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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Autoren: Susanne Lieder
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...« Er brach ab.
    Schuster, der gerade seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte, zuckte etwas zusammen. »Was? Ach so, ja, natürlich ...« Was hatte Stolze gerade gesagt?
    »Sie ist oft im Dunkeln laufen gegangen, nie hab ich mir Sorgen gemacht.« Stolze seufzte wieder.
    »Worüber?«, fragte Schuster etwas verwirrt.
    »Dass ihr irgendwas passieren könnte, meine Güte.« Stolze schüttelte den Kopf, vermutlich ob der Tatsache, dass Schuster ihm offenbar nicht richtig zugehört hatte.
    »Ja, natürlich.« Schuster nickte. Er musterte Stolze verstohlen.
    »Woher haben Sie denn nun den Kratzer?«, fragte er noch mal.
    Stolze seufzte leise. »Na schön. Wir haben uns gestritten und meine Frau ... Heidi neigt dazu, mit Sachen zu werfen, wenn sie wütend ist.« Er seufzte und schloss die Augen. »Ich meine, wenn sie wütend war.« Er presste die Lippen aufeinander.
    Schuster beugte sich etwas vor. »Sie hat Sie mit Sachen beworfen?«
    Stolze nickte.
    Schuster hob verwundert die Augenbrauen. Wie hätte er reagiert, wenn Silke mit irgendwas nach ihm geworfen hätte? Er musste an ihren letzten Streit denken, es war nur um Banalitäten gegangen, wie meistens, um ernsthafte Dinge hatten sie nie gestritten. Silke hatte sich eingeschnappt zurückgezogen, und er hatte versucht, durch die geschlossene Tür mit ihr zu reden. Er hatte sich versöhnen wollen, sie hatte lieber noch eine Weile in ihrem Schneckenhaus ausgeharrt. Nein, Silke war schlicht nicht der Typ Frau, der derart aus sich herausging und mit irgendetwas um sich warf. Sie war noch nicht mal jemand, der laut wurde.
    »Sie denken jetzt sicher, dass das bei uns an der Tagesordnung war.«
    Wieder fuhr Schuster etwas zusammen. »Was?«
    »Na, dass wir uns mit irgendetwas beworfen haben.« Stolze atmete tief aus. »Unsere Ehe war gut. Wirklich, das war sie.«
    Schuster wollte von guten Ehen gerade nichts hören. »Ich wäre ziemlich sauer, wenn meine Frau ...« Sein Magen krampfte sich kurz zusammen. »Wenn meine Frau mit Dingen nach mir schmeißen würde.«
    Stolze schluckte sichtbar, sagte aber kein Wort.
    »Womit hat sie eigentlich geworfen?«
    Albert Stolze wich Schusters eindringlichem Blick aus. »Mit einer Tasse.«
    Schuster zog unwillkürlich den Kopf etwas ein, als wäre soeben eine Tasse im Anflug, der er ausweichen musste. »Oh.«
    Stolze schüttelte den Kopf. »Ich bin in Deckung gegangen, dabei hab ich mir den Kopf an der Kühlschranktür gestoßen.« Er verzog das Gesicht. »Sie hat sich die Schuhe angezogen und ist los.«
    Schuster kam gerade wieder nicht mit. »Wie?«
    »Sie hat ihre Sportschuhe angezogen und ist losgelaufen.« Stolze schüttelte fassungslos den Kopf. »Und dann passiert so was!«
    In Schusters Hirn ratterte es. Heidi Stolze hatte ihrem Mann eine Tasse an den Kopf geworfen, besser gesagt, sie hatte es versucht. Er schlug sich den Kopf an, sah ihr dabei zu, wie sie offenbar ungerührt in ihre Sportschuhe stieg und ließ sie ohne ein weiteres Wort aus der Tür?
    Stolze legte wieder sein Gesicht in seine Hände, und Schuster hörte ein leises Schniefen.
    »Gott, wenn ich gewusst hätte, dass ihr etwas passiert ... Ich hätte doch ... Ich wäre doch nicht ...« Was auch immer Stolze hätte oder wäre ließ er offen.
    »Und jetzt liegt sie da. Jetzt ist sie tot. Oh Gott, oh Gott, oh nein.« Stolze sank in sich zusammen, schlug die Hände vors Gesicht, und Schuster ergriff die Flucht.
    Gunnar Grätsch hatte unterdessen seiner Frau Angelika mitgeteilt, dass sie einen Gast zum Abendessen haben würden. Er hatte soeben beschlossen, Schuster einzuladen. Der musste dringend auf andere Gedanken gebracht werden. Er befand sich gerade in einer Ausnahmesituation. Silke Schuster hatte ihm Hörner aufgesetzt und ihn dann auch noch rausgeworfen. Das musste ein Mann erst mal wegstecken.
    Grätsch hatte versucht, ihm eine nette, kleine Pension schmackhaft zu machen, doch sein Kollege hatte abgelehnt. Manchmal war er geradezu haarsträubend starrköpfig. Stattdessen hauste er lieber in einem Wohnwagen. Wenigstens hatte Schuster seinen Vorschlag, den in seinem Garten aufzustellen, angenommen. Wenn auch zähneknirschend.
    Grätsch selbst war jetzt seit 31 Jahren verheiratet, und Angelika und er bereiteten sich in aller Ruhe und mit klammheimlicher Vorfreude auf einen gemütlichen Lebensabend vor. In drei Jahren wollte er in Pension gehen, und wenn er ganz ehrlich war, er konnte es schon jetzt kaum erwarten.
    Vielleicht war er deswegen im Moment so gelassen,
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