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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz
Autoren: Alice Castle
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den sie mir seit meiner Rückkehr zugeschustert hatte. »In Ordnung, Denise, aber ...« Während ich ver suchte,einen Einwand zu formulieren, der nicht als
    solcher auftrat, schob ich mir das vorletzte Stück Schokokeksriegel in den Mund.
    »Nichts aber! Das wird toll. Wir werden Vorher Nachher-Bilder verwenden, um zu zeigen, wie schlecht es um sie steht. Dazu ein paar Tipps, wie sie sich wieder in Form bringen kann, eine Auflistung der SchönheitsOP-Alternativen – Implantate, Lifting, Haarverlängerung, Zahnbleaching – der Chefredakteur wird begeistert sein. Bis zur Mittagspause, in Ordnung?« Denise bedachte mich mit einem Sekundenlächeln und stöckelte zurück zu ihrem Platz, wobei ihre Stiefelabsätze tiefe Furchen im altrosa Teppich hinterließen.
    »Wo genau liegt das Problem?«, zischte Lou, sobald Denise außer Hörweite war. »Ich meine, ein paar Tage nach der Geburt ... kein Wunder, dass die Ärmste scheiße aussieht.«
    »Hm.« Was sollte ich darauf sagen? Da ich selbst erst kürzlich die Erfahrung gemacht hatte, wusste ich nur zu gut, wie schnell eine bezaubernde Frau von fünfunddreißig sich durch ein winziges Baby in eine Gestalt aus dem Gruselkabinett verwandeln kann. Andererseits bestand meine Lebensaufgabe im Gegensatz zu Cherry Brown ja auch nicht darin, gut auszusehen. Die Gute ließ hier gerade nicht nur sich selbst, sondern auch uns hängen. Beinahe gegen meinen Willen fing ich an, Denises Sichtweise einzunehmen. Irgendwie unheimlich, aber das war nun mal mein Job. Außerdem handelte es sich ausnahmsweise um einen Auftrag, für den ich meinen Schreibtisch nicht verlassen musste. Überraschenderweise begann ich, mich für die Sache zu begeistern. »Vergiss nicht, dass Cherry sich vor Kindermädchen kaum rettenkann. Vermutlich hat sie das Baby nicht ein Mal gesehen, seit sie aus dem Krankenhaus zurück ist. Und sie muss doch wissen, dass die Paparazzi rund um die Uhr vor ihrer Tür herumlungern«, erklärte ich einer zunehmend sprachlosen Louise. »Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass dich ein Foto von Madonna mit Cellulitis völlig kaltlassen würde? Oder Kate Moss mit schlaffen Knien und Krähenfüßen?«
    »Sie hat aber keine ...?«
    »Na bitte. Womit bewiesen wäre, dass es sich lediglich um ganz normale, gesunde, menschliche Neugier handelt. Da ist gar nichts dabei.«
    Louise schnaubte missbilligend und verschwand hinter ihrer Trennwand. Wenn es um andere ging, besaß sie einen ausgeprägten Sinn dafür, was sich gehörte. In Bezug auf ihr eigenes Verhalten hatte sie jedoch nicht die geringsten moralischen Bedenken. Aber so war das eben. Lou glich einer edlen Trüffelpraline: außen unschuldige Kakaopuderschicht, innen reichhaltige Butter-SahneCreme, die mit einer tödlichen Menge Schnaps versetzt war.
    In diesem Moment gesellte sich das fehlende Mitglied unseres Trios zu uns: Peter O'Shaughnessy. Peter, genannt Pete, war einer der besten Journalisten der Zeitung. Er saß neben Louise und mir und war ein absoluter Goldschatz, ein echter Knusperriegel. Nur ein kleiner Bissen dieser köstlichen, verbotenen Cadbury-Schokolade und man war süchtig. Stets schmolz er viel zu schnell dahin, verschwand auf geheimnisvolle Weise, während man sich bereits nach mehr sehnte. Seine Lebensaufgabe war das Recherchieren von Verschwörungstheorien. Konkret be deutetedas, dass Pete seit dem 31. August 1997 täglich den Morast von Behauptung und Gegenbehauptung im Zusammenhang mit Prinzessin Dianas Tod durchpflügte. Gerichtliche Untersuchungen zur Todesursache kamen und gingen, während Pete nach wie vor bis zu den Ellbogen in Intrigen steckte. Falls er nicht gerade der heißen Spur eines weißen Fiats folgte, besaß er die Fähigkeit, jede Frau in seinem Umfeld glauben zu lassen, er sei ein klein wenig in sie verliebt. Dabei kam ihm sein irischer Akzent sehr gelegen. Obwohl er in London aufgewachsen war, gelang es ihm, jede Unterhaltung mit seinem singenden Tonfall, einer hauchzarten Andeutung von grünen Wiesen, malerischen Dörfern und jeder Menge Kneipenspaß zu würzen. Was sämtliche Frauen unter hundertsechzig absolut unwiderstehlich fanden. Ich persönlich vermutete schon lange, dass er in Louise mehr als nur ein bisschen verknallt war. Die wiederum war jedoch viel zu entschlossen, den Falschen zu finden, um sich auf Pete einzulassen.
    »Pete, sag mir doch bitte, wer einen Artikel lesen würde, in dem es darum geht, dass Cherry ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat.« Ich sah
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