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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1
Autoren: bishop
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zweifellos irgendwann ihren Bräutigam nach Belieben aussuchen können.
    Philippa schürzte die Lippen. »Vierzehn. Im Hochland mag man in dem Alter vielleicht heiraten und einen Haufen Kinder in die Welt setzen. Aber auf der Akademie …«
    Mit einem dumpfen Geräusch krachte die riesige Faust von Broh Hammloh auf den Tisch.
    »Akademie?«, fragte er mit tiefer, dunkler Stimme. Seine Schwester stand wie angewurzelt da; alle Farbe war schlagartig aus ihren Wangen gewichen.

    »Akademie!«, krächzte auch Mickelwitt.
    Philippa biss die Zähne zusammen. Diese Menschen aus dem Hochland hatten den Ernst der Lage ganz eindeutig nicht begriffen. Sie entschloss sich dazu, ihren Ärger an dem Vogt auszulassen, und fixierte ihn mit strengem Blick. »Ich komme viel zu spät, Mickelwitt. Das Fohlen hat bereits seine Prägung erhalten.«
    Broh Hammloh war so groß wie Philippa und von kräftiger Statur. Als sie ins Haus gekommen waren, hatte er den Hut mit der breiten Krempe abgenommen und einen erstaunlichen Schopf schwarzer, schon leicht ergrauter Haare entblößt, die im Nacken unsauber geschnitten waren. Seine Augen waren dunkel, und Philippa vermutete, dass sich von dem Blick, den er ihr jetzt zuwarf, bestimmt eine Menge Landarbeiter einschüchtern ließen.
    »Erklären Sie sich!«, brummte er.
    Sie hätte auf seinen Ton beleidigt reagieren können, doch sie tat es nicht. Dieser Bauer war selbstbewusst und kannte seinen Platz in der Welt. Und immerhin sprachen sie hier über seine Schwester. Hätte sich ihr eigener Bruder damals doch nur halb so beherzt für sie eingesetzt!
    Der Kessel fing an zu pfeifen, und das Mädchen nahm ihn hastig vom Herd. Sie goss das kochende Wasser in die Kanne, nahm einen kleinen Fetisch vom Haken über der Spüle und schwenkte ihn über der Teekanne hin und her. Geschickt bewegte sie die zierlichen Hände; offensichtlich gehörte diese Tätigkeit zu ihren alltäglichen Pflichten. Philippa beobachtete sie und fragte sich, wo wohl ihre Eltern waren.
    »Lark!«, befahl Broh. Das Mädchen kam mit der Teekanne in den Händen zu ihnen. Mit dem Fuß zog der Bruder einen Stuhl hervor, und nachdem sie die Kanne in der
Mitte des Tisches abgestellt hatte, nahm sie Platz. Broh richtete den Blick seiner dunklen Augen wieder auf Philippa, beugte sich schweigend nach vorn und wartete. Das Mädchen hatte die rosa Lippen leicht geöffnet und wartete ebenfalls.
    Philippa seufzte und schlug die Füße in ihren Reitstiefeln übereinander. »Sie haben zugelassen, dass eines der geflügelten Pferde, die ausschließlich dem Fürsten gehören, sich an Sie bindet«, setzte sie an.
    In Larkyn Hammlohs tiefblauen Augen war keine Spur von Schuld zu erkennen, als sie erklärte: »Tiere mögen mich, Meisterin. Ziegen, Kühe, Hühner. Sogar der große Ochse dreht sich auf dem Weg nach mir um und will einen Blick von mir erhaschen. Schließlich bin ich durch und durch ein Bauernmädchen.«
    »Das ist schwerlich zu übersehen«, erwiderte Philippa trocken. »Leider macht eine derartige Empfehlung wohl nur wenig Eindruck auf den Fürsten. Und auf seinen Zuchtmeister genauso wenig.« Sie nahm von Nikh, der ebenso dunkel, nur kleiner und gelenkiger war als sein Bruder, einen schweren, getöpferten Becher entgegen. Das Feuer im Herd knisterte, und eine angenehme Wärme waberte über den gefliesten Steinboden.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie um die Seltenheit der geflügelten Pferde wissen«, fuhr Philippa fort. Mickelwitt nickte und schlürfte seinen Tee. Die drei Hammlohs blickten sie dagegen unverwandt und schweigend an. Diese Hochländer verspürten offenbar nicht den Drang, eine Stille immer gleich mit Geplapper füllen zu müssen. Philippa fand das erstaunlich angenehm, und sie wünschte sich fast, die Lage wäre nicht so heikel.
    Doch das war sie. Sie drehte den Becher in den Händen.
»Jedes geflügelte Pferd ist von unermesslichem Wert für den Fürsten, für die Edlen des Rates, ja, für alle Einwohner von Oc. Die Mädchen, die eine Verbindung mit ihnen eingehen dürfen, werden mit großer Sorgfalt ausgewählt. Diese Dinge werden nie dem Zufall überlassen.«
    »Nein, natürlich nicht, Pferdemeisterin«, mischte sich der Vogt ein.
    Philippa konnte sich gerade noch beherrschen, nicht auf den Tisch zu schlagen, um diesen verflixten alten Mann zum Schweigen zu bringen. Sie beschied sich damit, ihn böse anzufunkeln, woraufhin er auf seinem Stuhl zusammensackte. An die Hammlohs gewandt, fuhr sie fort: »All diese Mädchen
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