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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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erste Mantelseite der nächsten Ausgabe füllen.
    *
    Am nächsten Morgen las Leon Fabry die rührende Geschichte von der Rettung der entführten Anna Stern in der Zeitung. Die Fotos waren eindeutig. Meyer war also gefasst worden und es war nur eine Frage der Zeit, bis er auspacken würde.
    Ich muss hier weg, dachte Fabry. Die Polizei hatte die Observierung seines Hauses nach der Festnahme Meyers eingestellt, die Gelegenheit war also günstig.
    Fabry holte die Dokumententasche mit den Bankunterlagen und den Ausweisen aus dem Versteck, packte notwendige Dinge wie Kleidung und Waschutensilien in eine Reisetasche und setzte sich in seinen Wagen. Sein Fluchtplan stand schon seit Jahren fest, denn es war ihm klar gewesen, dass Meyer und er dieses Spiel nicht ewig würden spielen können.
    Fabry warf einen letzten Blick auf sein Haus. Er würde es verkaufen, sobald er in Sicherheit war.
    Fabry vergewisserte sich erneut, dass ihn niemand beobachtete, startete den Motor und fuhr los. Unterwegs sah er mehrere Male in den Rückspiegel – niemand verfolgte ihn. Sie konzentrieren sich jetzt mit allen Kräften auf Meyer, dachte er, und das ist gut so. Das verschafft mir Zeit, mein nächstes Leben einzurichten.
    *
    Kay Schaumkuss saß beim Frühstück und war stolz auf sich. Es war immer wieder ein erhabenes Gefühl, den eigenen Namen in der Autorenzeile zu lesen. Ein Exklusivbericht von Kay Schaumkuss.
    Der Chefredakteur hatte ihm den Posten des zweiten Chefreporters in Aussicht gestellt.
    Er las seinen Artikel Wort für Wort und fand, dass er geniale Formulierungen gefunden hatte. Natürlich lobte er die Polizei über den grünen Klee für ihren schnellen und beherzten Zugriff, hatte aber auch nicht vergessen, seine eigene Rolle und die Drohne zu erwähnen. Das Foto mit Anna Sterns ängstlichem Gesicht hinter dem Fenster machte sich gut.
    Chefreporter! Er hatte es geschafft.
    *
    Vor der Tür schob ein Polizist Wache. Kant grüßte den Kollegen und trat ein. Anna musste eine Aussage machen. Am Tag vorher war sie noch nicht dazu in der Lage gewesen.
    Sie saß aufrecht im Bett, als Kant das Krankenzimmer betrat. Die Wunden im Gesicht waren versorgt und geklammert worden, auf der lädierten Braue klebte ein Pflaster. Doch ihre Augen waren wach und der Blick nicht mehr so verschleiert wie am Tag zuvor.
    Â»Anna, wie geht es dir?« Er nahm ihre Hand.
    Â»Ich fühle mich wie neugeboren. Dem Tod sozusagen von der Schippe gesprungen.«
    Â»Es tut mir so leid, dass ich dir das nicht ersparen konnte«, sagte Kant zerknirscht. »Aber Meyer war völlig unverdächtig. Ich hatte mich zu früh auf Fabry festgelegt. Bist du in der Lage, eine Aussage zu machen?«
    Â»Natürlich. Möchtest du einen Saft? Sie verabreichen mir hier hohe Dosen Vitamine. Dabei hätte ich lieber einen Kaffee.«
    Er zog los, ließ sich den Weg zum Automaten zeigen und kehrte mit zwei Bechern Kaffee zurück.
    Â»Hier. Milch, ohne Zucker.«
    Sie lächelte und berichtete endlich, was sich in der Kunsthalle und danach abgespielt hatte.
    Â»Wie ich in den Schuppen gekommen bin, weiß ich nicht. Er hat mir Schlafmittel verabreicht.«
    Â»Veronal«, nickte Kant. »Wie zuvor Maja Schneider und Belinda Stork.«
    Â»Habt ihr Meyer schon vernommen?«, fragte sie.
    Â»Nein, das steht für heute Nachmittag an. Zurzeit untersuchen die Kollegen noch das Gelände. Wir brauchen handfeste Beweise, dass Meyer die zwei Frauen getötet hat. In deiner Sache käme er sonst mit einer Strafe wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung davon.«
    Â»Was war in dem Karton?«
    Â»Ein Kostüm. Mittelblau mit gelbem Kragen.«
    Â»Das Kleid vom Vermeer-Gemälde. Er wollte es mir anziehen, bevor er mich tötete.« Sie schauderte.
    Kants Handy klingelte. Er schaute auf das Display. »Die Kollegen. Ich muss rangehen.«
    Die Nachricht, die er erhielt, bedeutete vielleicht den ersehnten Durchbruch.
    *
    Leon Fabry erreichte den Amsterdamer Flughafen Schiphol, ohne in einen größeren Stau zu geraten. Er buchte einen Flug nach Madrid, selbstverständlich unter falschem Namen. Die Ausweispapiere hatte er sich schon vor langer Zeit beschafft.
    Er musste zwei Stunden warten. Er setzte sich in ein Internetcafé und las die Onlineausgaben mehrerer Zeitungen. In allen war die Entführung und Rettung von Anna Stern ein großes Thema. Meyer war auf einigen
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