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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Fotos gut zu erkennen. Foto: Kay Schaumkuss – so stand es auf einem Insert, das eingeblendet wurde. Der schmierige Schreiberling war also noch immer im Geschäft.
    In keinem der Berichte wurde der Name Fabry genannt. Meyer hatte also noch nicht gesungen oder die Polizei machte nicht alles öffentlich.
    Fabry googelte die E-Mail-Adresse des Polizeipräsidiums heraus und formulierte eine Nachricht an Kant.
    Lieber Herr Hauptkommissar,
    ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Erfolg. Es freut mich, dass Sie eingesehen haben, dass ich mit den Morden nichts zu tun habe. Herr Meyer ist mir allerdings nicht unbekannt, da ich dem Trägerverein der Kunsthalle angehöre. Bitte grüßen Sie Frau Stern von mir und versichern Sie ihr meine tiefe Ergebenheit und uneingeschränkte Sympathie. Ich begebe mich jetzt auf eine längere Auslandsreise, da mich Ihre Verdächtigungen sehr belastet haben und ich mich erholen muss.
    Hochachtungsvoll Leon Fabry
    Kurz bevor er in den Flieger stieg, versandte er die Mail. Man würde feststellen, dass er den Brief von Schiphol aus geschrieben hatte, doch das machte nichts. Seinen neuen Namen würden sie so schnell nicht herausbekommen.
    *
    Â»Kommen Sie«, sagte der Spurensicherer und ging voran. »Sie ist hinter dem Schuppen verscharrt worden.«
    Kant folgte dem Mann. Rechtsmediziner Dr.   Bornemann stand vor einer Grube, in der ein Körper lag, der noch halb von Erde bedeckt war. Die Plastikfolie über dem Kopf war ausgeschnitten worden und ein Totenschädel sichtbar.
    Â»Zweifellos eine Frau«, stellte Bornemann fest. Der Schädel hatte lange, blonde Haare.
    Â»Das war um ihren Hals gebunden.« Bornemann reichte dem Kommissar eine Goldkette mit einem Medaillon.
    Kant öffnete es: Jens Hackmann blickte ihm lachend entgegen.
    Â»Elke Hackmann«, stellte Kant fest. »Wir müssen den Ehemann informieren. Kannst du schon etwas darüber sagen, wie sie getötet wurde?«
    Â»Erst, wenn sie auf dem Tisch liegt«, antwortete Bornemann. »Und nach sechs Jahren in der Erde darfst du nicht viel erwarten, auch wenn sie in Plastik verpackt war.«
    *
    Â»Das ist alles ein Missverständnis«, behauptete Meyer. »Ich hab Frau Stern zwar entführt, aber töten wollte ich sie keinesfalls. Ganz im Gegenteil. Ich wollte sie retten.«
    Kant traute seinen Ohren nicht. Der Kerl hatte vielleicht Nerven!
    Â»Vor wem wollten Sie sie retten?«
    Â»Vor Fabry.«
    Fassungslos schüttelte Kant den Kopf.
    Â»Sie glauben mir nicht?«, legte Meyer nach. »Fabry ist der irre Serienkiller – nicht ich!«
    Â»Interessant. Und welche Rolle spielen Sie?«
    Â»Das ist eine lange Geschichte«, entgegnete Meyer.
    Â»Wir haben alle Zeit der Welt. Also?«
    Â»Ich kenne Leon Fabry schon seit meiner Jugend. Er hatte eine schwere Kindheit. Er wurde von seiner Mutter systematisch gequält.«
    Â»Woher kennen Sie ihn?«
    Â»Wir waren Schulkameraden. In einem Internat. Er war schon immer etwas seltsam und die anderen Kinder ärgerten ihn – und noch mehr, nachdem sie ihn mal in Mädchenkleidern erwischt hatten. Ich schützte ihn, so gut ich konnte. Ich habe Durst. Könnte ich wohl ein Glas Wasser bekommen?«
    Kant drückte auf die Taste des Gerätes, das den Verhörraum mit dem Büro verband, und bestellte etwas zu trinken. Meyer will Zeit gewinnen, um eine Geschichte zu erfinden, dachte er.
    Â»Sie haben Fabry also beschützt. Wie ging es weiter?«
    Â»Wir verloren uns aus den Augen. Bis ich seine Tante zufällig wiedertraf. Ich kannte sie, denn Leon und ich hatten sie mehrfach besucht. Sie schneiderte historische Kostüme – von ihr hatte Leon diese Leidenschaft für schöne Kleider und Stoffe übernommen.«
    Â»Wann haben Sie den Kontakt aufgefrischt?«
    Â»Vor ungefähr zehn Jahren«, erklärte Meyer. »Ich hatte den Job in der Kunsthalle angenommen. Fabry kam ja aus Berghof und er lebte noch immer dort.«
    Â»Und dann haben Sie beide sich zusammengetan, Frauen entführt und getötet?«, fragte Kant ungeduldig.
    Â»Nein. Fabry hat mich da reingezogen. Er hat mich erpresst.«
    Â»Womit?«
    Â»Ich habe versehentlich eine Frau umgebracht. Es war ein Unfall. Und Fabry hat mich dabei beobachtet und Fotos gemacht.«
    Ein Mineralwasser und zwei Gläser wurden gebracht. Die Polizistin überreichte Kant außerdem ein Blatt Papier. Es war ein Ausdruck der
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