachkraft, die vor Ort ist, direkt nachdem die Falle zuschnappt, ansonsten wäre alle Anstrengung umsonst gewesen. Will meinen, er braucht einen glaubwürdigen Zeugen, der beschwört, Shorthouse sei gerade eben erst gestorben – lange Zeit also, nachdem Stapleton die Garderobe verließ. Stapleton kann mit ziemlicher Sicherheit ausrechnen, wann Shand hier eintreffen wird – und falls der nicht erreichbar sein sollte, gibt es noch viele andere Ärzte, deren Adresse im Telefonbuch steht. Dann, kurz vor dem entscheidenden Moment, betritt er nochmals das Opernhaus, um den Aufzug nach unten zu rufen – und muss feststellen, dass du, lieber Adam, dabei bist, es an seiner
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