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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis
Autoren: Jens Schumacher
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Kontinents ist um diese Jahreszeit von einer Kette von Tiefdruckwirbeln umgeben, das schlechte Wetter wird also bis zur Landung nicht mehr abreißen. Ich empfehle Ihnen, sich gut festzuhalten. Ach ja, und behalten Sie Ihr Essen bei sich, wenn Sie können.«
    Das raue Lachen des Piloten brach abrupt ab, als er die Durchsage beendete. Das einzig Beruhigende war, dass der Mann sich offenbar keine ernsten Sorgen machte.
    Professor Albrecht tröstete dies wenig. »Was soll das heißen, ›der gemütliche Teil des Fluges‹? Will er damit etwa sagen …«
    Eine Reihe derber Erschütterungen beutelte die LC-130, dann ging es im Zickzack nach links, rechts, oben und unten. Der Professor gab ein kieksendes Geräusch von sich, grapschte nach einer Packpapiertüte und hielt sie sich vors Gesicht. Henry hoffte, dass sich keine Lebensmittel mehr darin befanden.
    Da er dem Professor nicht helfen konnte und der Fluglärm jede weitere Unterhaltung unmöglich machte, holte Henry seinen iPod aus der Tasche und versuchte, das Getöse für die verbleibende Zeit mit Linkin Park zu übertönen.
     
    Etwa dreieinhalb Stunden später, Henry war trotz des anhaltenden Gerüttels irgendwann eingeschlafen, weckte ihn Eileen. »Wir sind beinahe da«, erklärte sie.
    Henry rieb sich den Schlaf aus den Augen und zog sich an dem roten Kunststoffnetz hoch, bis er einen Blick durch das Bullauge werfen konnte.
    Der Anblick war atemberaubend.
    Sie befanden sich bereits im Landeanflug. Unter ihnen erstreckte sich eine strahlend weiße Ebene, die einige Kilometer weiter in eine rau gezackte Küstenlinie überging. In der Ferne war der Umriss eines gewaltigen Gebirges zu erkennen.
    »Ist das da unten das Meer?«, brüllte Henry und deutete auf die weiße Fläche, die rasend schnell näher kam.
    Eileen nickte. »Das Meereis hat um diese Jahreszeit schon begonnen, sich um das Festland zu schließen. Im tiefen Winter, während der Polarnacht, wird dieser Packeisgürtel rund tausend Kilometer weit in den Ozean hinausreichen.«
    Beeindruckt starrte Henry in die Tiefe. »Und darauf werden wir landen?«
    »Wir werden auf Eis landen, allerdings nicht auf dem offenen Meer«, erwiderte Eileen. »Zwischen Ross Island, wo die McMurdo-Station liegt, und dem Festland gibt es eine spezielle Landepiste aus geglättetem, vom Schnee befreitem Eis, den sogenannten Bitte Ice Runway. Unsere Maschine ist mit speziellen Kufen ausgestattet, um dort sicher landen zu können.« Als sie Professor Albrechts panischen Blick bemerkte, fügte sie beruhigend hinzu: »Keine Angst: Das Eis ist dort über zwei Meter dick, es trägt selbst schwere Transportmaschinen.«
    Die Landung war durchaus komfortabel, zumindest verglichen mit dem, was sie in der Luft erlebt hatten. Es rumpelte und vibrierte etwas stärker als bei einer Landung auf Beton, das war alles.
    Kurz nachdem sie zum Stehen gekommen waren, öffnete sich mit einem Höllengetöse die Ladeluke im hinteren Teil des Flugzeugs. Eisiger Wind fegte durch den Innenraum. Die vier Passagiere schnappten sich ihr Handgepäck und schickten sich an, die Maschine durch eine Tür nahe der Pilotenkanzel zu verlassen.
    Als Henry auf die oberste Stufe der ausklappbaren Stahltreppe trat, hatte er das Gefühl, eine Tiefkühltruhe geöffnet zu haben. Wie tausend Nadelstiche prickelte die Kälte auf seinem Gesicht, Windböen peitschten Eiskristalle gegen die Brust seines Parkas. Er warf einen raschen Blick auf das kleine Thermometer, das am Kragen befestigt war: minus achtzehn Grad. Nach allem, was Eileen vorhin gesagt hatte, war das für hiesige Verhältnisse eine durchaus moderate Temperatur.
    Mit zusammengekniffenen Augen ließ Henry seinen Blick schweifen. Rund um das Flugzeug war nichts zu erkennen außer gleichförmig weißem Eis. Der Himmel war von einem strahlenden Blau, wie man es in Kanada nur selten zu sehen bekam. In der Ferne stieg eine dicke dunkle Rauchsäule zum Himmel auf, möglicherweise ein Vulkan.
    »Beindruckend, nicht wahr?« Eileen trat neben ihn und blickte sich ebenfalls um. »Wir hatten Glück mit dem Wetter. Nach diesem Flug hätte ich erwartet, dass uns die Antarktis bei der Landung mit einem ausgewachsenen Sturm begrüßt.«
    Henry trat einen Schritt beiseite, als Dr. Lamont hinter ihm in der Öffnung auftauchte. »Es ist gar nicht so kalt, wie ich befürchtet hatte«, sagte er. »Minus achtzehn hat es bei uns zu Hause in strengen Wintern auch.«
    »Mildes Küstenklima«, scherzte Eileen und begann, die Stufen
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