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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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natürlich einspringen, aber ich muss mich um unsere Rednerin kümmern.«
    »Ja, natürlich, Jane.« Callie entschuldigte sich mit einem stummen Lächeln bei Morag Hamilton, die mit einem kurzen Blick auf Jane nur vielsagend eine Braue hochzog. Die kleine Geste brachte ihr auf der Stelle Callies Sympathie ein, und sie wusste, dass sie den Neuzugang aus Schottland mochte. »Wir sehen uns nachher, Mrs Hamilton«, versprach sie, bevor sie sich umdrehte. »Zum Tee und einer gefüllten Pastete geht’s hier lang.«

    »Bitte nennen Sie mich Morag«, erwiderte die andere Frau. »Und ich würde mich freuen, Sie wiederzusehen.«
     
    Rachel Norton wachte ganz allmählich auf, und nicht, weil es draußen schon hell gewesen wäre. Die einzige Lichtquelle kam vielmehr aus dem angrenzenden Badezimmer, ein heller Streifen rund um die gelaugte Kiefertür. Diese viktorianischen Häuser besaßen viele Reize, doch für die echten, alten Stilelemente musste man ein paar Dinge in Kauf nehmen, wie etwa Türen, die nicht ganz in ihren Rahmen passten, oder Schiebefenster mit Einfachverglasung, die kalten, stürmischen Tagen im Winter nicht viel entgegenzusetzen hatten.
    Noch im Zustand zwischen Wachen und Schlafen konnte Rachel nicht recht sagen, ob sie von Geräuschen im Badezimmer oder den Bewegungen des Babys geweckt worden war. Unter der Bettdecke strich sie sich mit der Hand über die große Wölbung ihres Bauchs und konnte sich noch immer nicht ganz an die Gestalt gewöhnen, die sie über die letzten Monate angenommen hatte. Ja, das Baby strampelte, alles in Ordnung.
    Sie wechselte die Stellung und legte sich schließlich auf den Rücken – alles andere war zu unbequem.
    Der Spalt rund um die Badezimmertür verwandelte sich in ein lichtgefülltes Rechteck, als Trevor hereinkam, bereits mit Sporthose, grauem T-Shirt und seinen neuen teuren Laufschuhen bekleidet. Seinen iPod hatte er mit einer speziellen Halterung am Oberarm befestigt.
    »Morgen«, murmelte Rachel.
    »Oh, Schatz.« Trevor kam ans Bett und beugte sich über sie, um ihre Stirn zu küssen. »Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt – ich hab versucht, leise zu sein.«
    »Das Baby hat gestrampelt.«
    Trevor lachte zärtlich und streichelte die Decke über der Wölbung. »Er wird ein Fußballspieler. Denk an meine Worte, Liebes!«

    »Du weißt natürlich ganz genau, dass es ein Junge wird.« Rachels Protest kam halbherzig und automatisch, fast wie ein Ritual. Der Ultraschall hatte kein klares Bild ergeben, doch Trevor ließ sich nicht beirren.
    »Kann gar nicht anders sein. Ein schöner blonder Junge.« Trevor nahm eine Strähne von Rachels dichtem blondem Haar und zwirbelte sie sich liebevoll um den Finger, bevor er sich auf die eigenen kurz geschnittenen, nicht viel dunkleren Haare klopfte. »Was sonst?«
    Rachel wechselte das Thema. »Wie spät ist es?«
    »Sieben. Wie immer, wenn ich joggen gehe.«
    Man konnte tatsächlich die Uhr danach stellen, dachte sie. Um sieben Joggen am Kanal – sommers wie winters, im Hellen oder im Dunkeln – dann zum Duschen und für ein schnelles Frühstück nach Hause und um halb neun an den Schreibtisch.
    Trevor war viel glücklicher, seit er nicht mehr in die City zur Arbeit musste. Sein Büro lag am anderen Ende des Flurs, in dem großen Erkerzimmer an der Straßenseite. Als sie das Haus vor einem halben Jahr kauften, hatte Rachel sich gewünscht, dort das Schlafzimmer einzurichten, doch Trevor war hartnäckig geblieben. »Ich werde mehr Zeit im Arbeitszimmer verbringen als im Bett – und du wahrscheinlich auch. Ist einfach sinnvoller, den größten Raum dafür zu nehmen. Platz für sämtliche Computer und Aktenschränke. Und gutes Licht.« Sie hatte nicht wirklich darum gekämpft. Schließlich war es ein geräumiges Haus, und ihr Schlafzimmer an der Rückseite war tatsächlich groß genug. Außerdem hatten sie einen Durchbruch zum angrenzenden Schlafzimmer gemacht und ein Bad eingerichtet, was ihnen immer noch einen dritten Raum fürs Kinderzimmer ließ.
    Von der schmuddeligen, beengten Wohnung in Stoke Newington, die sie sich bis zu ihrer Hochzeit einige Jahre geteilt und in der sie auch noch das erste Jahr ihrer Ehe verbracht
hatten, bis zu diesem stattlichen Heim hatten sie es weit gebracht. Trevor war ein Computer-Genie – das hatte sie ihm schon immer bestätigt, und als sein Chef wieder einmal auf ihm herumhackte, antwortete er ihm, er könne sich seinen Job sonst wohin stecken. Er machte sich als unabhängiger IT-Berater
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