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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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leichte Schärfe in Mays Stimme war nicht zu überhören. Sie war freundlich und liebenswürdig, aber sie hatte ihren eigenen Willen, und sie dachte nicht daran, das Haus
    mit deutschen Fräuleins zu füllen. Sie sah in Gedanken eine ganze Schar Brunhilden und Loreleien vor sich. »Du mußt ihr absagen«, wiederholte sie.
    »Das geht nicht«, erklärte Gaylord rundheraus. »Das wäre nicht anständig!« O Gott, dachte May. Ihr Sohn klammerte sich stets wie ein Blutegel an seine Prinzipien. Und im Grunde bewunderte sie das ja auch - nur machte es das Zusammenleben etwas schwierig. Sie seufzte, stellte das elektrische Bügeleisen ab und setzte sich. Das Gespräch mit Gaylord würde Zeit erfordern - Zeit und Takt. »Erzähl mal von ihr«, sagte sie.
    »Sie heißt Christine. Sie spielt Klavier und Tennis und kann unheimlich gut reiten. Sieht auch ganz gut aus, für ein Mädchen jedenfalls.«
    »So? Wirklich? Wenn sie dann auch noch ein bißchen kochen und saubermachen kann, dann wäre sie ja geradezu die ideale Hilfe.« Ihr Blick wurde härter. »Aber zu uns kommt sie nicht, Gaylord.«
    Das frische Gesicht ihres Jungen lief rot an unter der Sonnenbräune. »Aber ich hab ihr doch gesagt, sie könnte kommen, Mutter.«
    »Dazu hattest du nicht das Recht. Wie kannst du so etwas einfach über meinen Kopf hinweg abmachen? Du mußt ihr gleich schreiben, daß sie nicht kommen kann.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihre Adresse nicht weiß.«
    »Du bist ein Dummkopf, Gaylord!« sagte sie wütend. »Du weißt nicht einmal ihre Adresse und lädst sie ein - in mein Haus!«
    »Oh, wo sie wohnt, das weiß ich. Ich bin dort gewesen. Es ist ein Schloß in Bayern. Aber in Bayern gibt es haufenweise Schlösser.«
    Sie sah ihn böse an. »Und du hast tatsächlich zu ihr gesagt, sie könnte kommen?«
    »Ja.« Er blickte so beleidigt drein, wie er nur konnte. »Weil du immer gesagt hast, du wolltest ein Au-pair-Mädchen haben.«
    »Um Himmels willen, aber das war vor zehn Jahren.«
    »Ich konnte ja nicht wissen, daß du es dir anders überlegt hast«, erwiderte er vorwurfsvoll.
    May suchte und fand einen Strohhalm, an den sie sich halten konnte. »Na, ihre Eltern werden sie doch sicher nie nach England fahren lassen, ohne vorher an mich zu schreiben. Sie wissen doch gar nichts über mich.«
    »Doch, ich glaube, sie lassen sie, Mutter. Christine sagt, ihre Mutter ist sehr streng und nimmt so etwas sehr genau. Aber sie hat zu ihr gesagt, du wärst eine Cousine der Königin.«
    Es kam nicht häufig vor, daß es May die Sprache verschlug. Jetzt war es soweit. Sie starrte ihren Sohn nur wortlos an.
    Gaylord erklärte: »Sie hat irgendwo gelesen, daß in England jeder irgendwie weitläufig mit der Königin verwandt ist. Klingt durchaus glaubhaft«, schloß Gaylord etwas lahm.
    »Das kann ja sein. Aber hat sie ihren Eltern auch gesagt, daß ich diese Ehre mit zwanzig Millionen anderen Engländerinnen teile?«
    »Nein, das wahrscheinlich nicht.«
    May schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: »Und du redest von Anstand.«
    »Aber Christine ist ein anständiges Mädchen, Mutter«, sagte Gaylord hastig. »Du würdest es ihr sofort ansehen.« Und leise, als spräche er zu sich selbst, fügte er hinzu: »Es steht in ihrem Gesicht geschrieben.«
    May glaubte es, merkwürdigerweise. Sie glaubte Gaylord immer.
    Die Tür ging auf, und der alte John Pentecost kam herein. »Hallo - was ist denn los mit euch? « rief er, als er ihre bedrückten Gesichter sah. Er mischte sich immer gern ein, wenn es irgendwo eine Meinungsverschiedenheit gab. Er verlangte Erklärungen und gab zu allem seinen Senf dazu, bis zum Schluß das Durcheinander noch größer und die Gesprächspartner verbittert waren, während er in dem Gefühl davonging, daß man seiner, sobald er zur Tür hinaus war, liebevoll als des »weisen alten Mannes und Friedensstifters« gedachte.
    »Gaylord hat in den Ferien in Deutschland ein Au-pair-Mädchen für uns angeheuert!« sagte May.
    Opas weiße Schnurrbarthaare sträubten sich. »Du kannst sie gleich wieder feuern. Ich will hier keine Au-pair-Mädchen. Nicht in meinem Haus! Die sitzen bloß den ganzen Tag rum und dudeln Schallplatten und streichen sich das Haar aus den Augen.«
    »Christine nicht!« sagte Gaylord aufgebracht.
    Der alte Mann beachtete ihn nicht. Mit erhobenem Zeigefinger sagte er zu seiner Schwiegertochter: »Sieh zu, daß sie gar nicht erst herkommt, May. Jack Walters hatte auch mal eine. Und
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