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Schwaben-Herbst

Schwaben-Herbst

Titel: Schwaben-Herbst
Autoren: Klaus Wanninger
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überhaupt weitergeführt wurde – er hatte keine Ahnung.
    »Hier«, sagte er, auf das Firmenschild deutend, »das war Offenbachs Laden.«
    Neundorf sah, wie dicht die beiden Firmen beieinander lagen. »Das ist doch kein Zufall«, meinte sie. »Der ermordete Autohändler und der Waffenschieber, nur durch einen Maschendrahtzaun voneinander getrennt.«
    »Nein«, bestätigte Braig. »Das sieht wirklich nicht nach Zufall aus.«
    Sie hatten Koppers Akte genau studiert, waren beide zu der Einschätzung gelangt, dass sie dem Mann mit äußerster Vorsicht gegenübertreten mussten.
    »Du hast deine Waffe?«, hatte sie beim Verlassen des Büros gefragt.
    Braig hatte wie selbstverständlich genickt.
    Er stellte den Wagen mehrere Meter vor der offenen Einfahrt des Metallhändlers ab, ließ seiner Kollegin den Vortritt. »Mich kennt der Kerl noch nicht«, hatte sie ihm vorgeschlagen, »es ist besser, du bleibst zurück und behältst den Eingang im Blick,«
    Sie folgte der Mauer, sah das große Schild Lutz Altmetall, betrat das Gelände. Armaturen, Autoteile, Bauträger lagerten unter einem breiten Wellblechdach, zwei Männer in Arbeitskleidung machten sich daran zu schaffen. Neundorf ging auf die beiden zu, sah ihre erstaunten Blicke, blieb in ausreichendem Abstand vor ihnen stehen. Frauen hatten hier nichts verloren, waren wohl Wesen von einem fremden Planeten.
    »Guten Morgen. Ich suche Herrn Kopper.«
    Der kleine, drahtige Typ in ihrer Nähe starrte so abrupt auf die unförmige fettleibige Gestalt auf der anderen Seite eines schmalen Metallteils, dass sie keiner weiteren Erklärung bedurfte, wo der Gesuchte zu finden war.
    »Herr Kopper«, sagte sie deshalb in freundlichem Ton, dem aus allen Nähten platzenden Schwergewicht zugewandt, »darf ich Sie einen Moment sprechen?«
    Der Mann musterte sie äußerst misstrauisch, zeigte keine Bereitschaft, ihrer Bitte zu folgen. »Wieso?«, fragte er nur in nuschelndem Tonfall.
    Neundorf ließ sich Zeit, konnte deutlich erkennen, wie das Misstrauen des Fettleibigen von Sekunde zu Sekunde wuchs. »Das fragen Sie noch?«, sagte sie dann langsam, Wort für Wort eigens betonend und in einer Lautstärke, dass es auf dem gesamten Gelände des Metallhändlers zu hören war. »Es geht um die Waffe, die Sie Mark Söder beschafft haben. Ihr Nachbar Offenbach«, sie deutete auf den Maschendrahtzaun im Hintergrund, »wurde damit erschossen.«
    Die Körperhaltung des Mannes veränderte sich binnen eines Augenblicks. Mit einer Schnelligkeit und Gewandtheit, die sie der schwergewichtigen Gestalt nie zugetraut hätte, setzte er sich in Bewegung und spurtete direkt auf die Einfahrt zu.
    »Halt! Polizei!« Neundorf zog ihre Waffe, schoss in die Luft, sah Braig mit ausgestreckten Armen, seine Pistole genau auf den Flüchtigen gerichtet, um die Ecke stürmen.
    Kopper reagierte erst in letzter Sekunde. Er hatte Braig fast erreicht, als er abrupt stehen blieb.
    »Das dürfen wir als Eingeständnis Ihrer Schuld verstehen«, erklärte Neundorf. »Sie sind festgenommen.«
    Der fettleibige Mann hatte keine Kraft zu antworten, schnappte verzweifelt nach Luft.
    »Wer hat Offenbach erschossen?«, fragte Neundorf laut, »Söder oder Sie?« Sie sah, dass mehrere Männer auf dem Gelände zusammengelaufen waren und angestrengt zur Einfahrt starrten.
    »Ich doch nicht«, zischte Kopper, »Sie sind verrückt.« Seine Stimme war von der Anstrengung geprägt, die seinem Körper alles abverlangt hatte. Um Atem ringend brach er ab, warf den beiden Kommissaren hasserfüllte Blicke zu.
    Neundorf wusste, welche Chancen ihr die Erschöpfung des Kolosses vermittelte. »Wann haben Sie Söder die Waffe gegeben?«
    »Das konnte ich doch nicht wissen, dass das Schwein Offenbach abknallt«, japste der Mann. »Dieses verdammte Arschloch!«
    »Wann?«, wiederholte Neundorf laut. »Wann haben Sie sie ihm übergeben?«
    »Vor zwei Wochen«, keuchte Kopper.
    »Geht das etwas genauer?«
    »Leck mich am Arsch.«
    »Wo versteckt der Kerl sich jetzt?«
    »Woher soll ich das wissen? Der Schweinehund behauptete, er werde bedroht. Irgendjemand wolle ihm an die Wäsche. Deshalb …« Er bemerkte, dass er sich immer stärker selbst belastete, verstummte.
    »Das sollen wir glauben?«, fragte die Kommissarin. »Für wie dämlich halten Sie uns eigentlich?«
    Der schwergewichtige Mann schien plötzlich zu explodieren. »Das müssen Sie mir glauben. Verdammte Scheiße, das hat er mir erzählt. Ich verteile doch kein Material an Killer, da hätte ich
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