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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Autoren: Susanne Lieder
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ist doch viel zu spät ... «
    »Wie spät war es denn?«
    Felix dachte kurz nach. »Ich glaub so gegen drei, vielleicht knapp halb vier.«
    »Weiter.«
    »Dann rennt Willi plötzlich los ...«
    »Willi?«
    »Eigentlich heißt der Max. Max Plein. Der rennt los und schreit: Lasst uns in den Bürgerpark gehen! Ich wollte das aber nicht, ist irgendwie voll gruselig um die Zeit. Willi ist aber schon los, Tim hinterher. Ich und Sönke stehen da wie blöd rum. Dann sagt Sönke: Los, wir gehen hinterher, hier rumstehen ist öde. «
    »Dann seid ihr also durch den Bürgerpark gelaufen?«
    Felix nickte und nippte an seiner Cola. »Da war’s total matschig. Tim ist ausgerutscht und hingeflogen. Und plötzlich hat er losgeschrien. Gequiekt wie’n Ferkel hat er.«
    Schuster schwieg. Er wusste, warum Tim geschrien hatte.
    »Wir haben geguckt, warum der so schreit.«
    »Und dir ist sonst nichts aufgefallen?«
    »Nö. Tim hat geschrien, er hätte was gefunden, und wir sollten mal schnell herkommen.« Felix Thiemann knetete seine Finger. »Sie lag auf dem Weg, der in den Park führt. Der Regen klatschte auf sie drauf. Sie lag auf dem Rücken, die Augen aufgerissen ... Hölle pur, sag ich Ihnen.«
    Schuster hatte durchaus Mitleid mit Felix. So was steckte niemand einfach so weg. »Was habt ihr dann getan, Felix?«
    »Ich wusste gleich, die ist tot. Tim ist einfach losgerannt, Willi hinter ihm her. Ich wollte eigentlich auch nur noch weg. Aber Sönke hat gesagt, wir müssen sofort die Bullen rufen. Und er hat gesagt, wir dürfen jetzt nicht einfach abhauen. Also sind wir dageblieben und haben auf die Bullen gewartet.«
    »Und ihr habt nichts angefasst?«
    »Wir fassen doch keine Tote an!«
    »Und wer hat sich übergeben?«
    Felix sah Schuster verdattert an. Dann blickte er etwas schuldbewusst zu Boden. »Ich war das. Ist mir voll auf den Magen geschlagen.«
    »Schon in Ordnung, Felix. Wichtig ist nur, dass du dir ganz sicher bist, dass ihr nichts angefasst oder irgendwie verändert habt.«
    »Wie, was denn verändert?«
    »Na ja. Ihr habt nichts mitgenommen oder so?«
    »Ich nehm doch nichts von ’ner Toten mit!«
    »Und euch ist wirklich nichts aufgefallen? Kein Geräusch, irgendwas, was dir komisch vorkam?«
    »Nee.«
    »Gut, Felix. Danke. Das war’s fürs Erste.«
    »Meine Eltern müssen doch nicht erfahren, dass ich ...?«
    »Dass du mit der Kripo zu tun hast?« Schuster schmunzelte belustigt.
    Doch der junge Mann schüttelte heftig den Kopf. »Nein, dass ich besoffen war.«
    »Nein, keine Sorge, Felix. Ich bin von der Kriminalpolizei, nicht vom Jugendamt.«
    »Gott sei Dank.«
    »Wie man’s nimmt ...«
    Albert Stolze saß in der Küche, vor sich eine Tasse Tee – inzwischen vermutlich kalt – und ein Teller Kekse.
    Schuster hatte ihm gegenüber Platz genommen und starrte sehnsüchtig auf die Kekse. Er hatte den ganzen Tag noch nichts Vernünftiges gegessen, und sein Magen hing ihm in den Kniekehlen.
    »Herr Stolze, sind Sie schon in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten?« Er überlegte, ob das Mandel- oder Nusskekse waren. Manche waren mit Schokolade überzogen. Sein Magen signalisierte ihm: Greif zu und stopf dir so viele rein, wie’s geht. Stolze wird das piepegal sein. Der hat ganz andere Sorgen.
    »Fragen Sie.« Stolze seufzte leise.
    Schuster produzierte große Mengen Speichel und musste sich räuspern. »Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Ihre Frau noch nicht zu Hause ist?«
    »Sie wollte nur laufen gehen. Das macht sie meistens, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig ist.«
    »Ihre Frau ist ... war Lehrerin.«
    »Mathe und Chemie.« Stolze knabberte an seinem Daumennagel.
    Schuster musste an die hübsche Frau denken, die mit ausgebreiteten Armen vor ihm im Schlamm gelegen hatte. »Und Sie? Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin auch Lehrer. Deutsch und Geschichte. Wir arbeiten am selben Gymnasium. Ich meine, wir haben am selben Gymnasium gearbeitet.« Stolze verzog das Gesicht.
    »Sie ist also joggen gegangen.«
    »Ja.«
    »Und Sie?«
    »Ich jogge nicht.«
    »Nein, ich meine, was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe die Küche aufgeräumt.«
    »Wie spät war es da ... ungefähr?«
    »Kurz vor acht.« Das kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    Die Kekse auf dem Teller hatten kleine Beinchen aus Mandelstiften bekommen und marschierten schnurstracks über den Tisch, direkt auf Schusters Mund zu.
    »Ich wollte die Tagesschau gucken und hab auf die Uhr gesehen. Es war kurz vor acht, und ich
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