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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig
Autoren: Jodi Picoult
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beibringen, wie man Spuren las und jagte, und später, wenn das Wetter besser wurde, wie man Lachse fischte.
    Aber er konnte Laura nicht zurücklassen, und er konnte sie auch später nicht holen kommen. Wenn sie verschwanden, würde er dafür sorgen, dass sie nie mehr gefunden wurden.
    Er spürte, wie Trixie hinter ihm erstarrte. Sie hatte die Polizisten gesehen. Und als ein Officer aus dem Wagen stieg, begriff er, dass sie gesehen worden waren.
    Â»Du sagst kein Wort«, befahl er ihr über die Schulter. »Lass mich das regeln.«
    Daniel hielt vor Canes Haus und machte den Motor aus. Dann stieg er von dem Snowmobil und blieb neben Trixie stehen, die Hände auf ihren Schultern.
    Wenn du jemanden liebst, dann tust du das, von dem du meinst, dass es für ihn am besten ist, selbst wenn es dir in dem Augenblick ganz falsch vorkommt. Männer taten es für Frauen. Mütter taten es für Söhne. Und Daniel wusste, dass er es für Trixie tun würde. Einfach alles. Was machte einen Helden zum Helden? Etwa dass er immer siegte, wie Superman? Oder dass er sich, wenn auch widerwillig, seinen Aufgaben stellte, wie Spiderman? Oder dass er erkannte, wie die X-Men erkannt hatten, dass er jederzeit abstürzen und zum Schurken werden konnte? Oder dass er, wie Rorschach in den Comics von Alan Moore, menschlich genug war, um sich über den Tod von Menschen zu freuen, wenn sie ihn verdient hatten?
    Der Polizist kam näher. »Trixie Stone«, sagte er, »ich verhafte Sie wegen Mordes an Jason Underhill.«
    Â»Sie können sie nicht verhaften«, sagte Daniel mit Bestimmtheit.
    Â»Mr. Stone, ich habe einen Haftbefehl …«
    Daniel ließ das Gesicht seiner Tochter nicht aus den Augen. »Mag sein«, sagte er. »Aber ich bin derjenige, der ihn getötet hat.«

    Trixie konnte nicht sprechen, nicht atmen, nicht denken. Sie war festgefroren, mit dem Permafrost verwachsen wie der Polizist. Ihr Vater hatte soeben einen Mord gestanden.
    Sie starrte ihn an wie vor den Kopf geschlagen. »Daddy«, flüsterte sie.
    Â»Trixie, ich hab doch gesagt. Kein Wort.«
    Trixie dachte daran, wie er sie auf den Schultern getragen hatte, als sie noch klein war. Ihr war da oben schwindelig geworden, aber ihr Vater hielt sie an den Beinen fest. Ich lass dich nicht fallen , sagte er, und weil er das wirklich nie tat, kam ihr die Welt aus luftiger Höhe betrachtet irgendwann nicht mehr so beängstigend vor.
    Daran dachte sie und an tausend andere Dinge: dass er ein ganzes Jahr lang ihre Schulbrote jeden Tag in Buchstabenform geschnitten hatte, sodass sie jede Woche ein neues Wort ergaben: SUPER, FRECH, MUTIG. Dass er immer irgendwo in seinen Comicheften versteckt eine Karikatur von ihr unterbrachte. Dass sie oft in ihrem Rucksack wühlte und unweigerlich in irgendeiner Seitentasche eine Packung M&M’s fand, die er dort für sie versteckt hatte.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Aber du lügst«, sagte sie tonlos.
    Der Polizist seufzte. »Tja«, sagte er, » mindestens einer lügt.«
    Er warf einen Blick zum Wagen hinüber, wo Trixies Mutter schon auf dem Beifahrersitz saß und sie durch die Scheibe hindurch anstarrte.

    Der Anruf war schon beinahe komisch gewesen. Die Polizei in Alaska hatte den Haftbefehl für Trixie Stone ausgeführt, wurde Bartholemew mitgeteilt. Aber gleichzeitig hatten beide Eltern den Mord gestanden. Was sollte er jetzt machen?
    Der Detective musste selbst hinfliegen und die Stones vernehmen, um dann zu entscheiden, ob er jemanden verhaften wollte und, wenn ja, wen.
    Daniel Stone saß im Vernehmungszimmer des Polizeipräsidiums, nachdem er und seine Frau im Anschluss an ihre jeweiligen Geständnisse nach Bethel gebracht worden waren. Die minderjährige Trixie war in der Jugendstrafanstalt von Bethel untergebracht. Ein Radiator gab in unregelmäßigen Abständen Hitze von sich und ließ das Lametta flattern, das am Gehäuse befestigt war.
    Morgen ist Weihnachten, dachte Daniel.
    Â»Sie wissen hoffentlich, dass das nichts ändert«, sagte Bartholemew. »Wir müssen Ihre Tochter nach wie vor als Tatverdächtige festhalten.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Wenn wir wieder in Maine sind, wird sie dem Haftrichter vorgeführt. Wenn sie nicht auf Kaution rauskommt – und bei der Schwere des Tatverdachts ist nicht damit zu rechnen –, muss sie dort auch den Prozess
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