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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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Nachmittag kam Roger Miles zu Gaylord und sagte: »Du, Pentecost, ich finde, diese Pfadfinder nehmen hier alles reichlich ernst. Jeder Berg muß erklettert werden - man kann’s auch übertreiben. Wollen wir uns nicht mal allein in die Büsche schlagen?«
    Eine seltene Ehre, so ein Vorschlag. Gaylord machte Sandwiches zurecht, füllte eine Thermosflasche mit Tee, packte alles in seinen Rucksack, und sie machten sich auf den Weg.
    Gaylord war tief beeindruckt von der großartigen Umgebung. Der Wald, dahinter hin und wieder ein schimmernder Schneegipfel, die Stille und dann ein schmaler tanzender Bach. - Gaylord, der gerade die Kindheit hinter sich gelassen hatte, konnte kaum glauben, was er ringsum sah.
    Und dann war er plötzlich wieder ein Schuljunge: Er nahm den Rucksack ab und begann zu laufen. Roger setzte sich ebenfalls in Trab. »Fang!« rief Gaylord und warf ihm den Rucksack zu: Roger fing ihn auf, lief nach vorn und warf ihn dann zurück. Sie rannten weiter und ließen sich keuchend auf einer Wiese an einem kleinen See fallen. Dann zogen sie sich hastig aus, gingen ins Wasser und schwammen im See. Ein paar
    Wasservögel flogen entrüstet auf. Als sie wieder angezogen waren, aßen sie, was sie mitgebracht hatten, und lagen auf der Wiese in der Sonne.
    Bis auf einmal ein Schatten über den Wald fiel und ein kühler Wind die Oberfläche des Sees kräuselte. Gaylord blickte besorgt zum Himmel auf. Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden. »Miles...?« sagte Gaylord.
    »Was?«
    »Weißt du den Rückweg?«
    Roger lag auf dem Rücken, die Hände im Nacken verschränkt. Jetzt hob er den Kopf und blickte Gaylord an. »Nein«, sagte er. »Und du?«
    »Ich auch nicht.«
    Sie gingen los. Vor ihnen lagen Berge und Bäume und Waldwege genau wie vor Stunden, als sie hergekommen waren.
    Plötzlich hörte Gaylord in der drohenden Stille der Wälder ein noch drohenderes Geräusch. »Was ist das?« fragte Gaylord verzagt.
    »Pferde«, sagte Roger. »Sicher die Walküren persönlich!« Er packte seinen Freund an der Schulter. »Laß dich bloß nicht mitschleppen, Gaylord!«
    Und da erschien das Pferd auf dem Weg vor ihnen, und der Reiter zog die Zügel an. Es war gar kein Reiter, es war eine Reiterin. Sie beugte sich herab, klopfte ihrem Pferd den Hals und sagte etwas zu Roger auf deutsch.
    »Hier bist du dran, Pentecost«, sagte Roger bedauernd. »Du kannst Deutsch.«
    Gaylord sah das Mädchen an. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Wir sind Engländer, und wir haben uns... wir haben…«
    »Sie können Englisch mit mir sprechen«, sagte das Mädchen auf englisch.
    »Sie sprechen aber prima englisch«, sagte Roger. Ausländer, so glaubte er, wollten immer gelobt sein, auch in ihrem eigenen Land.
    »Ja, natürlich«, antwortete das Mädchen.
    »Wir haben uns verlaufen«, sagte Gaylord. Er wollte endlich zur Sache kommen.
    »Verlaufen? Wo wollen Sie denn hin?«
    »Das wissen wir nicht«, gab Gaylord kleinlaut zur Antwort.
    »Das macht die Sache allerdings etwas schwierig«, meinte das Mächen mit ernstem Gesicht und versetzte dem Pferd einen leichten Schlag auf den Hals. Das Pferd bebte und stampfte mit dem Fuß. Das Mädchen sah wieder Gaylord an.
    »Sie haben ein tolles Pferd«, sagte Roger, der sich etwas vernachlässigt vorkam.
    Das Mädchen reagierte nicht darauf. »Sie müssen zu uns nach Hause kommen«, sagte sie. »Ich heiße Christine Haldt. Warten Sie, wir gehen zusammen. Es ist nicht weit.«
     

3
     
    Und nun also war Gaylord aus Deutschland zurückgekommen. »Du, Mutter«, sagte er zu May, »du wolltest doch immer ein Au-pair-Mädchen haben, weißt du noch?«
    »So? Wollte ich das?«
    »Ja, das hast du immer gesagt, weißt du nicht mehr?«
    »Doch, jetzt weiß ich wieder. Das muß vor zehn Jahren gewesen sein. Du warst damals ein kleiner Junge, und Amanda lag noch im Kinderwagen.«
    Wenn Mutter ihn doch nicht jedesmal, sobald er etwas Wichtiges zu verkünden hatte, so geschickt ins Abseits schieben wollte! Leicht pikiert sagte Gaylord: »Na, jedenfalls hab ich eins für dich.« Erwartungsvoll strahlte er sie an.
    »Aber, Junge, ich will doch gar keins!« protestierte May. »Damals ja. Aber heute - nein!« Welche Mutter eines halbwüchsigen Jungen würde wohl ein Au-pair-Mädchen ins Haus nehmen?
    Gaylord war tief enttäuscht. Daß die Erwachsenen immer ihre Meinung ändern mußten! »Ich hab ihr aber gesagt, daß sie kommen soll«, teilte er seiner Mutter mit.
    »Dann mußt du ihr wieder absagen.« Die
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