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Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)

Titel: Schuld: Drama (bis Mitte Juni 2013 kostenlos)
Autoren: Jay S.
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ich sie sehen kann!“, ruft eine Stimme in meine Richtung. 
    Nur nichts anmerken lassen. Einfach weitergehen.
    „Keinen Schritt weiter!“
    Ich blicke auf, bleibe ein paar Sekunden regungslos stehen, starre in das angespannte Gesicht des Polizisten, der sich ein paar Meter vor seinem Kollegen positioniert hat. Das Polizeiauto steht mit offenen Türen mitten auf der Straße, der Krankenwagen kommt mit einem ohrenbetäubenden Heulen angerast, überholt den stehenden Streifenwagen und verschwindet hinter mir in der Ferne.
     
    Ich renne los, höre wie der Polizist noch einmal etwas ruft, dann blende ich alles um mich herum aus.
     
    Meine Umgebung verzieht sich zu einem zusammenhangslosen Farbengewirr. Ich habe das Gefühl, durch einen Tunnel zu rennen, höre nichts mehr, auch nicht das Polizeiauto, das hinter mir her ist und mich jeden Moment einholen wird.
    Ein Geräusch dringt zu mir durch, das so laut ist, dass es mich für einen winzigen Augenblick zurück in die Realität holt. Doch es ist bereits zu spät. 
    Ich starre auf das rotweiße Polizeiauto, das sich mir quer in den Weg gestellt hat, sehe wie die Autoscheibe immer näher kommt. Trotz der Aussichtlosigkeit versuche ich, meine Schritte abzubremsen, verliere stattdessen den Halt und knalle mit der Stirn gegen die Scheibe. Meine Muskeln entspannen sich, warme, klebrige Flüssigkeit läuft über mein Gesicht, meine Augen fallen zu.
     

Kapitel 35
    Über mir die weiße Decke. Ein Druck an den Handgelenken, Beinen und Brust. Ich versuche, mich zu bewegen, meine Muskeln ziehen sich zusammen.
    „Es ist wichtig, dass sie sich jetzt entspannen.“, höre ich eine Frau zu mir sprechen. Ihr Ton ist ruhig und bestimmt.
    Ich blicke von meinem gefesselten Körper über den hellgrünen Plastikboden zu einem großen, Balkonartigen Fenster. Die dünnen, weißen Vorhänge sind bis zur Hälfte zugezogen, draußen ist es bereits dunkel. Wie lange bin ich schon hier?
    „Wo…was…?“
    Die Frau beugt sich ein Stück weit über mich und leuchtet mit einer winzigen Taschenlampe in meine Augen. Ich presse reflexartig die Augenlieder zusammen und öffne sie kurz darauf wieder. Die Frau hat hellblonde, kerzengerade Haare, rehbraune Augen und einen Kittel, der genau so weiß ist wie der Rest meiner Umgebung.
     
    „Wie lange bin ich schon hier?“, will ich wissen.
    Die Frau, auf dessen silbernen Namensschild ich den Namen Dr. R. Bachmann erkenne, nimmt das rote Klemmbrett vom Nachtischchen und sagt: 
    „Seit heute Nachmittag, 15:03 Uhr. Jetzt ist es genau 21 Uhr. Als Sie nach Ihrem Unfall aufgewacht sind, waren Sie kaum zu bändigen. Wir mussten Ihnen daher eine erhebliche Menge Benzodiazepin verabreichen. Seither haben Sie geschlafen.“
    Seit sechs Stunden. Ich bin seit sechs Stunden hier. Amy!
    Ich versuche wieder, mich zu bewegen, mit demselben Resultat wie einige Sekunden zuvor.
    „Wieso haben sie mich wie ein Tier gefesselt?“, frage ich die Ärztin.
    In Ihrem Blick glaube ich so etwas wie Bedauern zu erkennen, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur gespielt ist.
    „Weil Sie sich wie eins benommen haben“, antwortet sie mit einem Lächeln, das genauso künstlich wirkt wie ihr Mitleid. Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet, weil ich mich an absolut nichts erinnern kann, was in den letzten Stunden passiert ist.
     
    „Und wann darf ich mich wieder bewegen?“, frage ich und versuche dabei, möglichst gelassen zu klingen.
    „Das kommt auf Ihre Werte an. Im Moment haben Sie mir dazu noch einen viel zu hohen Puls.“
    Hoher Puls? Wieso zur Hölle sollte ich einen hohen Puls haben, wenn ich mit Beruhigungsmitteln vollgestopft an ein Bett gefesselt bin? Um Dr. Bachmann nicht zu ermutigen, ihre Macht noch mehr auszuspielen, verkneife ich mir eine entsprechende Bemerkung und beschließe, bei diesem widerlichen Spiel mitzumachen. Ich werde mich ruhig verhalten. Amy zuliebe. Ich darf nicht noch mehr Zeit verlieren.
    Ein paar Minuten und „Routineuntersuchungen“ später verlässt Dr. Bachmann das Zimmer. Während dieser Zeit habe ich mit aller Kraft versucht, mir einzureden, dass alles gut wird, habe die Augen geschlossen, um sie ein paar Minuten später wieder zu öffnen, darauf gehofft und gewartet, dass mein angeblich hoher Puls wieder sinkt. Nach einem Zeitraum, der sich ungefähr wie eine Stunde angefühlt hat, kommt die Ärztin zurück.
    „Und, wie fühlen wir uns Herr Steiner?“, fragt mich Dr. Bachmann, als wäre ich ein seniler, achtzigjähriger
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