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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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Saitenquäler, der all seine Haare einbüßte, als er die Bestie von Brüssel in der Vorhölle der Agrarsubventionen bekämpfte – James Bond!«
    Blondy klatschte begeistert, und der Journalist machte mit.
    Colin senkte die Stimme. »In Wirklichkeit heißt er James-Markus Günclü und kümmert sich täglich zwei Stunden um seinen Bart, der ein wirklich einmaliges Kunstwerk darstellen soll, aber ein geiler Gitarrist ist er ohne Zweifel.«
    »Arschloch!«, gab James zurück.
    »Und hier«, fuhr Colin fort, jetzt wieder mit Bühnenstimme, »an unserem Drumcomputer, der gnadenlose Krachmacher der Nation, brachial und auf ewig unfrisiert: Das Tiiiiier!«
    Blondy johlte.
    »Badada tamm ta ba-da-bumm«, trommelte Tier auf dem Tresen.
    »Eigentlich heißt er Siegfried.«
    »Siegfried, äh, wie weiter?«, wollte Spanisch wissen.
    »Sag ich nicht«, nuschelte Tier und sah weg.
    »Karpac«, half Blondy.
    »Du bist hervorragend informiert«, lobte Spanisch. »Und wer bist du , wenn ich fragen darf?«
    Blondy sprang auf und warf die Arme in die Luft. »Ich bin Blondy, die intime Gesellschaft der einsamen Nächte des geilsten Crap-Metal-Bandleaders der schrottigen Zwanziger, des genialen Improvisators … Colin Freeeeee!«
    »Kannst du alles so gut wie das?«, grinste Colin.
    »Nö«, sagte Blondy, »besser.«
    »Natürlich«, grunzte James und gestikulierte unzweideutig. »Also, Chef, was ist jetzt mit dem Zeug am Start?«
    »Absolut«, nickte Spanisch und zauberte ein Pillendöschen hervor.
    »Der Kandidat hat hundert Punkte«, beschied James. Als er den Inhalt des Döschens erkannte, korrigierte er sich: »Was red ich: tausendfünfhundert!«
    »Mädels!«, rief Lars-Peter und winkte mit mehreren Keycards, »Mittagspause bis zum Konzert!«
    »Vergiss die Zimmer, wir bleiben hier«, verkündete James mit glücklichem Gesicht. »Müssen uns vorbereiten. Mental und psychisch vor allem.«
    Lars-Peter ließ die Schultern sinken. »Nimm nichts Stufe drei oder höher, ja?«
    »Ich bin Stufe vier«, erklärte Blondy und streckte die Brüste vor.
    »Ohne jeden Zweifel«, sagte Spanisch und knipste sie.
    »Heda, Bedienung! Einen Humpen Äppelwoi für unseren Manager!«
    »Oh-nein-oh-nein …«, schluchzte Lars-Peter. »Ihr seid mein Untergang!«
    »Nein, das ist immer noch sie .«
    »Nein, er .«
    »Wir!« , übertönte Colin seine Band. »Wir sind der Untergang! Wir sind SchrottT!«
        
     

Ruhrstadt, vielleicht mittags
     
    »Gut, gut«, sagt Albert Ralfs. »Ich stelle für das Protokoll fest, dass der Informationsträger kooperiert hat. Den Nutzen der erlangten Informationen mögen andere beurteilen. Zeit für Mittagessen.«
    »Mahlzeit«, sagt der Uniformierte mit der Steinfaust.
    Colin fragt lieber nicht, ob er auch etwas zu essen bekommt. Er weiß nicht einmal, ob er Hunger hat, denn falls es entsprechende Signale seines Magens geben sollte, kommen die nicht gegen die vielen Nachrichten von anderen Körperteilen an, die deutlich ernstere Probleme haben.
    Plötzlich taucht ein Gesicht in Colins Blickfeld auf. »Können Sie mich verstehen?«
    »Ja«, krächzt Colin.
    Das Gesicht bleibt unbewegt. »Gut. Ich werde jetzt die Fesseln lösen, dann werden Sie aufstehen, ein paar Schritte gehen und sich an den Metalltisch in der Ecke setzen. Haben Sie mich verstanden?«
    Colin bejaht erneut. Er hört, wie sich der Uniformierte an den Metallbügeln zu schaffen macht – spüren kann er fast nichts. Vorhin, als seine Aufpasser Kaffeepause gemacht haben, hat er fast das Bewusstsein verloren. Es dauerte schätzungsweise mehrere Tage, bis die Männer wieder auftauchten, um mit der Befragung fortzufahren. Eine relativistische Nahtoderfahrung ohne Milch und Zucker.
    »Sie können jetzt aufstehen«, sagt der Uniformierte.
    Colin probiert es, aber seine Beine gehorchen ihm nicht. »Ich kann nicht …«
    »Herrgott, sind Sie ein Weichei! Hören Sie, ich werde Sie nicht rübertragen. Entweder Sie schaffen das alleine oder wir werfen Ihr Mittagessen in den Abfall.«
    »Mittagessen …?« Es gelingt Colin, den Kopf zu heben. Er sieht den Tisch in der Ecke, von dem die Rede ist. Darauf steht ein Tablett mit einem Plastiknapf, der mit Alufolie verschlossen ist. Es könnte sich tatsächlich um Nahrung handeln. Vielleicht für einen Hund, vielleicht aber auch für einen Menschen. Colin beschließt nachzusehen. Als Erstes aber zieht er sich die Boxershorts hoch.
    Es dauert eine ganze Weile, bis er die Beine von der Liege baumeln lässt und aufrecht
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