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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Autoren: Susanne Lieder
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Stunde später standen sie zu dritt in der Leichenhalle; Schuster, sein Kollege Grätsch und zwischen den beiden Albert Stolze, ein gut aussehender Mann in den Dreißigern.
    »Sind Sie bereit?« Schuster blickte Stolze prüfend an.
    Der stand mit herabhängenden Schultern da und nickte unmerklich. Ob er noch hoffte, auf dem Metalltisch vor ihm, unter dem steifen Tuch, läge nicht seine Frau?
    Schuster wäre gern nach draußen gestürzt, er hasste diese Momente wie die Pest. Er wischte sich die Hände an seiner verdreckten Jeans ab und schluckte.
    Stolze straffte sich einen kurzen Moment, nur um, nachdem sie das Tuch beiseite gezogen hatten, komplett in sich zusammenzusinken. Er brauchte nichts zu sagen, nickte nur.
    Grätsch und Schuster sahen sich betreten an.
    Schließlich legte Grätsch Stolze eine Hand auf den Arm.
    »Herr Stolze? Gehen wir.« Er schob ihn auf den Flur.
    Albert Stolze schniefte. »Wer war das? Wer hat ihr das angetan?«
    »Ich lasse Sie nach Hause fahren, Herr Stolze. Kommen Sie.«
    »Ich kann selber fahren«, murmelte Stolze durch die Zähne.
    »Wie Sie meinen.«
    »Erzähl schön der Reihe nach, was passiert ist, als ihr die Frau gefunden habt.«
    Vor Schuster saß ein junger Mann von 16 Jahren.
    »Kann ich kurz aufs Klo?«
    Schuster sah ihn verblüfft an. »Da kommst du doch grad her.«
    »Ich hab ’ne schwache Blase.«
    Schuster musterte ihn skeptisch. »Hör zu, wenn du dich ein bisschen am Riemen reißt, haben wir das hier fix hinter uns.«
    Felix Thiemann ließ sich zurück auf den Stuhl fallen und tat so, als ginge ihn das alles nichts an. Fehlte nur noch, dass er pfiff.
    »Schön. Ihr wart also feiern, habt ein bisschen was getrunken«, half Schuster ihm auf die Sprünge. »Und dann?«
    Er griff nach seinem Stift.
    Sein Gegenüber kniff die Augen zusammen und blickte ihn misstrauisch an. »Was ist, wenn ich was Falsches sage, he?«
    »Du kannst helfen, einen Mord aufzuklären, Felix.«
    Der Junge lehnte sich zurück, schloss die Augen, wohl um sich besser zu konzentrieren.
    Schuster stand auf und knallte den Stift auf den Tisch, sodass Felix Thiemann heftig zusammenzuckte. »Vielleicht sollte ich erst mal deine Eltern anrufen. Schließlich bist du noch nicht volljährig.«
    »Die sind beide auf Arbeit ...« erklärte Felix hastig. »Ich sag Ihnen alles, was Sie wissen wollen! Also, wir waren in unserer Stammdisko. Zu viert. Ich, mein bester Kumpel Tim, Willi, aber der heißt eigentlich gar nicht Willi, sondern ...«
    Schuster fiel ihm ins Wort. »Sei so gut und erzähl mir, möglichst ohne überflüssige Details, was ihr an diesem gottverdammten Morgen gesehen habt!« Ihm platzte jeden Moment der Kragen, außerdem rebellierte sein Magen schon wieder. Das scheußliche Gefühl kannte er nur zu gut, unbewusst legte er eine Hand auf seinen Bauch.
    »Kann ich ’ne Cola?«
    »Kann ich ’ne Cola was? Mir über die Hose gießen, nur mal anschauen, in den Kühlschrank stellen oder was?«
    Felix Thiemann war geneigt, blöde zu grinsen, besann sich aber anders. »Ich meinte, ich wollte Sie fragen, ob ich eine Cola haben dürfte, Herr Oberhauptkommissar.«
    Schuster musste grinsen. »Hauptkommissar reicht völlig.«
    Felix nuckelte ein bisschen an seiner Cola, dann richtete er sich auf. »Wir kommen also aus der Disko, latschen über die Hauptstraße ... War nix los in dieser Nacht. Sonst donnern da ja immer Lkws lang, aber diesmal ...«
    Schuster musste ihn nur ansehen.
    »Ja, schon gut. Wir laufen also über die Straße und dann sagt Tim: He, lasst uns durch die Hollerallee laufen, ist viel kürzer. Es hatte nämlich angefangen zu regnen wie Sau. Wir sind also die Hollerallee ...«
    »Erinnerst du dich, ob du irgendjemanden gesehen hast? Ein Auto vielleicht, das rumstand? Eine Person, irgendwas? Ist dir irgendwas komisch vorgekommen?«
    »Nö.«
    »Gut. Also, weiter. Ihr seid die Hollerallee entlanggelaufen ...«
    Der junge Mann vor Schuster wurde ein bisschen rot. »Ja, da wohnt nämlich ein Mädchen ... Jule Schirmer.«
    Schuster beugte sich über den Tisch. »Und die magst du wohl?«
    Felix wurde noch röter. »Mhm ... die ist total süß ...«
    »So so. Und weiter?«
    »Wo war ich?« Felix kratzte sich nervös am Kopf, eine Geste, die Schuster sehr vertraut war.
    »Ihr lauft die Hollerallee lang ...«
    »Ach ja, genau. Tim sagt, wir könnten ja mal bei Jule Schirmer klingeln. Der Idiot weiß, dass ich die süß finde!«
    »Felix!« Schuster seufzte.
    »Sorry. Also, ich sage: Nee, lass mal,
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