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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Autoren: Susanne Lieder
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hab gedacht, da kann ich noch in Ruhe das Geschirr wegräumen.«
    »Aha. Wie lange läuft ... lief Ihre Frau so für gewöhnlich?«
    »Meistens eine knappe Stunde.«
    »Sie ist also um kurz vor acht losgelaufen und wäre gegen neun zurück gewesen.«
    Bei den Worten sackte Albert Stolze ein wenig in sich zusammen. Er schniefte kurz, hatte sich aber gleich wieder im Griff.
    »Bevor Ihre Frau losgelaufen ist – war da irgendwas?«
    »Wie? Was? Irgendwas?«
    »Nun, was haben Sie vorher gemacht?«
    »Wir haben zusammen gegessen. Und dann haben wir ... na ja, wir haben uns ein bisschen gestritten. Nichts Schlimmes, nur ein bisschen gekabbelt, Sie wissen schon.«
    »Sie hatten also einen Streit«, stellte Schuster nüchtern fest.
    Stolze guckte wie ein trotziger Junge. »Wir haben uns eben manchmal gestritten. Meine Güte, streiten Sie sich nie mit Ihrer Frau?«
    »Meine Frau und ich, wir ... leben getrennt.« Schuster wunderte sich selbst über seine etwas brüchige Stimme. Bisher hatte er diesen Satz kein einziges Mal ausgesprochen.
    Albert Stolze sah ihn an, schwieg aber.
    Schuster, der noch immer seine eigenen Worte im Ohr hatte, unterdrückte ein Seufzen. Ihm war übel und er war hundemüde. Schlimmer noch, wahrscheinlich hatte er sich gerade dabei erwischt, wie er sich in Selbstmitleid suhlte. 
    Meine Güte, ich brauche dringend was zwischen die Zähne! Egal was, sonst werde ich gleich hier an Ort und Stelle zum Tier.
    Stolze seufzte.
    »Worüber haben Sie denn gestritten?«
    »Bitte.« Stolze nickte in Richtung Keksteller.
    Schuster zögerte erst, dann griff er zum Teller, und in weniger als zwei Minuten waren sämtliche Kekse in seinem Magen verschwunden.
    »Worüber haben Sie gestritten, Herr Stolze?«, wiederholte er mit vollem Mund.
    »Meine Güte, wie man eben so streitet. Der eine sagt dies, der andere das, und schon sind Sie mitten in einem Streit.«
    »Mir ist nur wichtig, ob Ihre Frau möglicherweise frustriert und wütend losgerannt ist.«
    »Was macht das für einen Unterschied?«, wollte Stolze wissen.
    Genau das hatte Schuster sich auch gerade gefragt, aber da war die unsinnige Frage schon gestellt.
    Jetzt konnte er sehen, wie er aus der Nummer wieder herauskam.
    »Ich meinte ... ähm ... nun, wenn man so richtig in Fahrt ist, ich meine wütend oder so, dann läuft man ... irgendwie anders. Man kriegt nicht so viel mit. Sie könnte so vielleicht nicht bemerkt haben, wie jemand hinter ihr herrennt, zum Beispiel.« Ja, genau! He, das war richtig gut.
    Stolze schien zu überlegen. »Keine Ahnung, wie sauer sie war.«
    »Was haben Sie eigentlich da?« Erst jetzt fiel Schuster auf, dass Stolze einen Kratzer am Kopf hatte. Lag vielleicht an den langen Haaren seines Gegenübers, dass er es nicht gleich gesehen hatte.
    Stolze presste die Lippen aufeinander. »Das ist nichts.«
    »Wie nichts sieht das aber nicht aus.«
    Genau in dem Moment, als Stolze den Mund aufklappte, um zu antworten, kam ihm Schuster dazwischen: »Und jetzt sagen Sie bloß nicht, Sie hätten sich gestoßen oder so was.«
    Albert Stolze klappte den Mund wieder zu und blickte Schuster wütend an. »Sie glauben, weil ich mich mit meiner Frau gestritten und einen Kratzer am Kopf habe, renne ich hinter ihr her und bringe sie um?«
    Er sprang auf, lief zur Tür und gleich wieder zurück.
    Schuster wollte erwidern, dass er das durchaus gar nicht so abwegig fand, beschloss aber, vorerst den Mund zu halten.
    »Ich denke gar nichts«, sagte er stattdessen und kratzte sich am Kopf, da, wo die Mütze immer etwas scheuerte.
    Doch. Ich denke an ein riesiges, überdimensionales Steak mit Kräuterbutter, dazu eine Ofenkartoffel, vielleicht noch eine Schüssel Salat und ein großes eiskaltes Weizenbier ...
    Stolze straffte seine Schultern, ging langsam zu einem Sessel und ließ sich darin nieder. Er stöhnte leise. »Meine Frau liegt tot in einer kalten Kammer, können Sie sich vorstellen, wie schrecklich das ist?« Er hob den Kopf und sah Schuster an.
    Der wich seinem Blick aus. Ja, er konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlen musste, wenn man seine Frau bleich und leblos unter einem Tuch liegend betrachten musste.
    Auch wenn er gerade nicht gut auf Silke zu sprechen war, weil sie ihn vor die Tür gesetzt hatte, machte ihn allein die Vorstellung, wie es wäre, wenn sie in einem Kühlfach läge, wütend und traurig.
    Albert Stolze verbarg sein Gesicht in den Händen. »Gott noch mal, wenn ich gewusst hätte, dass sie ... dass so etwas passiert, dann
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