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Schreien staerkt die Lungen

Schreien staerkt die Lungen

Titel: Schreien staerkt die Lungen
Autoren: Martin Beck
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dem Internet und »gute Tipps« von Bekannten oft von zweifelhafter Qualität. Lassen Sie sich nicht verunsichern! Ihr Kinderarzt kennt Ihr Kind persönlich, er weiß, welche Krankheiten es schon durchgemacht und wie es sich entwickelt hat. Aber selbst ohne Ihr Kind bisher gut zu kennen, kann er vieles einordnen.
    Auch bei Erziehungsfragen kann Ihnen der Kinderarzt helfen. Dabei ist es übrigens egal, ob er selbst Kinder hat oder nicht. Er berät in seiner Praxis einfach sehr viele Familien mit ähnlichen Fragen und Problemen. Ein Kinderarzt entwickelt EINE GANZ EIGENE INTUITION und ein Gespür für seine jungen Patienten, nicht nur in medizinischer Hinsicht.
    Wenn Sie also von allen möglichen Seiten unterschiedliche Tipps bekommen, wenn Ihrem Kind von Bekannten schlimme Diagnosen gestellt werden oder wenn Sie gefragt werden, ob Ihr Kind sich wirklich in einem normalen Tempo entwickelt: Vertrauen Sie Ihrem Kinderarzt!

→ »Wir nehmen, was kommt«, sagen werdende Eltern gern. Damit meinen sie, dass es ihnen egal ist, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen. Sie zeigen sich als die gelassenen, annehmenden Menschen, die sie als Eltern gern sein möchten. So haben wir es auch getan. Nach der Geburt unserer ersten Tochter überwältigten uns dann die atemberaubende Zerbrechlichkeit des Neugeborenen und die große neue Verantwortung für das unbekannte Wesen.

Sorgen und Fragen der ersten Tage
    »Wann kann mein Baby eigentlich etwas sehen?«, fragt mich eine Mutter bei der ersten Untersuchung. »Ab der ersten Sekunde«, antworte ich. Die ersten Tage als Eltern werfen HUNDERTE FRAGEN auf. Schon jetzt fürchten viele Eltern, etwas zu übersehen oder falsch zu machen. Um diese Sorgen zu mildern, gilt es jetzt vor allem, das Baby kennenzulernen, seine Lebensäußerungen zu verstehen.
    Schon um die Schwangerschaft ranken sich viele Mythen und Märchen. Seit der Idee der sogenannten sanften Geburt wird heute vieles anders gehandhabt als noch vor 30 Jahren. Aber in den Köpfen werdender Eltern stecken auch noch Meinungen der Großelterngeneration. Auch mir fiel es trotz meines damals gerade abgeschlossenen Medizinstudiums schwer, alles einzuordnen, was wir oder andere bei unserem Neugeborenen beobachteten. Nie sind unsere Sorgen so groß wie in den ersten Tagen – medizinisch sind sie aber meist unbegründet.
    01 Babys müssen nach der Geburt schreien
    → Vielleicht haben Sie auch noch ein Foto davon in Ihrem ersten Album: Als Neugeborene wurden wir, kaum auf der Welt, an den Füßen hochgehalten, und uns wurde ein KLAPS AUF DEN PO gegeben. Das sollte unseren ersten Schrei beschleunigen – und das tat es auch!
    Aber warum war dieser Schrei so wichtig? Wer schreit, schnappt nach Luft, und das heißt: Das Baby beginnt mit seinem ersten Schrei zu atmen, die Lunge entfaltet sich, und der Kreislauf stellt sich auf das Leben außerhalb des Mutterleibs um. Ein brüllendes Neugeborenes galt also als gesund und lebenstauglich, die Mutter und die Geburtshelfer konnten aufatmen. Blieb der Schrei dagegen aus, so wurde das Schlimmste befürchtet.
    AUS DER PRAXIS
    Die erste Beurteilung durch den Apgar-Score
    Beim Neugeborenen ermitteln Hebamme und Geburtshelfer die Apgar-Werte, benannt nach der US-amerikanischen Anästhesistin Virginia Apgar, die sie 1952 vorstellte. Atmungs- und Kreislaufprobleme nach der Geburt, die bei zu langem Abwarten gefährlich würden, können mit der Beurteilung nach Apgar schnell erkannt und leicht behandelt werden. Die Geburtsbegleiter vergeben Punkte für Aussehen, Puls, Atmung, Reflexe und Muskelspannung des Babys. Bis zu zehn Punkte werden insgesamt vergeben und ins Untersuchungsheft eingetragen. Die Werte werden nach 1, 3, 5 und 10 Lebensminuten bestimmt. Nur der 10-Minuten-Wert sagt etwas aus über einen eventuellen Sauerstoffmangel unter der Geburt. Und da ist alles von 7 bis 10 Punkten in Ordnung, bei Frühgeborenen auch weniger. 10 Minuten hat das Neugeborene also Zeit, um »anzukommen«!
    Bei uns hat sich übrigens folgende Merkhilfe zu den fünf Apgar-Komponenten verbreitet: A tmung, P uls, G rundtonus (Muskelspannung), A ussehen, R eflexe.
    Heute wissen wir: Der Klaps war sinnlos. Babys müssen nicht nach der Geburt schreien, damit man feststellen kann, dass alles in Ordnung ist. DEN ERSTEN ATEMZUG tun sie auch, ohne einen Schrei auszustoßen. Auch dann stellt sich die Sauerstoffversorgung des Kreislaufs von der Nabelschnur auf die Lunge um. Ein Neugeborenes, das man direkt auf den
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