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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst
Autoren: Klaus Wanninger
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Das war kein Zufall mehr. Irgendetwas war da im letzten Herbst geschehen, ein Ereignis, das Ulrike Maier gemeinsam mit Andreas Sattler und diesem Söder Hals über Kopf von ihrem Job im Weinberg hatte weglaufen lassen. Was war es, was sie dazu veranlasst hatte? Und wie passte der Politiker in diese Sache?
    Neundorf trat in sein Büro, zwei Tüten mit belegten Brötchen in der Hand.
    »Diese Maier, Uli aus der Liste: Ich kenne sie aus meiner Ermittlung in der Überfallserie Offenbach.« Er nahm zwei Tassen, füllte Kaffee ein, gab Milch dazu.
    Seine Kollegin schaute überrascht zu ihm auf. »Du glaubst, dass es sich um dieselbe Person handelt?«
    »Die Telefonnummer ist identisch.« Er berichtete ihr die Details seiner Begegnungen und Gespräche mit der Frau, erwähnte die Worte ihres ehemaligen Freundes.
    Sie nahmen sich Brötchen, dazu Kaffee, setzten sich.
    »Letzten Herbst, sagte er? Sie hatte ein paar Tage gejobbt, kam zurück und war nicht mehr dieselbe? So hat er sich ausgedrückt?«
    »Sinngemäß, ja.«
    »Wir müssen mit der Frau sprechen, sofort. Überfall-Trauma hin oder her. Du hast ihre aktuelle Nummer?«
    Er nickte.
    »Und mit ihrem Freund. So schnell wie möglich. Ich gehe mit zu ihr. Vielleicht ist es besser. Ich denke, von Frau zu Frau.«
    Braig verstand, was sie meinte, wandte sich, das halb verspeiste Brötchen in der Hand, zum Telefon, wählte Ulrike Maiers Nummer. Er ließ es zwölf Mal läuten, gab es dann auf. Hatte es überhaupt einen Sinn, es telefonisch zu probieren? Wahrscheinlich lag die Frau auf ihrem Sofa, traumatisiert, der Welt entrückt, und verweigerte sich jedem Versuch, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Er gab die Tübinger Nummer ihrer früheren Wohngemeinschaft ein, hatte nach kurzem Warten eine weibliche Stimme am Ohr.
    »Braig, guten Tag. Ich hätte gern Herrn Klein.«
    »Achim? Der ist weg. Moment, ich schaue nach.«
    Er hörte sie aus dem Raum laufen, dann weiter entfernt rufen, wurde kurz darauf abschlägig beschieden. »Der ist in der Uni.«
    »Ich muss ihn aber dringend sprechen«, betonte Braig, »hat Herr Klein kein Handy?«
    »Doch, sicher. Seine Nummer …« Die Frau schien sich umzusehen, gab dann die Ziffern durch. »Aber wenn er in der Bibliothek oder in einem Seminar sitzt, haben Sie Pech. Da läuft nix mit Handy, das werden Sie verstehen.«
    »Ja, das verstehe ich.« Er notierte sich die Direktwahl, trug der Frau auf, Achim Klein um sofortigen Rückruf zu bitten, falls er ihn nicht vorher erreichen sollte, nannte ihr seine Nummer. »Braig ist mein Name«, wiederholte er, »wir haben schon miteinander telefoniert.«
    »Ich hefte ihm ein Blatt mit Ihrer Bitte an die Tür«, versprach die Frau.
    Braig bedankte sich, nahm ein paar Bissen von seinem Brötchen, gab die Handynummer ein. Er trank von seinem Kaffee, kaute, war völlig überrascht, als der Mann sich meldete.
    »Oh, Sie sind nicht in einem Seminar oder der Bibliothek?«
    »Wer sind Sie? Ich bin gerade unterwegs in der Stadt.«
    »Braig«, stellte er sich vor, »vom LKA. Wir haben letzte Woche miteinander gesprochen.«
    »Ach so, ja, ich erinnere mich. Über Ulis seltsames Verhalten. Gibt es was Neues?«
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    »Ja, gut, wenn es nicht allzu lange dauert. Warten Sie, ich gehe ein paar Meter in die Seitenstraße, da ist es ruhiger.«
    Braig hörte die Hintergrundgeräusche leiser werden, hatte die Stimme Kleins wieder am Ohr. »So, was wollen Sie wissen? Macht Uli wieder Schwierigkeiten?«
    »Wir wollen sie erreichen, aber sie geht nicht ans Telefon.«
    »Ja, da kann ich Ihnen nicht helfen. Sie wissen ja, dass sie nach Esslingen gezogen ist.«
    »Wann haben Sie sich getrennt? Können Sie die Zeit genau eingrenzen?«
    »Im letzten Herbst, wir haben doch darüber gesprochen. Anfang Oktober.«
    »Wann genau?«
    »Sie wollen es aber wissen! Uli hatte einen Ferienjob, kurz bevor das Semester wieder begann. Das brachte zwar nicht viel Geld, interessierte sie aber wegen ihres Studiums.«
    »Was studiert sie?«
    »Bio und Chemie.«
    »Bio und Chemie«, wiederholte er, sah, wie Neundorf aufhorchte. »Und worin bestand dieser Ferienjob?«
    »Sie war herbsten. Weinlese, verstehen Sie?«
    »In Strümpfelbach im Remstal«, sagte Braig.
    Sein Gesprächspartner schien überrascht. »Habe ich das erwähnt?«
    »Wann war sie dort? Wissen Sie noch das genaue Datum?« Er erwartete Protest wegen seiner akribischen Wissbegier, wurde eines Besseren belehrt.
    »Allerdings weiß ich das noch. Das werde ich
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