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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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Gewaltverbrechen sogar zurückgegangen.«
    »Das sagen die .«
    »Ja und? Hast du in letzter Zeit was von Schlägern oder Messerstechern in der S-Bahn gehört?«
    »Nein«, musste Leo zugeben.
    »Eben! Und Betrunkene werden von freundlichen Beamten nach Hause gebracht, bevor sie sich selbst oder anderen was antun können.«
    »Freundlich sind sie wirklich«, meinte Leo und strich sich die Haare aus der Stirn. »Aber ich trau ihnen nicht.«
    »Sicherheit ist doch keine Vertrauensfrage.«
    »Deine Mum hält auch nichts von der GmbH.« Als Colin nicht antwortete, schob Leo entschuldigend nach: »Hat sie mir letzte Woche erzählt, als ich euch besucht habe.«
    »Ma ma wird auch noch sehen, dass jetzt alles besser ist.«
    »Siehst du den da?« Leo deutete mit dem Kinn Richtung Raucherecke.
    Colin sah hinüber. Ihm fiel ein Oberstufenschüler auf, der mit einem Mädchen Händchen hielt, das in der Parallelklasse war. »Wer ist das?«
    »Wie er heißt, hab ich vergessen. Aber die Ella ist seine Stiefschwester.«
    Colin zuckte mit den Schultern. »Ja und? Soll er doch mit ihr rummachen. Vielleicht kriegt er keine andere ab.«
    »Mann!«, zischte Leo. Seine Lippen bebten. »Erst vor ein paar Wochen haben sie gesagt, dass Inzest nicht mehr verfolgt wird, und du tust so, als wäre es schon immer normal gewesen! Ich frage dich, was hat das mit Sicherheit oder Gewaltprävention zu tun?«
    »Das ist doch kein Inzest mit der Stiefschwester.« Colin zögerte, dann ging er zum Gegenangriff über. »Wenn Herr Toellmer uns das erklärt hätte, wüssten wir es. Stattdessen hat er immer bloß gepredigt, was für ein Fehler es war, die Polizei zu verkaufen. Dabei haben wir jetzt alle neue Pads gekriegt, und sogar das Essen in der Kantine schmeckt besser als vorher! Pizza und Pasta statt Rotkohl und Kartoffelpampe! Plötzlich gibt’s nachmittags Theater-AGs, zu denen wirklich jemand hingeht!«
    »Aber …«
    »Mann, wir sind schon fast erwachsen! Wir sind nicht blöd, wir müssen uns nicht jeden Scheiß erzählen lassen! Den Boykott hat Toellmer sich selbst eingehandelt. Der ist ein alter Mann, der nicht kapiert, dass man mit den alten Methoden heutzutage nicht mehr weit kommt. Wir leben nicht mehr im zwanzigsten Jahrhundert, warum sollten wir uns so verhalten?«
    »Also«, grinste Leo, »ich glaube, die Wurzeln der Mafia liegen schon ziemlich weit in der Vergangenheit.«
    Colin winkte ab. »Du hörst mir gar nicht zu.«
    »Doch«, widersprach Leo. »Aber du dir selbst nicht.«
    Zwei Wochen vor Weihnachten zog man Leo aus dem Neckar. Er hatte Kabelbinder um Hals und Handgelenke.
        
     

Fraport, 5. Juli 2026
     
    »Willkommen auf dem größten Flughafen Europas«, sagte die Hostess, die neben dem Ankunftsgate die Reisenden begrüßte.
    »Gebaut auf gerodetem Wald und zwangsgeräumten Siedlungen«, murrte Tier.
    »Klappe!«, versetzte James Bond. »Wir sind hier, um zu feiern, nicht um festgenommen zu werden.«
    Colin sagte gar nichts, weil er sich im Flieger eine 3D-Droge reingezogen hatte und sein Sprachzentrum vorübergehend nur Wörter enthielt, die er lieber für sich behielt.
    »Die Tussi hat ne Knarre, ne Knarre hat die Tussi«, stieß Tier hervor. »Wir sind eindeutig in Frankfurt, es stinkt nach Techno.«
    Der Drummer sagte die Wahrheit, fand Colin. Die Hostess trug einen Taser am Gürtel und stand in einem Sicherheitskreis, der gelb auf dem Boden markiert war. Jedes unbefugte Betreten würde einen Alarm auslösen.
    Am Ende des Ganges, am Eingang zum Terminal, standen drei Fraport-Sicherheitsleute in voll digitaler Plastikuniform. Darüber trugen sie die charakteristischen neongelben Leibchen. Als die Band näher kam, wurden tragbare Röntgengeräte, RFID-Scanner und Maschinenpistolen sichtbar.
    »Geht langsamer«, raunte Lars-Peter von hinten. Dabei war er es, der am ganzen Körper zitterte, als würde er gleich hopsgenommen. Der Tourmanager kümmerte sich um alles, wusste um die große Zukunft seiner Schützlinge und schleppte ganz offensichtlich einiges an historischem Ballast mit sich herum. Mit einem schneeweißen Stofftaschentuch wischte er sich Schweiß von der hohen Stirn, zupfte an seiner Krawatte und setzte ein übertriebenes Lächeln auf, das »Ich bin harmlos!« bedeuten sollte, stattdessen jedoch lediglich »Ich versuche, harmlos zu wirken« schrie.
    Glücklicherweise waren die Sicherheitsleute unter ihren Helmen anderweitig beschäftigt oder sie planten, Lars-Peter vor weniger Publikum zu erschießen.
    Ein
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