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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst
Autoren: Klaus Wanninger
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Decke steckt?«
    »Das tut er doch. Zumindest hat er ihm die Waffe besorgt.«
    »Ja, und vielleicht noch mehr. Offenbachs Betrieb liegt direkt neben dem von Lutz, in dem er selbst arbeitet. Die haben sich doch gekannt, zwangsläufig.«
    »Du glaubst …«
    Neundorf fiel ihrem Kollegen ins Wort. »Vielleicht gibt es dann auch eine viel engere Verbindung Offenbach-Söder, als wir bisher dachten. Nicht vielleicht, sondern wahrscheinlich. Söder als Koppers Kumpel …«
    »Warum nicht«, sagte Braig. »Das klingt logisch.«
    »Söder fühlt sich von Ulrike Maier bedroht. Vielleicht erpresst sie ihn wegen einer Sache, die letztes Jahr beim Herbsten passierte. Und damit Söder nicht alles allein machen musste, kam Offenbach ihm zu Hilfe.«
    »Du meinst, Offenbach überfiel die Frau nicht, um sie zu vergewaltigen …«
    »Er hat wie ein Verrückter auf sie eingeschlagen, hast du selbst ermittelt. Weshalb? Weil er sie vergewaltigen oder weil er sie töten wollte?«
    »Wenn Bareiss nicht dazwischen gegangen wäre …«
    »Wüssten wir jetzt Bescheid, wie?« Neundorf ließ ein kurzes, sarkastisches Lachen hören.
    »Mein Gott, du bringst mich total ins Schwimmen«, bekannte Braig. »Söder und Offenbach unter einer Decke. Und weshalb hat er dann seinen Kumpel ermordet?«
    »Weil der es nicht geschafft hat, die Frau zu beseitigen und zu einem weiteren Versuch nicht bereit war. Oder weil Söder sich jetzt auch von ihm bedroht fühlte. Vielleicht war ihm Offenbach einfach nicht hartgesotten genug. Und bevor er das Risiko eingehen wollte, aufzufliegen …«
    »Musste auch sein Kumpel dran glauben? Ganz schön brutal, oder?«
    »Ich sage ja, wir hätten diesen Kopper härter rannehmen müssen. Auch, was die Verbindung zwischen Söder und Offenbach belangt.«
    »Morgen versuchen wir es noch mal.«
    »Wenn die Frau dann noch lebt.« Sie trommelte nervös aufs Steuerrad, starrte auf die Fahrbahn. »Was suchen wir in der Weinberghütte?«, fragte sie dann. »Söder?«
    Braig wandte ihr den Blick zu. »So dämlich wird der Kerl nicht sein. Es gibt hunderttausend Weinberghütten auf dieser Welt. Da wird er sich nicht gerade in der verstecken, in der er vor einem Jahr ein paar Tage hauste. Einen Rest von Respekt uns gegenüber wird er noch haben.«
    »Bist du dir da so sicher?«, fragte sie.
    Sie hatten Schanbach passiert, waren im Wald kurz vor der Serpentine, die nach Strümpfelbach hinunter führte. Vor ihnen tauchten die vom Herbst und der Sonne in einen rotgoldenen Flickenteppich verzauberten Weinberge des Ortes auf. Das traumhaft schöne Panorama wollte so gar nicht zu ihren düsteren Gedanken passen.
    »Nein«, gab er zu. »Auch die raffiniertesten Verbrecher handeln oft völlig irrational.«
    »Das wäre unsere Chance«, meinte Neundorf.
    Sie steuerte den Wagen an den ersten Häusern vorbei, bog kurz vor Beginn der Baustelle, die den Großteil der Hauptstraße zur großen Freude der Anwohner in eine ruhige, autofreie Zone verwandelt hatte, in Richtung der Weinberge ab, fuhr direkt zum Hof der Robers. Die Frau kam gerade aus der Tür, zwei Kisten mit Wasserflaschen in Händen. Sie sah die beiden Kommissare aus dem Auto steigen, blieb stehen, stellte die Kisten ab.
    »Sie sind schon da? Das trifft sich gut. Ich muss sowieso in den Wingert, die brauchen was zum Trinken.«
    Braig begrüßte die Frau, roch das intensive Aroma reifen Obstes. Körbe voller dunkler Trauben standen im Hof, rotgelbe und kräftig grüne Äpfel lagerten in breiten Bottichen.
    Melanie Rober nahm die Kisten wieder auf, steuerte auf das Dienstfahrzeug zu. »Ich zeige Ihnen den Weg. Wir kommen bei unseren Arbeitern vorbei.« Sie ließ Braig die Kisten im Kofferraum verstauen, setzte sich auf die Rückbank, wies Neundorf die Richtung. Der asphaltierte Weg stieg steil an, nutzte die natürliche Klinge des Weinbergs, um Höhe zu gewinnen.
    »Das passt jetzt aber gut«, sagte Melanie Rober, »mein Mann rief gerade an, dass ihnen das Wasser ausginge. Heute ist es überraschend warm, die schwitzen viel mehr.«
    »Sie haben viel zu tun?«
    »Drei Tage noch. Wenn es so schön bleibt«, sie deutete nach draußen, »vielleicht sogar nur noch zwei. Der Muskat-Trollinger und der Riesling. Den Zweigelt machen wir heute noch fertig. Dann haben wir es für dieses Jahr geschafft.«
    Sie passierten mehrere Skulpturen, die am Rand des Weges in die Höhe ragten, sahen das Dorf unten im Tal liegen, ein schmales, lang gezogenes Band roter Dächer, aus dem nur, dem südlichen Rand zu,
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