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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig
Autoren: Jodi Picoult
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genau da, wo es hingehörte, bei ihm. »Trixie«, sagte er, »du hast mir eine Heidenangst eingejagt.«
    Er spürte, dass sie sich an seiner Jacke festhielt. Er hatte tausend Fragen, die er ihr stellen wollte, aber eine brach als Erste an die Oberfläche, eine, die er nicht länger unterdrücken konnte. »Warum gerade hier ?«
    Â»Weil du gesagt hast«, stammelte Trixie, »dass Menschen hier verschwinden können.«
    Daniel löste sich langsam von ihr. »Und warum wolltest du das?«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, eine lief zum Kinn hinab. Sie öffnete den Mund, um zu reden, brachte aber kein Wort heraus. Daniel hielt sie fest, als ihr magerer Körper anfing zu beben. »Ich hab das nicht getan, was alle meinen …«
    Daniel warf den Kopf zurück und stieß ein Dankgebet an einen Gott aus, an den er nie richtig geglaubt hatte.
    Â»Ich wollte, dass er zu mir zurückkommt. Ich wollte eigentlich gar nicht mit anderen Jungs rummachen, aber Zephyr hat gesagt, ich sollte, und ich hätte alles getan, nur damit alles wieder so geworden wäre, wie es war, bevor Jason mit mir Schluss gemacht hat.« Sie schluckte schwer. »Als alle weg waren, war er zuerst so lieb zu mir, und ich dachte, dass es vielleicht geklappt hat. Aber dann ging alles so schnell. Ich wollte reden und er nicht. Als er anfing … als wir anfingen …« Sie holte zitternd Luft. »Er hat gesagt, genau das würde er brauchen – eine gute Freundin mit Sonderzulagen. Und da hab ich begriffen, dass er mich nicht zurückhaben wollte. Er wollte mich nur für fünfzehn Minuten.«
    Daniel rührte sich nicht, um nicht zu zerspringen.
    Â»Ich hab versucht aufzustehen, aber es ging nicht. Ich hab mich gefühlt wie unter Wasser, konnte meine Arme und Beine nicht schnell genug bewegen, nicht kraftvoll genug. Er hat gedacht, es wäre ein Spiel, dass ich mich nur zum Spaß ein bisschen wehren würde. Er hat mich runtergedrückt …« Trixies Gesicht war hochrot, mit Tränenspuren über den Wangen. »Er hat gesagt: Erzähl mir nicht, dass du es nicht auch willst .« Im Licht der Innenbeleuchtung sah sie zu Daniel hoch. »Und ich … hab’s nicht gesagt.«

    Trixie hatte ihrem Vater ihr Geheimnis gestanden: dass sie eine Lügnerin war. Nicht nur, dass sie keine Jungfrau mehr war und Regenbogen gespielt hatte … nein, viel schlimmer. Sie hatte Jason in jener Nacht nicht gesagt, er solle aufhören, obwohl sie der Staatsanwältin das erzählt hatte.
    Und die Drogen?
    Die hatte sie besorgt.
    Damals hatte sie nicht gewusst, dass der Typ am College, der an Schüler Gras verkaufte, mit ihrer Mutter schlief. Sie war zu ihm gegangen, um etwas für Zephyrs Party zu kaufen, damit sie lockerer drauf war. Um so richtig schön zügellos zu sein, wie Zephyr das von ihr erwartete, brauchte sie ein bisschen künstliche Hilfestellung.
    Seth hatte kein Gras mehr, aber Special K sollte angeblich so was sein wie Ecstasy. Man verlor die Kontrolle.
    Und genau das hatte sie ja auch, nur ganz anders als gedacht.
    Eines war jedoch nicht gelogen: Sie hatte es an dem Abend nicht genommen, jedenfalls nicht bewusst. Sie und Zephyr hatten vorgehabt, gemeinsam high zu werden, aber es war eine richtige Droge, nicht einfach bloß Gras, und im letzten Moment hatte Trixie gekniffen. Hinterher hatte sie gar nicht mehr daran gedacht, bis die Staatsanwältin erwähnte, dass sie möglicherweise Drogen im Blut gehabt hatte. Trixie wusste nicht, was Zephyr mit dem Fläschchen gemacht hatte. Ob sie es geleert hatte oder ob sie es in der Küche stehen gelassen hatte, wo es im Laufe des Abends wer weiß wer hätte entdecken können. Sie hätte auch nicht mit Sicherheit sagen können, dass Jason es ihr ins Glas gekippt hatte. Sie hatte an dem Abend viel zu viel und wild durcheinander getrunken, und es war durchaus möglich, dass Jason überhaupt nichts damit zu tun hatte.
    Trixie war nicht klar gewesen, dass Jason im Prozess als Erwachsener behandelt würde, sobald Drogen mit ins Spiel kamen. Es war ihr nicht darum gegangen, sein Leben zu zerstören. Sie hatte nur ihr eigenes retten wollen.
    Wahrscheinlich, so dachte Trixie, sollte man in der Lage sein, das Zauberwort – Nein oder Ja – auszusprechen, um die eigene Bereitschaft oder eben Nichtbereitschaft unmissverständlich klarzumachen. Aber es sagte doch kein Mensch
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