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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut
Autoren: Klaus Wanninger
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plädiere.«
    »Freitag?«
    »Spätestens Samstag.«
    »Das bedeutet konkret«, erklärte Neundorf, »dass er für den Mord an Hans Greiling nicht mehr in Frage kommt. Der Mann wurde erst spät am Abend getötet.«
    Dr. Keil nickte, »Aber bitte, ich lege Ihnen hier nur meine Auffassung dar. Ich kann mich irren.«
    »Kann es Selbstmord sein?« Braig dachte an die Ausführungen Böhringers vom Vortag.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Die Schädelverletzungen wurden ihm erst nach dem Tod zugefügt.«
    »Dann ist die Handschrift eindeutig. Stecher, Greiling, Bartle und Harf wurden von demselben Täter getötet«, überlegte Braig, »erst erschießt er sie, dann zerstört er ihre Gesichter. Wieso?«
    Neundorf betrachtete ihren Kollegen nachdenklich, nahm ihn dann zur Seite. »Gehst du mit?«
    »Du hast eine Idee?«
    Sie nickte nur.
    Dreißig Minuten später standen sie vor der Wohnung Monika Stechers. Die Frau war völlig aufgelöst, Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Man hat Sie informiert?«, fragte Braig. Seine Worte waren überflüssig, das Aussehen der Frau deutlich genug. »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.«
    Monika Stecher lehnte am Türrahmen, reagierte nicht.
    »Für alle unsere Verdächtigungen«, setzte Braig hinzu. »Es tut mir wirklich leid.« Er stakste unruhig hin und her, wagte nicht, die Wohnung zu betreten. Was der Frau von ihnen, vor allem aber von den Boulevardmedien angetan worden war, konnte niemals wieder gutgemacht werden.
    »Wer hat von Greiling gewusst, Frau Stecher?«, fragte Neundorf. »Wer außer Ihnen und Andreas?«
    Die Angesprochene reagierte langsam, wie in Zeitlupe. Eine Träne rollte über ihr Kinn, tropfte auf den Boden. »Andreas nicht«, sagte sie mit schwacher Stimme, »ich habe es ihm nie verraten.«
    »Er wollte es nicht wissen?«
    »Ich habe ihn belogen. Dein Vater ist tot, erzählte ich ihm, durch einen Unfall. Ich wollte nicht, dass er es weiß. Greiling war ein widerlicher Mensch.«
    Neundorf atmete tief durch, stieß die Luft kräftig aus. »Wer hat es dann gewusst, außer ihnen?«
    »Niemand.«
    Neundorf schüttelte den Kopf. »Bitte, überlegen Sie.«
    »Niemand.« Monika Stecher wiederholte ihre Aussage, zögerte dann.
    »Frau Eitle«, sagte Braig, »ihr haben Sie es erzählt.«
    Monika Stecher nickte. »Erst vor ein paar Wochen«, hauchte sie, »in Schwäbisch Hall.«
    Neundorf drückte ihr die Hand, hielt sie fest. »Ich entschuldige mich für alles«, sagte sie, »haben Sie jemanden in Ihrer Nähe?«
    Die Frau schüttelte den Kopf, ließ ihren Tränen wieder freien Lauf.
    »Ich werde nach Ihnen sehen«, erklärte die Kommissarin. »Sobald es die Zeit erlaubt.« Sie strich ihr sanft über die tränenverschmierte Wange, drückte ihr nochmals die Hand. »Ich schaue vorbei. Wirklich.«
    Sie verabschiedeten sich, liefen die Treppen hinunter.
    »Du findest das Krankenhaus?«, fragte Neundorf.
    Braig nickte. Es war erst drei Tage her, dass er dort war.
    Der Eingang des Ludwigsburger Klinikums lag im grellen Sonnenschein. Patienten und Angehörige liefen in der winzigen Grünanlage spazieren.
    Neundorf und Braig betraten die Vorhalle, passierten die Bänke, eine Cafeteria, Telefonapparate, ein kleines Standesamt. Am Ende der Halle rechts warteten die Aufzüge.
    Sie fuhren hoch, gingen in Bianca Eitles Krankenzimmer. Ihr Bett war leer. Braig begrüßte die ältere Frau im benachbarten Bett, die sie mit großen Augen betrachtete. Sie musste neu ins Zimmer gekommen sein, bei seinem Besuch am Montag waren beide Betten noch frei, erinnerte er sich.
    »Frau Eitle ist auf der Toilette?«, fragte er.
    Die Kranke reagierte nicht.
    »Beim Arzt?«
    Wieder keine Antwort.
    »Ich frage bei den Schwestern«, erklärte er.
    Neundorf nickte, blieb zurück.
    Der Dienstraum lag zwanzig Meter weiter. Braig sah einen jungen Mann, fragte nach Bianca Eitle.
    »Sie ist weg«, sagte der Krankenpfleger.
    »Wohin?«
    Der Mann zuckte mit der Schulter. »Keine Ahnung. Wir suchen sie schon den ganzen Morgen.«
    Braig blieb überrascht stehen. »Wie? Sie ist ohne Ihr Wissen verschwunden? »
    Der Krankenpfleger nickte. »Zum Waschen war sie noch da. Aber kurz darauf nicht mehr.«
    »Kein Arzttermin?«
    »Als der Arzt kam, war sie schon weg. Er wollte nach ihr sehen.«
    »Wann war das?«
    »Gegen acht etwa.«
    Braig lief zurück ins Zimmer, verständigte Neundorf. Sie seufzte laut auf, folgte ihm auf den Gang. Eine Krankenschwester bestätigte die Aussagen ihres Kollegen.
    Neundorf fragte nach dem
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